Kapitel 20 (Part 2)

600 32 0
                                    

Markus hatte noch gar nicht bedacht, dass es auch sein konnte, das Willow erwischt worden war. Es war definitiv eine Möglichkeit. Sicherlich wäre Philip nicht erfreut, wenn er sie bei einem ihrer nächtlichen Ausflüge erwischte. Vielleicht würde sie das davon abhalten sich jemals wieder fortzuschleichen. Aber er durfte nicht direkt vom Schlimmsten ausgehen.

Es war ja auch möglich, dass sie nur fast erwischt worden war und es ihr dann zu riskant gewesen wäre. Das wäre definitiv ein passabler Grund. Und Markus gefiel diese Option wohl von allen am besten, da dies bedeuten würde, dass sie wirklich versucht hatte zu kommen und alles unternommen hatte um ihn zu treffen, aber es einfach unmöglich gewesen war, sich fortzuschleichen.

"Das wäre möglich.", sprach Markus seine Gedanken aus, "Ich hoffe nur, dass ihr nichts passiert ist."

"Ich würde nicht direkt vom Schlimmsten ausgehen, wenn ich du wäre.", bot seine Mutter an, "Warum gehst du nicht heute Nacht wieder zu dem Treffpunkt, an dem ihr euch für letzte Nacht verabredet hattet? Ich bin sicher, sie wird dort auftauchen."

"Keine schlechte Idee....", erwiderte Markus. Das war überhaupt keine schlechte Idee. Wenn sie etwas oder jemand tatsächlich davon abgehalten hatte zu kommen, würde sich Willow sicherlich in dieser Nacht erneut fort schleichen, in der Hoffnung, dass er wieder auf sie warten würde. Zumindest hatte Markus das Gefühl, dass sie das tun würde.

"Nun, ich bin froh, dass ich dir einen Rat geben konnte.", lächelte Markus' Mutter und stand vom Tisch auf, während sie das Hemd aufhob. "Viel Glück.", fügte sie dann noch hinzu, bevor sie das Zimmer verließ. Markus hatte das leichte Zucken ihres Mundwinkels nicht übersehen. Offensichtlich war seine Mutter sehr bemüht ein schelmisches Grinsen vor ihrem Sohn versteckt zu halten.

In dem Moment als seine Mutter den Raum verlassen hatte, kam Edgar zur anderen Tür herein getanzt und platzierte einen Teller mit Markus' Frühstück vor ihm auf dem Tisch.

Dieser hatte nun neue Hoffnung geschöpft, Willow heute Nacht wiederzusehen und schlang sein Frühstück noch schneller herunter, als er es das letzte Mal getan hatte. Nur dass ihn dieses Mal niemand unterbrach und seine schlechten Manieren damit unentdeckt blieben.


Nach dem Frühstück machte sich Markus direkt wieder auf den Weg nach oben in sein Zimmer um das zu erledigen, was erledigt werden musste. Und das war eine Antwort an Philip zu formulieren. Mittlerweile wusste Markus auch, was er ihm sagen würde. Und zwar ganz einfach, dass er sich noch nicht entschieden hatte. Er würde warten, bis er mit Willow über die Sache gesprochen hatte. Er würde sich weder für noch gegen ein Treffen aussprechen, solange er nicht ihre Meinung dazu gehört hatte.

Schwungvoll setzte sich Markus an seinen Schreibtisch und hatte bereits die Feder in der Hand, als er bemerkte, dass er zuerst ein Blattpapier finden musste. Ugh, dieser Schreibtisch hatte es wirklich nötig einmal aufgeräumt zu werden! In der letzten Schublade fand er dann schließlich doch einen kleinen Stapel Papier. Ungeduldig griff sich Markus das oberste und hatte keine zwei Sekunden später bereits die Feder in der Hand. Nun, dann bringen wir das mal hinter uns, dachte er zu sich selbst und setzte die Feder für die ersten Worte auf.



An

Den Herzog von Cornwall


Lieber Philip!

Bitte entschuldige meine späte Antwort auf deinen Brief. Ich war die letzten Tage sehr beschäftigt.


Nun, das entsprach nur teilweise der Wahrheit, aber das musste ja niemand wissen, oder?


Unglücklicherweise muss ich dir mitteilen, dass ich mich noch nicht entschieden habe, ob ich ein Treffen mit deiner Schwester zu diesem Zeitpunkt eine gute Idee finde. Ich hoffe sehr, dass du meine Sichtweise verstehen kannst. Natürlich werde ich dich meine Entscheidung wissen lassen, sobald ich diese getroffen habe. Ich hoffe sehr, dass das bis morgen der Fall sein wird.


