Erinnerungen

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„Lin?“, fragte Mark. Ich nickte. Plötzlich verschwand sein Lächeln und er sah nervös auf den Boden. „Ist was?“, fragte ich besorgt, doch er antwortete nicht. Er zog seine Hand zurück. „Mark?“, fragte ich erneut. Es wurde für einen Moment still. „Tut mir Leid… ich ähm, die Nase…“, meinte er verlegen und lächelte wieder. „Geht es dir wirklich gut? Sollten wir nicht vielleicht zum Arzt gehen? Er ist glaub ich heute sogar hier.“, meinte ich fürsorglich. Er schüttelte den Kopf. „Ne, es geht schon.“, seine Stimme war plötzlich irgendwie anders. Sie klang so nachdenklich, nicht mehr so fröhlich wie zuerst, oder bildete ich es mir nur ein?

POV Mark

Hatte ich es richtig verstanden? Ihr Name war Lin? Ich fragte noch einmal nach. Sie nickte. Nein, das konnte nicht sein. Niemals. Sie müsste mich doch sonst erkennen, aber es schien so, als würde sie mich, abgesehen von gestern, zum ersten Mal sehen.

Und schon wieder dachte ich tatsächlich, dass sie es ist. Jedes Mal, wenn ich diesen Namen hörte, musste ich an sie denken. Meine Kindheitsfreundin. Ich schüttelte diese absurden Gedanken aus meinem Kopf. Als ob ich sie jemals wieder sehen, geschweige erkennen würde. 14 Jahre sind zu lang.

POV ENDE

Die Glocke läutete. Erschrocken sah ich auf die Uhr. „Oh du meine Güte, ich muss zum nächsten Kurs!“ Mark sah ebenfalls auf die Uhr. „Ich muss sowieso jetzt gehen. Ich werde gleich abgeholt.“, meinte er. „Okay, na dann…“, sagte ich lächelnd. Mark winkte mir zu. „Man sieht sich.“ Ich winkte ihm ebenfalls zu und lief dann in das Gebäude.

Nach ganzen vier Stunden erlöste mich das Läuten der Glocke vom Gelaber des Professors und ich konnte endlich aufatmen. „Für heute genug gestrebert.“, meinte ich zu mir selbst und packte meine Lernunterlagen in die Tasche. Erschöpft machte ich mich danach auf den Heimweg. Es war gerade mal halb zwei. Ich war zwar müde, doch irgendwie wollte ich noch nicht nach Hause. Ich entschied mich einen kleinen Umweg durch den Park zu machen, welcher direkt am Han Fluss war. Der frische kühle Wind, die warmen Sonnenstrahlen, das Rascheln der Blätter, sie ließen mich in meine Gedanken fallen. Ich ging entlang des Flusses und beobachtete spielende Kinder auf dem Rasen. Sie warfen sich gegenseitig einen bunten Ball zu und lachten fröhlich. Wieder einmal fragte ich mich, wie meine Kindheit war. Ich blieb nachdenklich stehen und sah den Kindern beim Spielen zu. Sie sahen so glücklich aus. „Noona!“, rief mir eines der Kinder zu. Ein kleiner Junge sah mich lächelnd an. „Kannst du uns bitte den Ball rüber werfen?“, fragte er mich. „Ball?“ Ich sah auf den Boden. Der Ball lag direkt vor mir. Ohne zu zögern hob ich ihn auf und wollte es den Kindern zurückwerfen.
*Wush* Blitzartig tauchten verschiedenste Bilder in meinem Kopf auf. Ein bunter Ball, die grüne Jacke, der Spielplatz.  „Lass uns spielen!“, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Es war eindeutig die Stimme aus meinen Träumen.
Erschrocken ließ ich den Ball fallen und die Bilder im Kopf verschwanden sofort wieder. Die Kinder sahen mich fragend an. „Noona?“, fragte der Junge. Ich starrte auf den Ball. Was war das eben? Mein Herz pochte wie wild und plötzlich fingen meine Hände an zu zittern. Was war mit mir los? Ich riss mich zusammen und hob den Ball vorsichtig wieder auf. Doch nichts passierte. Damit die Kinder nicht aufdringlich wurden, warf ich ihn zurück. Das Zittern stoppte und mein Herz schlug wieder in einem regelmäßigen Tempo. Was zum Teufel war das?

Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich war verwirrt. „Kommen meine Erinnerungen zurück?“, fragte ich mich nachdenklich. Es musste wohl so sein, anders konnte ich es mir nicht erklären.

Ich kam zu Hause an, doch anstatt mich auszuruhen und hinzulegen, ging ich zu meinem Schrank und kramte nach einer Kiste. Als ich sie fand, legte ich sie auf mein Bett und öffnete sie.
Spielzeug, haufenweise Spielzeug. In der Hoffnung irgendetwas aus meiner Kindheit zu finden, was mir weiterhelfen könnte mich an früher zu erinnern, wühlte ich in der Kiste herum. Ich nahm ein Spielzeug nach dem Anderen aus der Kiste, bis ich schlussendlich den blanken Boden erreichte. Nichts, nichts was mich vielleicht an die Vergangenheit erinnern konnte. Mit einem traurigen Lächeln starrte ich die doofe Kiste an.  „Als ob ich meine Erinnerungen zurückbekommen würde.“, sagte ich bitter. Ich räumte alles wieder zurück und verstaute die Kiste wieder in meinem Schrank. „Das einzige was mir bleibt ist wohl die grüne Jacke.“

Den restlichen Tag verbrachte ich damit, nicht an den komischen Vorfall zu denken. Generell wollte ich mich nicht mit dem Gedanken „Was ist damals geschehen?“ beschäftigen. Es waren zu viele Fragen offen, die ich sowieso nicht beantworten konnte.

POV Mark

Nach zwei anstrengenden Tanzstunden konnte ich endlich meine Füße hochlegen. Während JB und Yugyeom das Abendessen kochten, legte ich mich erschöpft auf mein Bett. Es war für eine Weile ruhig. „Lin…“, kam es mir plötzlich aus dem Mund, als ich gedankenversunken an die Decke starrte. Ich blickte zurück, an die wundervolle Zeit mit meiner ehemaligen besten Freundin aus meiner Kindheit.

[Flashback]

Es war zur Winterzeit. Unzählige Schneeflocken fielen vom Himmel und bedeckten die ganze Landschaft. Überall war es weiß. Wir beide waren draußen und spielten im Schnee. Wir machten Schneeengel, Schneeballschlachten und fuhren mit dem Schlitten einen kleinen Hügel hinunter.

Später saßen wir in meinem Haus vor dem Kamin und wärmten uns mit Kakao und Keksen beim Feuer auf. Ich liebte diese Zeiten im Winter, nur Lin konnte die Kälte nicht so sehr leiden.

[Flashback ende]

Ja, Lin mochte den Winter nicht. Sie liebte den Sommer, die warmen Sonnenstrahlen, das kühle Wasser und das Wassereis. Doch es gab trotzdem etwas, was sie noch mehr liebte, als den Sommer.

„Mark!“ Sofort wurde ich durch das laute Rufen von JB aus meinen Gedanken gerissen. „Essen!“, rief Youngjae hinterher. „Schon fertig?“, fragte ich verblüfft. Ich setzte mich auf und sah auf mein Handy. Sofort breitete sich ein glückliches Lächeln auf meinem Gesicht aus. Das Bild, welches ich als Hintergrund hatte, ließ mich immer an die glückliche Zeit von damals denken. Ein Foto mit mir und meiner Kindheitsfreundin.

POV ENDE

Damals vor 14 Jahren (Got7 Mark FF)Where stories live. Discover now