Kapitel 2 (Part 2)

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Philip fühlte sich endlich wieder als hätte er alles unter Kontrolle. Die letzten Wochen ware hart für ihn gewesen. Er hatte keine Zeit gehabt über den Tod seines Vaters zu trauen. Es hatte wichtigere Dinge gegeben, um die er sich hatte kümmern müssen. Erst das Begräbnis und dann hatte er sich einen Überblick über all diese Rechnungen machen müssen. Er hatte Wochen damit verbracht das ganze Arbeitszimmer aufzuräumen und zu organisieren und sich durch ein ganzen Haufen an Briefen und Verträgen gearbeitet. Und all das nur um herauszufinden, in welchem Schlamassel sie sich wirklich befanden. Aber nun hatte er es endlich geschafft eine Lösung für all diese Probleme zu finden.

Der junge Herzog stand von seinem Schreibtisch auf und wanderte hinüber zu dem großen Fenster, um nach unten in den Garten zu sehen. Wie er es vermisste dort mit seiner Schwester zu spielen. Damals hatten sie noch keine Ahnung davon, was es überhaupt bedeutete, sich Sorgen um etwas machen zu müssen. Damals war das Leben noch in Ordnung gewesen. Aber seit damals war es nur noch bergab gegangen. Und nun war der Garten leer. Die kleinen Kinder die dazumals lachend Fangen spielten, musste erwachsen werden und sich mit dieser Welt voller Problem herumschlagen.

Es gab keinen Weg zurück zu diesen Tagen der absoluten Freiheit. Auch wenn sich Philip das mehr als alles andere wünschte. Er hasste es, wie fremd er und seine Schwester sich geworden waren. Und der Tod ihres Vaters schien das nur noch verschlimmert zu haben. Aber Philip konnte sich um solche Banalitäten aktuell nicht kümmern. Es gab wichtigere Dinge die seine volle Aufmerksamkeit verlangte. Ihre Zukunft stand auf dem Spiel.



In der Zwischenzeit wanderte Willow in ihrem Zimmer auf und ab, während ein paar wütende Tränen über ihre Wangen kullerten. Was glaubte ihr Bruder eigentlich wer er war? Sie war doch kein kleines Kind mehr! Er konnte sie doch nicht einfach so in ihrem Zimmer einsperren! Und für was? - Nur weil sie ein paar Bücher aus dem Arbeitszimmer hatte holen wollen. Das war doch absoluter Wahnsinn!

Er hätte sie einfach in einem normalen Tonfall darum bitten können, das nächste Mal anzuklopfen und sie dann ihre Bücher holen und wieder gehen lassen können. Aber nein, er hatte mit seiner aufbrausenden Art ja gleich wieder ein Drama aus der ganzen Sache machen müssen. Sie wäre nicht so frech gewesen, wenn er nicht so ein Idiot gewesen wäre. Aber seit ihr Vater verstorben war, hatte sich Philip komplett zurückgezogen.

Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sich Willow so alleine gefühlt. Alleine und verlassen. Wie konnte Philip ihr so die kalte Schulter zeigen, wenn sie doch beide gerade ihren Vater verloren hatten? Trauerte er denn gar nicht? - Offensichtlich ja nicht. Er war wohl viel zu sehr damit beschäftigt seinen "geschäftlichen Angelegenheiten" nachzugehen, von denen er Willow sowieso nie auch nur ein Sterbenswörtchen erzählen würde. Willow hatte das Gefühl, dass sie mit dem Tod ihres Vaters auch ihren Bruder verloren hatte.

Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie früher als Kinder gemeinsam im großen Garten des Anwesens gespielt hatten. Sie erinnerte sich daran, wie Philip sie beim Schaukeln stundenlang anschubste, wenn sie das gewollt hatte. Er war immer für sie da gewesen, wenn ihr Vater mal wieder nicht aufzufinden war. Er hatte ihr Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen bevor sie schlafen ging und er hatte sie in sein Zimmer kommen und bei ihm schlafen lassen, wenn sie sich vor den Monstern unter ihrem Bett gefürchtet hatte. Aber diese Zeiten waren lang vorbei.

Je älter die Geschwister wurden, desto mehr schienen sie sich auseinander zu leben. Auf einmal war es Philip nicht mehr gut genug, mit seiner Schwester zu spielen. Auf einmal verbrachte er lieber Zeit mit seinen Freunden und Willow blieb alleine im Garten zurück. Auf einmal war er genervt, wenn sie ihn darum bat, sie beim Schaukeln anzuschubsen. Auf einmal war er auf einem Ausritt mit seinen Freunden, wenn ihr Vater nirgends zu finden war. Auf einmal war die Tür zu seinem Zimmer verschlossen.

Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now