Spontaner Nachmittag

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Wir gingen eine Weile planlos auf den Straßen Seouls umher – genauer gesagt, zwischen den kleinen Gassen, wo kaum ein Mensch zu sehen war. Wir waren alleine. „Und wo geht’s hin?“, fragte Mark. „Du hast mich doch gefragt, ob wir was unternehmen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Soweit habe ich nicht geplant. Ich hätte nicht gedacht, dass du zusagst…“ Er kratzte sich überrascht am Kopf.

>>Mark ist ein Idol, das heißt die Paparazzies sind überall und ich will nicht, dass du in einem Skandal verwickelt wirst<< Hörte ich plötzlich Chris‘ Stimme in meinem Kopf sagen. War es vielleicht doch keine gute Idee mit Mark unterwegs zu sein? Aber es war weit und breit niemand zu sehen, also konnte ja nichts passieren, oder?

„Musst du eigentlich nicht mit den anderen von Got7 unterwegs sein oder sowas in der Art?“, fragte ich ihn überrascht. Er steckte gelassen seine Hände in die Hosentasche und schüttelte den Kopf. „Wegen dem Stau ist das Interview verschoben worden, jetzt haben wir bis 14 Uhr frei.“

Wenig später hörten wir zwei Kinder fröhlich lachen. Ein Junge und ein Mädchen spielten auf einer kleinen Wiese mit einem bunten Ball. Sie warfen sich den Ball gegenseitig zu und lachten ständig, sobald er ihnen aus den Händen fiel.  Ich schmunzelte, als ich die beiden sah. Sie wirkten so vertraut, wie beste Freunde und das obwohl sie wahrscheinlich erst fünf Jahre alt waren. Auch Mark musste Lächeln. „Die Zwei erinnern mich an meine Kindheit.“, sagte er nachdenklich. „Ach ja?“ Er nickte. „Ja, ich hatte auch eine beste Freundin, als ich klein war. Wir waren unzertrennlich.“ „Waren?“, fragte ich überrascht. Er sah zu Boden und lächelte traurig. „Ja…sie ist dann weggezogen und seitdem haben wir keinen Kontakt mehr.“ Ich sah ihn mitfühlend an und legte meine Hand sanft auf seine Schulter. „Das tut mir Leid.“ In diesem Moment kam das kleine Mädchen zu uns gelaufen und sah Mark schüchtern an. „Oppa, kannst du uns helfen? Der Ball ist unter das Auto gerollt und wir kommen nicht ran.“ „Ja klar.“ Sofort nahm das Mädchen seine Hand und zog ihn mit zum Auto. Ich ging schweigsam hinterher. Der kleine Junge kniete auf dem Boden und versuchte hilflos mit einem etwas zu kurzen Stock den Ball herauszubekommen. „Da unten ist der Ball.“, sagte das Mädchen schmollend und zeigte auf das Auto. Mark kniete sich zu dem Jungen hinunter. „Ich krieg ihn nicht.“, sagte der Kleine. Mark lächelte. „Lass mich mal.“ Er streckte seinen Arm aus und binnen Sekunden hatte er ihn in der Hand. „Hier Kleiner.“ Der kleine Junge nahm dankend den Ball entgegen. Bevor die beiden Kinder wieder zurück auf die Wiese liefen, rief Mark ihnen noch fürsorglich zu: „Passt auf euch auf, hier fahren Autos.“

Blitzartig verschwand alles um mich herum und ich erinnerte mich an einen Tag aus meiner Kindheit. Ich, als kleines Mädchen spielte mit dem Jungen in der grünen Jacke mit dem Ball auf dem Spielplatz. Der Ball war bunt, genauso wie dieser von den Kindern. „Lin, fang!“, rief der kleine Junge mir zu und warf mir den Ball entgegen. Dieser flog jedoch in einem hohen Bogen über eine Hecke. „Warte…ich hole ihn.“, sagte ich zu dem Jungen und lief dem Ball nach. Plötzlich wurde alles verschwommen und die Erinnerung verschwand wieder. Ich starrte gedankenversunken in Marks Augen, welcher mich fragend ansah. „Ist alles in Ordnung?“ In diesem Moment kam ich wieder zu mir und blinzelte erschrocken. „Geht es dir nicht gut?“, fragte er besorgt. Ich lächelte verlegen und schüttelte den Kopf. „Nein, nein…mir geht’s gut.“ Er atmete erleichtert auf und lächelte mich wieder an. „Wie wär’s wenn wir was essen gehen? Ich hab Hunger.“, murmelte Mark mit einem Schmollmund. „Klar…“

Sein Lächeln, seine Augen, dieser Schmollmund. Egal was Mark tat, es brachte mich irgendwie in Verlegenheit. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr glühten meine Wangen. Was war nur mit mir los? Ich fasste mir verwirrt auf meine Wangen und atmete tief ein und aus. „Geht’s dir wirklich gut?“, fragte er mich plötzlich und sah mich wieder besorgt an. Aahhh dieser Blick. Meine Güte Mark! Um ehrlich zu sein, nein, mir ging es nicht gut. Sobald ich ihn ansah fingen meine Wangen wieder zu glühen an. Ich musste mich beruhigen. „Es ist nichts…“, meinte ich gelassen und versuchte normal zu wirken.

