Beste Freunde, egal was kommt

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Ganze fünf Stunden verbrachte ich damit, mir Sorgen um Sophie zu machen. Ich wusste, dass ich es ihr früher hätte sagen sollen. Nach unzähligen Versuchen, Sophie auf dem Handy zu erreichen, konnte ich sie auf dem Universitätsgelände finden. „Sophie!“, rief ich ihr hinterher. Doch sie ging schnurstracks weiter. Ignorierte sie mich etwa? Ich lief ihr nach und hielt sie am Arm fest. Erschrocken riss sie ihre Kopfhörer aus den Ohren und sah mich verschreckt an. „Können wir reden?“, fragte ich sie. „Hast du mir noch mehr zu sagen?“, fragte sie. Sie war nicht wütend, aber sie klang verletzt. „Lass uns reden, okay…“

Wir saßen auf einer Bank. Sophie spielte traurig mit ihren Kopfhörern und sah mich kein einziges Mal an. „Ich erklär dir alles, aber bitte glaub mir.“ Sie seufzte. „Okay, schieß los.“ Ich erklärte ihr den ganzen Vorfall mit Jackson und je mehr ich ihr davon erzählte, desto mehr sah es aus, dass sie mir endlich glaubte. „-und wenn ich schon dabei bin, ich muss dir noch etwas beichten.“, sagte ich verlegen. „Es gibt noch was?“, fragte sie verblüfft. Ich wollte ihr es nicht mehr verheimlichen. Ohne zu zögern erzählte ich ihr auch noch von meiner Begegnung mit Mark.

„Willst du mich verarschen?“, fragte Sophie überrascht. Sie lächelte etwas. „Bitte glaub mir.“, flehte ich. Sie lachte. „Es war zwar fies von dir, dass du es mir nicht gleich gesagt hast, aber irgendwie find ich das ja ganz cool. Ich mein hallo? Du hast zwei Idols getroffen!“, sagte sie fröhlich. „Und außerdem, wenn ich jetzt so nachdenke, war das irgendwie kindisch von mir. Ich war nur, wie soll ich sagen… geschockt.“ Ich nickte verständnisvoll. „Ja, es tut mir auch wirklich leid.“ Sie schüttelte spielerisch den Kopf, wie eines dieser Hawaiianischen Wackelpüppchen. „Aber versprich mir, dass du das nie wieder machst.“ Sie streckte mir ihren kleinen Finger aus. Erleichtert atmete ich auf und lächelte. „Versprochen.“ Ich hakte meinen kleinen Finger ein und wir beide fingen zu lachen an.

Plötzlich wurde Sophie still und verstummte buchstäblich. „Sophie?“ Sie holte tief Luft, riss ihre Augen auf und grinste. „Bald ist ja das Konzert…und du kennst ja mittlerweile Jackson und Mark…“ „Ohje, was hast du jetzt schon wieder vor?“, fragte ich sie. „Na aber hallo, das schuldest du mir jetzt, nachdem du mir sowas verheimlicht hast.“, meinte sie lachend. „Lass mich raten, du willst, dass ich dich mit ihnen bekannt mache.“ Sie nickte überzeugt. „Wie stellst du dir das vor? Soll ich etwa auf die Bühne springen oder wie?“ „Gar keine so schlechte Idee…“, meinte Sophie nachdenklich. „Das kann doch nicht wahr sein.“, seufzte ich kopfschüttelnd. „Dann glaube ich dir eben nicht.“ Sie verschränkte mit einem Lächeln die Arme. „Das ist Bestechung…und außerdem kenn ich die beiden selber nicht wirklich.“ Sie lachte und hob ihre Augenbraue. „Also?“  „Na gut, ich werde es versuchen, dich ihnen vorzustellen, aber glaub ja nicht, dass ich auf die Bühne springe.“

Sophie schaffte es immer wieder aufs Neue, mich um den Finger zu wickeln. Wie ich es hasste. Aber immerhin war sie nicht mehr böse auf mich, das war mir viel wichtiger.

