Kapitel 15 (Part 1)

601 33 2
                                    

Markus war rasend vor Wut. Nicht wegen des Nachmittags mit Philip. Es war eigentlich ein sehr angenehmer Nachmittag gewesen und er hatte das Gefühl in Philip einen neuen Freund gefunden zu haben. Aber als er die Wahrheit über Will erfahren hatte...

Wie konnte er es wagen ihm so dreist ins Gesicht zu lügen? Und er hatte allen Ernstes geglaubt, dass sie so etwas wie Freunde wären und dass Will ehrlich war. Nun, wie sich herausstellte, hatte er falsch gelegen. Will war ganz offensichtlich nichts weiter als ein Dieb. Ein Dieb und ein Lügner. Und Markus hatte ihm auch noch geglaubt. Wie hatte er nur so blind sein können?

Er hätte es wissen müssen. Die Art, wie er gezögerte hatte, auch nur die kleinsten Informationen preiszugeben. Die Art, wie er nervös geworden war, als sie sich das zweite Mal getroffen hatte. Er war nicht wegen ihrer verschiedenen Stände nervös gewesen, nein, er hatte Angst gehabt sich in seinem Netz aus Lügen zu verfangen.

Das einzige, was in Markus Augen nicht wirklich Sinn ergab, war, dass Will solange geblieben war, um sich mit ihm zu unterhalten. Und, dass er einem weiteren Treffen zugestimmt hatte. Warum hatte er ihn über seine Reise ausgefragt und sich nach seinem Problem erkundigt? War er daran wirklich interessiert gewesen? Oder wollte er damit nur verhindern, dass er mehr Informationen über sich selbst preisgeben musste? Es war wohl eher letzteres der Fall.

Aber Markus würde diesem Dieb eine Lektion erteilen. So viel stand fest. Sie hatten sich für heute Nacht an eben jenem Ort verabredet, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren. Und Markus würde da sein und Antworten bekommen. Und dieses Mal ehrliche Antworten.

Aber was, wenn Will wirklich nichts weiter als ein lügender Dieb war, was zu erwarten war? Sollte er ihn an Philip ausliefern? Aber es würde mitten in der Nacht sein... Vielleicht sollte er ihn bis zum Morgen gefangen halten und ihn dann an den jungen Herzog übergeben? Gewissermaßen war es wohl seine Pflicht. Und er hatte es verdient!

Zur Sicherheit nahm Markus seinen Revolver und ein Stück Seil mit. Sollte der "Stallbursche" Widerstand leisten und damit er ihn fesseln konnte, falls es nötig sein sollte. Nun, da er sich mehr oder weniger vorbereitet fühlte, stieg Markus auf sein Pferd und ritt durch die Nacht in Richtung des Cornwall Anwesens. Er war noch immer rasend vor Wut. Wenn es etwas gab, dass er abgrundtief hasste, dann waren es Lügner. Und wer auch immer der Junge war, er hatte Markus von vorne bis hinten nur belogen.

Als er an ihrem Treffpunkt ankam, bank er sein Pferd an einen der umliegenden Bäume, sodass er seine Aufmerksamkeit auf Will fokussieren konnte. Er war extra etwas früher gekommen, um sicherzustellen, dass er als erstes am Treffpunkt eintraf. Der Revolver sicher unter seinem Mantel verstaut, sodass er bei Bedarf griffbereit war, blieb nun nichts anderes zu tun als zu warten.


------------------------------


In der Zwischenzeit hatte sich Willow wieder einmal von Mädchen zu Junge verwandelt und freute sich schon auf das Treffen mit Markus. Sie hatte vor ihm heute nach die Lichtung mit dem kleinen Teich zu zeigen. Aus irgendeinem Grund wollte sie diesen, ihren besonderen Ort mit ihm teilen. Und sicherlich war das etwas, über das sie sich unterhalten konnte, ohne dass sie die Wahrheit wieder etwas zurecht biegen musste. Sie würde ihm einen Teil von sich zeigen können - einen Teil von ihrem wirklichen selbst - ohne dass sie Gefahr lief, dass er herausfinden könnte, wer sie war.

Tatsächlich hatte sie kurz mit dem Gedanken gespielt, ihm zu sagen, wer sie wirklich war, jetzt da sie wusste, dass er ihr sicherlich nichts Böses wollte. Sie hatte auch keine Angst mehr, dass er ihrem Bruder von ihren nächtlichen Ausflügen erzählen würde. So etwas würde er niemals machen. Aber sie hatte Angst, dass es die Dinge zwischen ihnen verändern würde.

Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now