Was Markus wirklich hoffte, war, dass er Willow in dieser Nacht sehen würde, was ja aber dazu führen würde, dass Philip morgen eine tatsächliche Antwort auf seinen Vorschlag erhalten würde. Also war das wohl keine direkte Lüge.


Bis dahin wünsche ich dir nur das Beste!

Markus



Das sollte reichen. Er hatte nicht den Anschein erweckt, dass er das Treffen ablehnte, sondern nur um ein wenig mehr Bedenkzeit gebeten. Trotzdem fragte sich Markus, ob Philip das wohl verstehen würde. Wenn da nicht Willow wäre - von der Philip ja nichts wusste - gäbe es ja auch wirklich keinen Grund, warum sich Markus nicht mit Antonia treffen sollte. Aber da Philip keine Ahnung von Willow hatte, würde er wohl nicht nachvollziehen können, warum Markus zögerte. Aber zu diesem Zeitpunkt war es Markus ziemlich gleichgültig, ob Philip es verstand oder nicht, er würde es eben einfach akzeptieren und warten müssen.

Genauso wie Markus warten musste. Warten, auf die Nacht und hoffen - beten, dass Willow auftauchen würde. Hoffen, dass seine Mutter Recht behalten würde.

Aber was wenn sie falsch lag? Was, wenn Willow für immer verschwunden war? Was, wenn sie in ein paar Jahren nichts weiter als eine verschwommene Erinnerung sein würde? Nein, das würde nicht passieren. Sie würde auftauchen. Er würde jede Nacht an dieser Steinmauer warten, wenn es sein musste. Irgendwann würde sie wieder auftauchen. Er wusste es einfach. Nichts könnte Willow für allzu lange von ihrer Freiheit abhalten. Und wenn der Drang sich des Nachts wieder fortzuschleichen zu groß wurde, um ihn zu ignorieren, würde er da sein und auf sie warten.

Markus würde sie nicht einfach so gehen lassen. Egal was der Grund für ihr Fortbleiben gewesen sein mochte. Sie würden sich wiedersehen. Dafür würde er schon sorgen. Und wenn er selbst über diese Mauern klettern und das ganze Cornwall Anwesen nach ihr durchsuchen müsste.

Was Willow wohl zu dem Treffen zwischen ihm und Antonia sagen würde? Irgendwie hatte Markus das Gefühl, dass sie ihn ermutigen würde es zu tun. Sicherlich würde sie es auch als fair empfinden, dass er Antonia zumindest einmal getroffen hatte, bevor er eine Entscheidung traf. Oder?

Markus wusste tief in sich, dass es die einzig vernünftige Entscheidung war, sich mit Antonia zu treffen. Er konnte schließlich nicht wissen, ob der Antonia nicht doch lieber haben könnte, als Willow. Sicherlich schien das im Moment sehr unwahrscheinlich, aber, wenn er sie noch nie getroffen hatte, konnte er es auch nicht mit absoluter Sicherheit wissen. Und er wusste, dass er für immer über dieses "Was wäre wenn" nachdenken würde, wenn er sie nicht treffen würde.

Auf der anderen Seite war ihm Willow's Zustimmung in dieser Angelegenheit wahnsinnig wichtig. Es fühlte sich beinahe so an, als würde er sie hintergehen, wenn er sich mit einem anderen Mädchen traf. Aber Willow würde die Dinge so nicht sehen. Sie wusste, dass diese arrangierte Ehe ohne Markus' Einverständnis beschlossen wurde und sie würde ihm wohl zustimmen, wenn er meinte, dass das Mädchen zumindest eine Chance verdient hatte.

Sie beide hatten diese Chance verdient um zu sehen, ob diese arrangierte Ehe funktionieren könnte. Ob sich all das vielleicht sogar in Liebe verwandeln könnte. Oder zumindest etwas in die Richtung.

Willow würde nicht schlecht über ihn denken, wenn er sich mit Antonia traf, in dieser Sache war sich Markus sicher. Aber er hatte trotzdem Angst, dass es sie verletzen könnte. Und deshalb war es so wichtig, dass er ihr seine Gefühle offenbarte und ihr vor Augen führte, wie lieb er sie gewonnen hatte und das es sich nur um ein formelles Treffen mit Antonia handelte und nichts weiter.





----------------------------------------

Ich würde mich wirklich freuen, wenn du dir die Zeit nimmst und einen Kommentar hinterlässt.

Lass mich wissen, was dir gefällt und was nicht und weise mich gerne auf Fehler hin.

Vielen lieben Dank! :)

Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now