Falsche Wahrheit

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Stille erfüllte eine Zeit lang den Raum. Mein Cousin stand nur nervös wenige Meter vor mir und wich jedem Blickkontakt aus. Ich verschränkte meine Arme und wartete geduldig auf seine Antwort, doch Chris schwieg weiterhin. „Woher weißt du, dass es Mark ist?“, fragte ich seufzend. Chris kratzte sich verlegen am Kopf und biss sich nachdenklich auf die Lippen. „Als du…als du mir erzählt hast, dass du jemanden kennengelernt hast, der dich seit klein auf kennt…“, fing er nervös zu erzählen an. Achtsam hörte ich ihm zu. „Habe ich gleich gewusst, dass es Mark war…“ Er machte eine Pause und führte dann nachdenklich fort. „Ich weiß, dass Mark dein Kindheitsfreund ist.“ „W…was?!“, fragte ich entsetzt. Schockiert starrte ich meinem Cousin in die Augen. Er hatte von Mark gewusst? Aber wie konnte er mir das nur all die Jahre verheimlichen? Und ich Trottel versuchte ständig, mich verzweifelt daran zu erinnern, wer dieser Junge in meinen Erinnerungen war. Er wusste es, doch mir hatte er es nie erzählt. „Lin…versteh doch…ich wollte dich nur beschützen.“, sagte Chris nachdenklich. Langsam kam er auf mich zu und legte seine Hände sanft auf meine Schultern. „Beschützen? Vor was? Doch nicht etwa vor ihm?“, fragte ich entsetzt. Chris kaute nervös auf seiner Lippe herum, doch sein Blick sagte mir, dass er es ernst meinte. „Ich wollte dich nur vor der Wahrheit beschützen.“

POV Mark

Seit Wochen hatte ich mich nicht mehr bei Lin gemeldet. Ich vermisste sie so sehr und wollte sie eigentlich immer wieder anrufen, doch ich wusste, dass sie nicht abheben würde. Tag für Tag starrte ich auf mein Handy und machte mir Gedanken darüber, ob ich sie anrufen sollte oder nicht. Aber schlussendlich fehlte mir immer der Mut.

„Wie geht’s dir?“, fragte mich Jackson, als er ins Zimmer kam. Ich zuckte mit den Schultern. „Seit Tagen verschanzt du dich hier im Zimmer.“ Jackson setzte sich zu mir und drückte mir eine Tasse Tee in die Hand. Ich bedankte mich und versuchte zu Lächeln, doch meine Gefühle ließen es nicht zu. Ich war die letzten Wochen nur aufgelöst und konnte einfach an nichts anderes mehr denken. Ich hatte Tag und Nacht nur Lin im Kopf. Er lächelte mich an und klopfte mir aufheiternd auf die Schulter. „Ich kann dich verstehen Mark…“ Sofort schüttelte ich traurig den Kopf. „Nein…das kannst du nicht…Ich habe euch angelogen…“ Ich machte eine Pause und seufzte: „Und am Schlimmsten, ich habe Lin angelogen…und sie auch noch verloren. Genau das, was ich nicht wollte.“ „Hey…“, sagte Jackson leise. „Ich kann verstehen, dass du uns eure Beziehung nicht verraten wolltest…Jeder von uns hätte Angst gehabt, das zu beichten.“ Er hielt inne und führte dann nachdenklich fort: „Auch ich hatte Angst.“ Sofort sah ich Jackson erschrocken an, doch er lächelte nur traurig auf den Boden. „Ich hatte sie geliebt, doch ich hatte Angst, dass es Got7 in Gefahr bringen könnte…vor allem weil sie kein Idol war.“ Jackson sah mich mit einem traurigen Lächeln an. „Sie war auch meine Kindheitsfreundin. Genauso wie bei dir.“

POV ENDE

Wütend riss ich Chris‘ Hände von meinen Schultern. „Chris, sag mir die Wahrheit.“ Ich holte tief Luft und konnte mich vor Wut nicht mehr fassen. „Sag mir gefälligst, was hier los ist!“ Er fuhr sich nachdenklich durchs Haar und versuchte nervös die richtigen Worte zu finden. „Mark…“, sagte er leise. „Mark war an deinem Unfall schuld.“ Schockiert weiteten sich meine Augen. „W…was?“, fragte ich mit zittriger Stimme und konnte ein zweites Mal nicht fassen, was ich zu hören bekam. Das war also die Wahrheit? Mark war an meinem Unfall schuld und deswegen hatte er mir verschwiegen, wer mein Kindheitsfreund war?

Mein Körper zitterte wie verrückt und ich spürte, wie sich schon die ersten Tränen bildeten. „Er…er war das?“, fragte ich mit wackeliger Stimme. Chris nickte schweigend. „Deswegen hast du mir nichts davon erzählt?“ Erneut nickte er. „Wi…wissen das alle in der Familie, wer an meinem Unfall schuld war?“, fragte ich fast sprachlos. „Ja…deswegen durfte ich es dir nicht sagen. Sie meinten es wäre besser für dich, wenn du die Person nicht kennst, die dir das zugefügt hat.“, sagte er nachdenklich und schob in diesem Moment meinen Ärmel hoch, um mir meine Narben zu zeigen. Nachdenklich starrte Chris auf diese grässlichen Narben, die ich überall auf meinem Arm hatte.
Der Schock war mir wie ins Gesicht geschrieben. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass es tatsächlich Mark war. Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in meine Hände. Es wurde mir in diesem Moment einfach zu viel. Zuerst die Trennung von Mark und dann die Wahrheit, dass er auch noch an meinem Unfall schuld war.