Als Entschuldigung lud ich meine beste Freundin zum Running Sushi ein und wie konnte es nun mal nicht anders sein, laberte sie mich wieder mit Got7 voll. „Ist Jackson genauso wie vor den Kameras?“, fragte sie mich neugierig. Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung…ich hab nicht viel mit ihm geredet. Auf jeden Fall kann ich dir sagen, dass er relativ schnell essen kann.“ Sie lachte. „Ach, er ist so cool!“, schwärmte sie vor sich hin. „Iss deinen Reis…“, forderte ich sie auf. „Und Mark. Wie ist er so?“ Ich seufzte. „Ganz nett.“, antwortete ich kurz und prägnant. Das konnte ja noch was werden.

Ich war froh, als ich wieder daheim war. Ich hätte nie gedacht, dass man so viel über eine einzige Boyband fangirlen konnte. Dass das aber möglich war, bewies mir Sophie. Mein Kopf war vollgepumpt von Got7. Yugyeom, JB, Youngjae, Bam Bam, Mark, Jackson, JR. Mittlerweile konnte ich all ihre Namen auswendig und das für einen Nicht-Got7-Fan.

Ich schaltete den Fernseher ein und wie das Schicksal nun wollte, war ja zufällig Got7 auf Music Bank. „Ach du scheiße…“ Der Tag drehte sich ja nur noch um Got7. Ich schaltete sofort den Fernseher aus. Ich brauchte Ruhe. Ruhe von allem. Das war zu viel auf ein Mal.

Für mich gab es nichts Besseres, als ein gemütliches Nickerchen am Nachmittag. Ich legte mich auf das Sofa und schloss meine Augen. Ich musste wohl sehr müde gewesen sein, so schnell wie ich eingeschlafen war. Lag wohl an dem ganzen Gelaber über Got7.

Ich stand auf einem kleinen Hügel. Alles um mich war mit Schnee bedeckt. Der Wind blies, doch ich verspürte keine Kälte. „Halte dich fest okay?“ Was? Schon wieder dieser Junge und das Mädchen vom letzten Mal war auch wieder da. Die beiden saßen auf einem Schlitten. Sie hielten sich daran fest und zählten bis drei, dann gab der kleine Junge einen Ruck und die beiden fuhren den Hügel hinunter. Man konnte ihr fröhliches Gelächter Meter entfernt noch hören. Ich lächelte. Sie sahen wirklich glücklich aus. Sobald der Schlitten stoppte sprangen die beiden ab und ließen sich in den Schnee fallen. Machten sie Schneeengel? Das Mädchen lachte laut. „Hey Lin! Sieh mal!“, rief der Junge. Lin? Wieso rief er nach mir? Er konnte mich doch gar nicht sehen. Das Mädchen lief zu ihm. „Schau mal mein Schneeengel.“ Die Kleine hieß Lin? Konnte es etwa sein, dass das Mädchen… In diesem Moment strahlte die Sonne plötzlich stärker als zuvor.

Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen, doch als ich sie öffnete befand ich mich wieder in meinem Wohnzimmer. Schon wieder ein Traum. Nachdenklich starrte ich auf den Fernseher. Der schwarze Bildschirm spiegelte mein Ich. Es war für eine lange Zeit ruhig. Ich dachte nach. Der Junge, er nannte das Mädchen Lin. Konnte es etwa wirklich sein?
„Nein, das war dieses Mal kein Traum.“, meinte ich nachdenklich. Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir. Das konnte kein Traum gewesen sein. Irgendetwas in mir sagte, dass es sich nicht um einen Traum handelte. Ich stand auf und lief nachdenklich hin und her, dann ließ ich mich wieder auf das Sofa fallen. Ich seufzte. „Waren es Erinnerungen?“ Ich holte ein leeres Notizbuch aus meinem Zimmer und öffnete es. „Es waren Erinnerungen.“, kam es plötzlich aus meinem Mund. Ich fing an alles detailliert aufzuschreiben und auch die anderen „Träume“, die ich zuvor hatte schrieb ich auf, sofern ich mich noch erinnern konnte. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl, dass es dieses Mal eine Erinnerung war. Eine Erinnerung an meine Kindheit.

Damals vor 14 Jahren (Got7 Mark FF)Where stories live. Discover now