Kapitel 5 (Part 2)

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Willow war der Appetit gründlich vergangen und so entschuldigte sie sich schnell, stand auf und verließ den Raum. Sie wollte nicht, dass aus dem Gespräch wieder ein Streit wurde und sie konnte die Frustration bereits in ihr aufsteigen spüren. Nachdem sie die Treppe lauter als notwendig hinaufgestapft war und die Tür zu ihrem Zimmer schwungvoller als nötig zugeworfen hatte, ließ sich Willow auf ihr Bett fallen.

Warum konnte sich ihr Bruder nicht auch zumindest ein wenig bemühen? Das Abendessen hatte so gut begonnen. Er hatte sich sogar entschuldigt! Aber dann hatte sich seine Stimmung von einem Moment auf den anderen wieder komplett verändert, er hatte ihr die kalte Schulter gezeigt und wurde schnippisch wegen nichts und wieder nichts. Und dabei war ER es der IHR immer vorwarf sich kindisch zu verhalten. Pah, absolut lachhaft! ER war derjenige der sich wie ein Kind aufführte. Es gab absolut keinen Grund wegen einer so simplen Frage so wütend zu werden. Es war schließlich nicht so, als hätte sie hier ein empfindliches Thema angesprochen. Warum musste es auf Biegen und Brechen so ein Geheimnis bleiben, wer das Cornwall Anwesen heute besucht hatte?

Genervt von dem Verhalten ihres Bruders raffte sich die junge Herzogin schließlich auf und stand von ihrem Bett auf, um sich bettfertig zu machen. Dafür mussten mindestens eine Million Knöpfe aufgemacht werden, die Schnürung des Korsetts musste gelockert werden und die vielen Röcke genauso wie der Reifrock mussten abgenommen werden. Gut 15 Minuten später war Willow endlich fertig und stand nun nur noch in Ihrem Unterkleid im Zimmer. Es war absolut absurd wie lange es dauerte in der Früh all diese Schichten anzuziehen und sie abends wieder loszuwerden. Was für eine Zeitverschwendung.

Was hätte Willow nicht gegeben um einfach eine Hose und ein Hemd überwerfen zu können und damit quasi fertig angezogen zu sein. Aber nein, sie musste eine ganze halbe Stunde jeden Tag damit verbringen sich an und wieder auszuziehen. Und für all diese Mühe würde man doch erwarten, dass diese Kleider wenigstens praktisch waren. Aber das waren sie nicht. Nicht im geringsten. Wenn der Saum eines Rocks auch nur ein klein wenig zu lang war, würde man andauernd darüber stolpern. Und dabei war noch nicht einmal erwähnt, dass diese blöden Reifröcke enorm viel Platz in Anspruch nahmen. Warum konnten Frauen nicht einfach auch Hosen tragen? Man sollte ihnen wenigstens erlauben sich das selbst auszusuchen.

Wenn diese riesigen Kleider nicht wären, von denen die Gesellschaft und ihr Bruder erwarteten, dass sie sie trug, dann könnte sich Willow heute Nacht von dem Anwesen schleichen. Nur für eine kleine Weile. Niemand würde auch nur bemerken, dass sie fort war und keiner konnte sie in der Nacht vermissen. Und die Dunkelheit der Nacht würde es ihr leichter machen unbemerkt durch den Garten zu schleichen. Sie müsste einfach nur warten bis alle zu Bett gegangen waren. Aber Willow konnte nicht in einem ihrer Kleider gehen und etwas anderes anzuziehen hatte sie nicht.

Sie könnte sich natürlich in das Zimmer ihres Bruders schleichen und sich eine Hose von ihm "leihen", aber das Risiko erwischt zu werden war relativ hoch. Und er würde an die Decke gehen, wenn er herausfand, dass sie in seinem Zimmer war.

Sich hineinzuschleichen, wenn er schlief wäre vielleicht eine Option, aber hier bestand natürlich das Risiko, dass er aufwachen könnte. Willow erinnerte sich, dass Philip immer einen relativ leichten Schlaf hatte. Als Kind hatte sie diese Eigenschaft geliebt. Er war immer direkt wach gewesen, wenn sie die Tür zu seinem Zimmer geöffnet hatte, wenn sie wieder einmal nicht hatte schlafen können. Es war also zu erwarten, dass er diese Eigenschaft immer noch besaß und das würde es Willow unmöglich machen, sich in das Zimmer zu schleichen ohne ihn aufzuwecken. Ganz davon zu schweigen, dass sie in völliger Dunkelheit nach einer Hose suchen müsste. Nein, das war wahrscheinlich noch riskanter, als sich während des Tages in sein Zimmer zu schleichen.

Wo sonst könnte sie noch Männerkleider herbekommen? Die Bediensteten hatten je ein kleines Zimmer im Keller, aber unbemerkt dorthin zu kommen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Abgesehen davon hatten die Angestellten wohl nur 2 Garnituren an Kleidung zum Wechseln und eine schöne Garnitur für die Kirche. Es würde also sofort auffallen, wenn hier etwas fehlen würde. Also schied diese Option ebenfalls aus. Ugh, es musste doch einen Weg geben um an ein Paar Hosen zu gelangen!

Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now