Chris nahm mich sofort in seine Arme und drückte mich fest an sich. Er hatte seine Hand sanft auf meinen Kopf gelegt und dann sagte er leise: „Es tut mir leid…“

POV Chris

Man konnte sich nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als mir Lin die ganze Geschichte tatsächlich abkaufte. Ich hatte wirklich Panik, dass mein ganzer Plan aus dem Ruder lief. Doch wie gut, dass meine kleine Kusine nicht die Klügste war und mir immer wieder alles glaubte.

Mark wusste, dass alles seine Schuld war und Lin wusste es nun endlich auch. Ich konnte nur noch lachen, weil niemand jemals auf die Idee kommen würde, dass die Wahrheit eigentlich eine ganz andere ist. Niemand würde es jemals erfahren, solange ich nicht mir der wirklichen Wahrheit rausrückte. Aber das sollte sowieso für immer ein Geheimnis bleiben.

POV ENDE

Am nächsten Tag machte ich mich wie gewöhnlich auf den Weg zur Uni. Ich traf auf der halben Strecke meine beste Freundin und überlebte alle Kurse. Doch den ganzen Tag über hatte ich nur eines im Kopf. Konnte ich meinem Cousin tatsächlich vertrauen? War Mark wirklich an meinem Unfall schuld?

Ich wollte die Wahrheit wissen. Ich wollte wissen, ob er wirklich an meinem Unfall schuld war.
Eine Zeit lang stand ich nur nachdenklich an der Abzweigung. Der linke Weg führte nach Hause, der Rechte in die Stadt und somit auch zu JYP. Einerseits wollte ich es von Mark erfahren, ob das stimmte, was mir Chris erzählte, aber andererseits konnte ich ihm einfach nicht gegenüberstehen.

Nach langem Hin und Her entschied ich mich doch dafür, zu JYP zu gehen. Ohne zu zögern machte ich mich nun auf den Weg, blieb jedoch dann nervös vor diesem riesigen Gebäude stehen. Nach mehreren Wochen stand ich wieder dort. Nach mehreren Wochen hatte ich tatsächlich vor, Mark wieder gegenüber zu stehen. So wie beim letzten Mal redete ich mir ein, dass ich das nun durchziehen musste.
Noch einmal tief Luft geholt und schon wollte ich den ersten Schritt machen. Doch Zufall oder nicht. Mark kam genau in diesem Moment aus dem Gebäude und genauso wie ich blieb er abrupt stehen, als wir uns begegneten. Überrascht hatte er seine Augen weit geöffnet. „L…Lin?“, fragte er fast sprachlos. „W…was…“, stotterte er weiter. „Ich muss dich was fragen.“, sagte ich entschlossen, versuchte jedoch meine Nervosität zu unterdrücken.
Ich kam langsam auf ihn zu und als ich ihm einen Meter gegenüberstand blieb ich stehen und seufzte nachdenklich. „Ich will nur ein Ja oder Nein und frage mich nicht woher ich das weiß.“, sagte ich ernst. Schockiert sah er mich an. „L…Lin…“, stotterte er erneut. Für mich war es selber nicht einfach ihm so gegenüberzustehen. Eigentlich war ich froh ihn nach so einer langen Zeit wieder gesehen zu haben, doch das war nicht der Grund weshalb ich dort war. „Mark…“, sagte ich mit zittriger Stimme. „Warst du an meinem Unfall schuld?“

POV Mark

Ich ging nichtsahnend aus dem JYP Gebäude, doch als ich dann Lin davor stehen sah blieb ich sofort stehen. Ich traute meinen Augen anfangs gar nicht. Wie kam es, dass sie dort stand? Ich hatte meine Augen weit aufgerissen und auch Lin wirkte überrasch. Doch als sie in einem ernsten Ton sagte, dass sie mich etwas fragen musste, wirkte sie wild entschlossen.

Sie kam langsam auf mich zu und forderte dann nur ein Ja oder ein Nein als Antwort. Meine Hände fingen zu zittern an. Was sie mich wohl fragen wollte?
„Warst du wirklich an meinem Unfall schuld?“, fragte sie mich nachdenklich. Schockiert starrte ich ihr in die Augen. Wieso fragte sie mich das plötzlich? Woher wusste sie das? „L…Lin…“, stotterte ich nervös. „Ich will nur ein Ja oder Nein…“, meinte sie und wandte für einen kurzen Moment ihren traurigen Blick zum Boden.
Erneut versuchte ich etwas zu sagen, doch ich brach nur Wortfetzen heraus. „Lin…Ich…“ „Ich will nur wissen ob das stimmt!“, schrie sie mich plötzlich an. Sprachlos konnte ich ihr nur in die Augen sehen.

In diesem Moment hörte ich dann auch schon die anderen aus dem Gebäude kommen. „Warst du es wirklich?“, fragte sie mich schluchzend. Ihre Augen wurden glasig und sie ballte ihre zittrigen Hände zu einer Faust. „E…es tut mir leid.“ Als sie das hörte liefen ihr vereinzelt die Tränen die Wange hinunter. Sie versuchte zu Lächeln, doch es war ein trauriges Lächeln. Sie nickte etwas und sagte leise: „Also ist das wirklich wahr…“ In diesem Moment drehte sie sich um und wollte gehen. Obwohl ich wusste, dass die anderen Members hinter mir standen und alles mitbekamen, konnte ich Lin nicht schon wieder gehen lassen. Reflexartig hielt ich ihre Hand fest und wollte etwas sagen, doch sie kam mir zuvor. Sie sah zuerst die anderen Members an und dann mich. „Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Auch für dich Mark…“ Nachdem sie das sagte, löste sie sich von mir und ging ohne noch einmal zurückzuschauen weg.

POV ENDE

Damals vor 14 Jahren (Got7 Mark FF)Where stories live. Discover now