Kapitel 7 (Part 1)

791 37 2
                                    

Nachdem das Mittagessen in unbequemer Stille endlich vorbei war, machte sich Willow auf zurück in ihr Zimmer. Sie hatte sich dazu entschlossen, ihrem Bruder für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen und in ihrem Zimmer zu lesen oder irgendsowas. Als ihr Blick jedoch auf dem Buch auf ihrem Nachtkästchen landete, kam ihr ein anderer Gedanke. Der Dachboden.

Dorthin zu gehen war mit Sicherheit spannender als nur zu lesen und dort würde sie ihren Bruder sicherlich nicht antreffen. Also verließ sie ihr Zimmer nur wenige Minuten nachdem sie es betreten hatte bereits wieder mit dem festen Vorsatz einen versteckten Schatz auf dem Dachboden zu finden. So leise wie möglich schloss sie die Tür, die zu dem Dachboden führte hinter sich und ging die Treppe vor ihr nach oben.

Die Temperatur schien mit jeder Stufe die sie nahm kühler zu werden und eine leichte Gänsehaut überzog ihre unbedeckten Arme. Ein aufgeretes Schauern lief ihr den Rücken hinunter, als sich die junge Herzogin vorstellte, was sie hier oben alles finden könnte. Es war ziemlich düster, da es nur zwei kleine Fenster gab und Willow nicht daran gedacht hatte, eine Lampe mit nach oben zu bringen.

Aber die leicht gruselige Dunkelheit machte ihr nichts aus. Das Gegenteil war der Fall. Sie fand es wahnsinnig spannend und passend.

Auf dem Dachboden gab es definitiv viel zu entdecken. Er war vollgestellt mit den verschiedensten Dingen. Alte Möbel, Boxen in allen Größen und Formen und viele andere Dinge. Vorsichtig bahnte sich Willow ihren Weg durch den schwach beleuchteten Raum, während sie sich darauf konzentrieren musste, nicht über irgendwelche Boxen zu stolpern.

Wo sollte sie nur anfangen? Ohne einen richtigen Plan griff sie sich schließlich einfach die Box, die direkt neben ihren Füßen stand. Die junge Herzogin setzte sich in einen alten Ohrensessel und platzierte die Box auf ihrem Schoß. Fast hätte sie erwartet, dass ihr etwas entgegen sprang, als sie den Deckel von der Schachtel hob. Aber natürlich war das nicht der Fall und stattdessen fand sie einen ganzen Stapel an alten Fotos.

Da waren einige Fotos von ihrem Vater mit seinen Freunden und einige Fotos von einem Baby, von dem Willow annahm, dass es ihr Bruder war. Die Fotos mussten schon viele Jahr alt sein. Aus einer Zeit, zu der ihre Mutter noch am leben war. Das nächste Foto, dass der jungen Herzogin in die Hände fiel, zeigte eine junge Frau, die ihr selbst sehr ähnlich war. Es musste ihre Mutter sein. Irgendwie war es seltsam jetzt dieses Foto von ihrer Mutter in Händen zu halten. Sie sah ihr wirklich sehr ähnlich.

Eine ganze Welle an Gefühlen schwappte über Willow, als sie an ihre Mutter dachte. Sie wünschte sich so sehr, dass sie sie hätte kennenlernen können. Es hatte so viele Moment in ihrem Leben gegeben, die sie gerne mit ihrer Mutter geteilt hätte. Momente, in denen sie ihre Mutter gebraucht hätte. So oft hatte sie sich einsam und verloren gefühlt ohne eine Mutter aufzuwachsen. Und nun dieses Foto zu sehen...

Für Willow war ihre Mutter immer wie ein Geist gewesen. Sie hatte sich nie real oder greifbar angefühlt. Aber dieses Foto war der Beweis. Der Beweis, dass es sie wirklich gegeben hatte und dass sie hier in diesem Haus gelebt hatte. Und das gab Willow ein ungewohntes Gefühl von Trost.

Je länger Willow das Foto in ihrer Hand ansah, desto mehr konnte sie verstehen, warum es ihren Vater so verletzte hatte, sie anzusehen. Auf dem Foto saß ihre Mutter auf einer Bank im Garten, ein Buch in ihrer Hand, während sie glücklich in die Kamera lächelte. Wenn Willow es nicht besser gewusste hätte, hätte sie meinen können, dass es ein Foto von ihr selbst war. Sie war das genaue Ebenbild ihrer Mutter. Das gleiche Lächeln, das gleiche lange dunkelbraune Haar und sogar die gleiche zierliche Figur.

Willow wollte nun unbedingt mehr über ihre Mutter herausfinden. Wie war sie gewesen? Was teilten sie sonst noch, außer das Aussehen und ihren Vornamen? Offensichtlich hatte ihre Mutter auch gerne gelesen, was Willow zu dem Schluss kommen ließ, dass sie sicherlich eine sehr intelligente Frau gewesen war. Oh, wie sie es geliebt hätte sich mit ihrer Mutter über Bücher zu unterhalten! Sie hätten gemeinsam durch den Garten spazieren können und sich über ihre liebsten Charaktere austauschen können.

Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now