Ungutes Gefühl

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POV Chris

„Chris! Chris!“, hörte ich Lin panisch nach mir rufen. Sofort lief ich in ihr Zimmer und fand sie ängstlich auf dem Bett sitzen. Sie weinte und schnappte panisch nach Luft. Ich nahm sie in meine Arme und sie hielt sich verkrampft an meinem T-Shirt fest. Sie zitterte wie wild. Lin hatte wohl wieder einen Albtraum. Besorgt streichelte ich über ihrem Kopf und sagte in einem ruhigen Ton: „Ich bin da…“ Weinend vergrub sie ihrem Kopf in meine Brust und sagte angsterfüllt: „Ich…ich hatte einen Autounfall…“ Ich riss erschrocken meine Augen auf. Sie hatte keinen Albtraum, sie erinnerte sich an den Unfall. Mit zitternden Händen fuhr ich ihr sanft durch das Haar und versuchte sie zu beruhigen.

POV ENDE

Nach einer halben Stunde hatte ich mich endlich beruhigen können, war jedoch immer noch etwas aufgelöst. Ich saß in meinem Bett und umklammerte ängstlich mein Kopfkissen. Chris kam mit einem Becher Tee zurück ins Zimmer und setzte sich neben mich. „Du hast dich an deinen Unfall erinnert?“, fragte er und streckte mir den Becher entgegen. Ich nahm ihn dankend an und nickte auf seine Frage. „Ich habe nur das Auto gesehen…und…“, sagte ich nachdenklich. „Und?“, fragte er neugierig. „Da war noch ein Junge…“ Er sah mich gespannt an. „Ich kannte ihn nicht…es war nicht der Junge, der sonst immer auftaucht.“, murmelte ich kraftlos und nahm einen Schluck vom Tee. Chris biss sich auf die Unterlippe, sagte jedoch nichts. Es war für eine kurze Zeit still.

„Chris…“ Ich ließ einen kleinen Seufzer und lächelte ihn dann an. „Danke, dass du für mich da bist.“ Ich stellte meinen Becher auf dem Nachtkästchen ab und umarmte meinen Cousin ganz fest. Mir kullerten wieder Tränen das Gesicht runter. „Ich hatte solche Angst…“ Er legte seine Hände um mich und lächelte.

Nach einiger Zeit im Stillen, schlief Chris neben mir ein. Er war wahrscheinlich relativ müde, weil ich ihn in der späten Nacht geweckt hatte. Mittlerweile war es fünf Uhr, doch ich wollte kein Auge mehr zu machen. Stattdessen zog ich mir gemütliche Klamotten an und beschloss ein wenig spazieren zu gehen. Frische Luft konnte ich gut gebrauchen, denn diese Erinnerung hatte mich komplett verängstigt, deshalb hatte ich auch keinen Kopf dafür, in die Uni zu gehen.

Die Morgendämmerung in Seoul war wunderschön. Diese frische kühle Luft füllte meine Lungen mit Sauerstoff und beruhigte mein Inneres. Es war wirklich angenehm. Ich ging eine Weile planlos umher und endete dann auf einem Spielplatz. Nachdenklich setzte ich mich auf eine Schaukel und dachte über diesen Traum nach. Wieso konnte ich mich nicht daran erinnern, dass ich meine Krankenakte durchgelesen hatte? Das war doch nach dem Unfall.
Ich versuchte mich an alles zurückzuerinnern, was nach dem Unfall passiert war. Ich war mir sicher, dass ich diese Krankenakte nie gelesen hatte. War das alles doch nur ein Albtraum?

POV Chris

Lin konnte sich nun an einige Einzelheiten von dem Unfall erinnern. Als sie mir erzählte, dass sie einen Jungen gesehen hatte, den sie aber nicht kannte, lief mir sofort ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie kannte ihn zwar noch nicht, aber es würde nicht lange dauern, dann würde sie sich erinnern. Daran erinnern, dass ich dieser Junge war.

Ich hörte, wie Lin aus der Wohnung ging und die Tür schloss. Ich nutzte diese Gelegenheit und rief meinen Vater in New York an, dieser hob jedoch etwas genervt ab. „Oh, Chris...was ist? Ich habe gleich ein Meeting, können wir das Gespräch nicht auf später verschieben?“ „Nein Papa!“, sagte ich sofort. „Was ist?“, fragte er verblüfft. „Ist was passiert?“ Ich holte tief Luft und seufzte: „Lin bekommt ihre Erinnerungen zurück…“ „Was? Ich dachte…“, stotterte er. „Was soll ich tun?“ Mein Vater klang nervös. „I…ich weiß nicht…“ Ich fuhr mir panisch durchs Haar. „Wenn ich nichts tue, wird sie sich an alles erinnern…“ „Chris…es tut mir Leid, aber ich kann jetzt wirklich nicht. Das Meeting ist sehr wichtig. Wir hören uns später, okay?“ Doch bevor ich irgendetwas sagen konnte legte mein Vater auf und ich hörte nur noch das Piepen des Handys. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Am liebsten würde ich Lin die Wahrheit erzählen, doch ich konnte nicht. Niemals. Sie würde mir nicht verzeihen.

Damals vor 14 Jahren (Got7 Mark FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt