Inoffiziell zusammen

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Seine Arme um mich wurden lockerer, bis er sie dann schlussendlich von mir löste und sie einfach fallen ließ. Das einsame Schweigen zwischen uns brachte das leise Pfeifen des Windes hörbar zu ertönen. Die Blätter der Sträucher und Bäume fingen zu rascheln an und bewegten sich im Rhythmus des Windes mit. Meine Haare wehten mir quer über das Gesicht. Ich streifte sie mir sofort hinter das Ohr und sah dann Mark erwartungsvoll an. „K…kannst du mir helfen, mich zurückzuerinnern?“, fragte ich ihn, in der Hoffnung, dass er nicht ablehnen würde. Doch anstatt mir zu antworten, starrte er nur nachdenklich in meine Augen. Kurz darauf senkte er seinen Kopf nach unten und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Ich nahm mit beiden Händen seine Hand, drückte sie etwas fester und hob sie bis zu meiner Kinnhöhe hinauf. Hoffnungsvoll sah ich ihn an. „Bitte Mark.“ Er ließ einen kurzen schüchternen Seufzer aus und lächelte etwas. „Komm mit.“, sagte er und führte mich ein paar Meter weiter bis zur Wiese, auf der er sich dann hinsetzte und mich ebenfalls dazu aufforderte. Ich setzte mich mit einem fragenden Blick zu ihm. Er lächelte mich an. „Du willst also, dass ich dir von deiner Kindheit erzähle?“, fragte er mich. Ich nickte erleichternd. „Ich hoffe, du hast die ganze Nacht Zeit, das könnte nämlich lang dauern.“, kicherte er schüchtern und fing an, die Grashalme zu zupfen. „Fangen wir mal mit uns an.“, startete er. Er spitzte nachdenklich seine Lippen. „Wir kennen uns seitdem wir Windeln tragen. Unsere Mütter waren nämlich Zimmergenossinnen im Krankenhaus, kurz vor der Entbindung und auch danach. Da begann deren Freundschaft. Meine Mama hat mir erzählt, dass deine Eltern kurz nach deiner Geburt in dieselbe Nachbarschaft beziehungsweise in das gegenüberliegende Haus von uns gezogen waren. Von da an wurden unsere Eltern gute Freunde. Wir waren schon damals, als kleine Kinder unzertrennlich, da wir fast jeden Tag beisammen waren. Mit sechs ein halb Jahren kamen wir in die Grundschule und auch noch in die gleiche Klasse. Somit wurden wir noch unzertrennlicher. Wir teilten uns den Schulweg, den Heimweg, die Bücher und Stifte und sogar unser Schulbrot…“ Mark lächelte glücklich auf den Boden. Als ich ihn so glücklich sah, erwärmte es mir das Herz. Ich hätte niemals gedacht, dass ihm eine Person so viel bedeuten konnte. Dass ich ihm so viel bedeutete. Ich schloss lächelnd meine Augen und hörte ihm achtsam zu. Ich wollte mich an alles zurückerinnern. Ich wollte die Bilder in meinem Kopf sehen, sie wieder vor mir haben und sie noch einmal im Gedächtnis durchleben.

Mehr als eine Stunde lang erzählte er mir jede kleine Einzelheit aus meinem Leben vor dem Unfall. Er konnte sich an alle wichtigen und unwichtigen Details erinnern. Aber jede Kleinigkeit war ein wichtiger Bestandteil für mich. Sie waren wertvoller denn je.

Er machte eine Pause und atmete tief aus. „Es gibt noch so viel zu erzählen, Lin.“, sagte er mit einem Lächeln, welches jedoch dann zu einem traurigen Lächeln verschmolz. „Lass uns mal eine Pause machen.“, meinte er und stand auf. „Wie wär’s, wenn wir eine Runde spazieren gehen?“ „Ja, wieso nicht.“, antwortete ich auf seine Frage und stand ebenfalls auf.

Wir gingen in die entgegengesetzte Richtung des Flusses, denn dies war der Weg entlang des Parks und zu so einer späten Zeit waren kaum noch Leute unterwegs. Alle jungen Leute waren in der anderen Richtung. In der Stadt, bei der es nur von Leben wimmelte.

Auf dem Weg, auf dem wir waren, war es angenehm still und keine einzige Menschenseele weit und breit war zu sehen. So konnten ich und Mark in Ruhe nebeneinander spazieren gehen, ohne dass er seine Kapuze aufsetzen musste und sich vor Neugierigen Blicken verstecken musste. Auch für mich war es leichter. Ich musste mir somit keine Sorgen machen, dass uns jemand sah, aber wichtiger war es, dass ich mir um ihn keine Sorgen machen musste.

So gingen wir wenige Minuten still nebeneinander, als Mark plötzlich meine Hand nahm und sanft seine Finger mit meinen einhakte. Ich war anfangs etwas überrascht, aber dann verspürte ich dieses wundervolle Gefühl. Ich war glücklich und er war es wohl auch. „Ich wünschte, dass diese Nacht niemals enden würde.“, murmelte er vor sich hin. Ich lächelte ihn schmunzelnd an, musste ihm aber zustimmen. „Das wünschte ich auch.“, sagte ich schüchtern. Er wandte überrascht seinen Blick zu mir, doch das einzige was er von mir bekam war nur ein breites Grinsen. Ich lehnte meinen Kopf verliebt an seiner Schulter an und kurz darauf legte er seinen Arm um meine Schultern und drückte mich näher zu sich. Es war so wunderschön mit ihm. Ich genoss jede einzelne Sekunde, die ich mit ihm verbrachte.

Damals vor 14 Jahren (Got7 Mark FF)Where stories live. Discover now