Nach wenigen Minuten kamen wir in einem kleinen Imbissladen an – und mit klein, meinte ich klein. Zu unserem Glück waren wirklich wenige Gäste da und diese hatten Mark gar nicht realisiert geschweige angesehen. Eine kleine ältere Dame kam uns fröhlich entgegen. „Hallo! Schön, dass du uns wieder besuchst!“ Überglücklich schüttelte sie Marks Hand, dann sah sie mich mit einem Lächeln an. „Dieses Mal sogar in Begleitung?“ Mark lächelte schüchtern und kratzte sich verlegen am Nacken. „Setzt euch doch, ich bringe noch die Menükarten.“ Wir setzten uns zum nächstgelegen Tisch und warteten bis die ältere Dame uns die Karten brachte. „Das ist die Besitzerin.“, flüsterte mir Mark zu. Ich sah ihn überrascht an und meinte: „Du musst wohl öfters hier sein.“ Er nickte und lächelte schon wieder. „Ich war in meiner Traineezeit jeden Abend hier essen, aber seitdem ich bei Got7 bin, habe ich nur selten Zeit hier essen zu gehen. Ich sag’s dir, das Essen ist traumhaft.“ „Na da bin ich dann mal gespannt.“, meinte ich zuversichtlich und blätterte die Karte durch, während Mark die Karte weglegte, ohne sie überhaupt aufgemacht zu haben. „Wisst ihr schon, was ihr wollt?“, fragte uns die nette alte Dame. „Für mich das Übliche.“, sagte Mark. Sie nickte lachend. „Seit Jahren kommst du hier her und bestellst doch immer dasselbe.“ „Oh, sie haben auch mein Lieblingsessen hier? Dann hätte ich gerne Gungjung-tteokbokki.“, sagte ich und schloss die Karte. „Du auch?“, fragte mich Mark plötzlich verblüfft. „Ja, wieso?“ „Das esse ich auch immer. Das ist mein Lieblingsessen, seit meiner Kindheit.“ Die alte Dame lachte. Sie nahm die Bestellung auf und ging dann in die Küche.

Nach einer halben Stunde war alles bis auf den letzten Reiskuchen aufgegessen. Obwohl wir uns erst wenige Tage kannten, bestand Mark darauf, das Essen zu bezahlen. Er gab mir nicht einmal die Chance, irgendetwas dagegen zu sagen.

Wir verließen den kleinen Imbissladen und beschlossen noch einen kleinen Spaziergang am Han Fluss zu machen. Doch stattdessen endeten wir sitzend auf der Wiese und beobachteten die Schiffe, welche auf dem klaren Wasser segelten. Es war wirklich angenehm warm, vielleicht auch zu warm, denn mir wurde langsam in meinem langärmeligen Shirt etwas zu heiß. Während Mark die kühle Brise in seinem T-Shirt genoss, musste ich mich mit dieser Hitze auseinandersetzen. „Ist dir nicht heiß?“, fragte Mark verblüfft. „Doch…aber…“, sagte ich verlegen. Ich hasste es, wenn ich meine Arme zeigte. Ich schämte mich für diese Narben. „Aber?“ Mark wartete gespannt auf eine Antwort. Ich seufzte. „Ich habe ein paar Narben und ich mag es nicht, wenn jemand sie sieht.“, meinte ich nachdenklich. Er lächelte mich zuversichtlich an. „Ach was, das sind nur Narben. Das kann ja nicht so schlimm aussehen.“ In diesem Moment nahm er meine Hand und krempelte mir einen Ärmel hoch, doch als er an meinem Ellenbogen anlangte, stoppte er erschrocken. Er starrte erschrocken auf meine Narben. Ich sah verlegen weg und zog meine Hand vor Scham wieder ein. „Das kann schlimm aussehen…“, murmelte ich und krempelte sofort wieder meinen Ärmel hinunter. „Was ist passiert?“, fragte er geschockt. Ich versuchte ein wenig zu Lächeln und antwortete: „Ich hatte einen Unfall…nichts weiter.“

Damals vor 14 Jahren (Got7 Mark FF)Where stories live. Discover now