Kapitel 15 (Part 2)

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Willow hob langsam ihren rechten Arm nach oben zu ihrer Kappe und zog diese schließlich in einer zügigen Bewegung von ihrem Kopf. Als ihr langes braunes Haar nach unten fiel und ihr Gesicht umrahmte, konnte sie hören, wie Markus überrascht die Luft einsog und dabei einen Schritt zurück machte. Zögerlich hob Willow ihren Blick und traf den seinen.

"Du...", begann Markus, aber er brauchte noch einen Moment um zu realisieren, was gerade passiert war. "Du bist ein Mädchen?" Er konnte seinen Augen noch immer nicht ganz glauben und starrte Willow ein paar Momente ungläubig an.

"Wie Ihr seht," begann Willow mit ihrer Erklärung, "bin ich nicht der Stallbursche des Herzogs von Cornwall. Tatsächlich bin ich überhaupt kein Bursche." Sie warf nochmals einen Blick zu Markus und fuhr dann fort: "Aber ich bin auch kein Dieb. Ich habe nichts verbotenes getan, außer mich von einem Grundstück zu schleichen, dass ich nicht verlassen sollte."

Markus schien noch immer zu perplex um seine Worte wiedergefunden zu haben und so beschloss Willow ihre Erklärung noch weiter auszuführen: "Ich habe Euch nicht angelogen, das verspreche ich. Ich mag nicht der Stallbursche sein, wie Ihr es angenommen hattet. Aber ich helfe in den Stallungen und verbringe viel Zeit dort, so, wie ich es in der Nacht, als wir uns das erste Mal trafen, erwähnte."

Mittlerweile schien sich Markus von seinem Schock erholt und seine Gedanken so weit geordnet zu haben, dass er wieder in der Lage war zu sprechen.

"Ich ehmmm... Ich muss mich für mein grobes Verhalten entschuldigen.", fing er noch etwas unsicher an, "Es war nur... Als der Herzog von Cornwall mir sagte, dass es dort nie einen Stallburschen namens Will gegeben hatte, schien alles zu klar zu sein. Mir schien die einzige Erklärung zu sein, dass du mich belogen hast und das hat mich wütend gemacht."

"Bitte, eine Entschuldigung Eurerseits ist absolut nicht notwendig, Eure Hoheit.", erwiderte Willow. Sie wollte nicht, dass er sich entschuldigte oder schlecht fühlte. Dazu gab es keinen Grund. "Ihr hättet es nicht wissen können. Und ich muss mich entschuldigen, dass ich Euch in dieser Angelegenheit so hinters Licht geführt habe."

Willow ließ ihren Blick wieder zu Boden sinken, während ihre linke Hand unbewusst zu ihrem rechten Oberarm wanderte. Sie spürte noch immer einen dumpfen Schmerz dort, wo er sie vor wenigen Moment noch gegen die Mauer gedrückt hielt.

Markus bemerkte die Bewegung und sofort wurde er von einer Welle des Schuldgefühls übermannt. Er hatte sie doch nicht verletzten wollen. "Ich hoffe, ich habe dir nicht weh getan?", sprach er kleinlaut, aber es klang mehr wie eine Frage als alles andere.

"Ist schon gut.", erwiderte Willow und zwang ein Lächeln auf ihre Lippen, "Macht Euch darum nur keine Sorgen, Eure Hoheit."

Eine unangenehme Stille machte sich zwischen den beiden breit, als keine so recht zu wissen schien, wie es nun weitergehen sollte.

"Ich würde Euch gerne etwas zeigen.", bot Willow schließlich an und zeigte Richtung eines kleines Pfads zu ihrer Rechten, der sie zu ihrem besonderen Platz führen würde.

"Nach dir.", erwiderte Markus und ein kleines Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. Jetzt, da er das alles verdaut hatte, war er umso mehr fasziniert von- Warte. War ihr Name wirklich Will? Das wäre ein sehr ungewöhnlicher Name für ein Mädchen.

Willow hatte bereits ein paar Schritte weg von Markus gemacht, als sie seine Stimme innehalten ließ: "Entschuldige, aber ich muss einfach fragen. Ist dein Name tatsächlich Will?"

Ein leises Glucksen entfuhr Willow's Lippen, bevor sie sich wieder zu Markus umdreht um seine Frage zu beantworten: "Mein Bruder nannte mich früher, als wir noch Kinder waren, manchmal so. Aber die meisten Leute nennen mich Willow."

Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now