Kapitel 9 (Part 2)

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Nach einem vielleicht zehn-minütigen Ritt erreichte der Mann sein Ziel und stieg von seinem Pferd. Er führte es zurück in seine Box in den Stallungen, während seine Gedanken noch immer bei dem Jungen in den Wäldern waren. Es war selten vorgekommen, dass er sich von jemandem so verstanden gefühlt hatte. Und auch wenn die beiden weit voneinander entfernt waren, was ihren Status anging, so hatte es ihnen die Dunkelheit der Nacht ermöglicht, vollkommen frei und ohne Rückhalte zu sprechen.

Vor der Eingangstür zu dem großen Anwesen hielt er Inne. Aus dem Fenster des Wohnzimmers drang noch Licht nach draußen und auch wenn er eigentlich gerade mit niemanden sprechen wollte, so betrat er das Gebäude schließlich doch. Es war seine Mutter, die noch wach war und offensichtlich auf seine Rückkehr gewartet hatte.

"Markus! Dem Himmel sei Dank!", rief sie mit gedämpfter Stimme aus, als sie ihn erblickte. "Ich hatte schon befürchtet du wärst nun endgültig fort gegangen nach diesem Streit mit deinem Vater."

"Das dachte ich auch.", murmelte Markus, zu leise, dass es seine Mutter hätte hören können. "Bitte entschuldige Mutter.", sprach er dann auf und sah zu ihr hinüber. "Ich wollte dir keine Sorgen bereiten. Ich war nur so wütend auf Vater. Ich brauchte einfach einen Moment um mich zu beruhigen und ein bisschen frische Luft zu schnappen."

"Das war wohl das beste.", stimme seine Mutter zu und lud ihn ein, sich zu ihr zu setzen, in dem sie die Armlehne des Ohrensessels neben ihrem ein paar Mal tätschelte. Seufzend trat Markus zu seiner Mutter und ließ sich in den Ohrensessel fallen.

"Ich kann gut verstehen, dass du wütend auf deinen Vater bist, weil er diese Entscheidung einfach ohne dein Einverständnis getroffen hat. Aber du musst auch seine Sicht der Dinge sehen. Er wollte nur helfen und sah das als die beste Lösung für alle."

"Er hätte mich trotzdem vorher fragen können.", grummelte Markus vor sich hin. Er fühlte sich fast wie ein dreijähriges Kind, dass nicht seinen Willen bekam.

"Zu diesem Zeitpunkt hattest du deine Reise bereits angetreten.", verteidigte seine Mutter ihren Ehemann in der Sache.

"Er hätte ja einen Brief schreiben können. Das wäre wohl nicht zu viel verlangt gewesen, oder?", brauste Markus etwas auf, während er sein bestes gab so ruhig wie möglich zu bleiben. Er wollte sich nicht auch noch mit seiner Mutter streiten. Und er wusste, dass sie versuchte zwischen ihm und seinem Vater zu vermitteln. Das hatte sie schon immer getan.

"Und was, wenn der das getan hätte?", wollte seine Mutter wissen. "Hättest du der arrangierten Heirat dann zugestimmt? Das kein Anliegen, dass man in Briefen klärt Markus und das weißt du."

Seine Mutter hatte recht. Es hätte nichts geändert, wenn ihm sein Vater früher davon erzählt hätte. Es hätte ihm wohl nur die Laune für seine restliche Zeit auf Reisen ruiniert. Und er hätte sich vor dem Tag gegraust, an dem er zurück gekommen wäre.

"Wahrscheinlich hast du recht.", gab Markus schließlich zu. "Aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich mit all dem einverstanden bin." Er wollte sicherstellen, dass das klar war.

"Ich weiß. Ich weiß.", antwortete seine Mutter und hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände um ihren Sohn zu beruhigen. "Nimm dir nur Zeit um darüber nachzudenken und versuche dich der Möglichkeit nicht komplett zu verschießen." Sie konnte gut verstehen, dass ihr Sohn nicht allzu begeistert war, als er am Tag nach seiner Rückkehr erfuhr, dass sein Vater eine Heirat für ihn arrangiert hatte.

"In Ordnung.", seufzte Markus abgeschlagen, zu müde und zu frustriert von diesem Thema, als das er noch länger darüber hätte sprechen wollen.

"Ich werde nun zu Bett gehen und ich schlage vor, dass du das ebenfalls tust.", erwiderte seine Mutter, während sie von dem Ohrensessel aufstand. "Schlaf gut mein Sohn.", lächelte sie ihm noch über die Schulter zu und war kurz darauf auch schon durch die Tür verschwunden.

Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now