Kapitel 13 (Part 1)

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Tief in Gedanken versunken wanderte Markus durch die Straßen zurück nach Hause. Es gab mehr als genug, über das er nachdenken musste. Ganz oben auf der List natürlich stand natürlich die Begegnung mit dem Stallburschen Will. Er hätte nie erwartet, dass er ihn wiedersehen würde und schon gar nicht so schnell, aber wenn er ganz ehrlich war, hatte er darauf gehofft. Manchmal war es eben schwer zu begreifen, wie das Schicksal so spielte. Und es war beeindruckend, wie gut sich die beiden trotz des großen Unterschieds ihres Standes in der Gesellschaft verstanden.

Sicher, es hatte ein paar Formalitäten gegeben, die erst übersprungen werden hatten müssen. Vor allem bei dieser zweiten Begegnung, als sie sich einander vorgestellt hatten. Markus hatte bemerkt, dass Will nicht ganz wohl war, als er herausgefunden hatte, wer er war. Aber das war zu erwarten gewesen. Er war ja schließlich nur ein Stallbursche. Und mit einem Großherzog einfach so ungezwungen zu sprechen, war sicher ungewohnt, wenn nicht sogar beängstigend. Markus war froh, dass er es nach einer Weile aber doch noch geschafft hatte, dass sich der Stallbursche in seiner Gegenwart wohl fühlte. Auch wenn er merklich versuchte hatte, der Frage nach seinem Namen aus dem Weg zu gehen.

Markus wunderte sich nur warum. War es nur wegen ihren verschiedenen Plätzen in der Gesellschaft? Aber was sollte es schon ausmachen, wenn er seinen Namen kannte? Will machte auch nicht den Eindruck, als hätte er tatsächlich Angst vor ihm gehabt. Er war im ersten Moment überrascht gewesen und hatte ein paar Minuten gebraucht um sich wieder zu sammeln, aber danach war er wieder ganz er selbst gewesen. Ein selbstsicherer junger Bursche, der neugierig war, die Welt zu erkunden und sich von niemandem so schnell einschüchtern ließ. Warum sollte er zögern, Markus seinen Namen zu verraten?

Auch als er schließlich eingelenkt hatte und Markus seinen Namen genannt hatte, schien ihm nicht ganz wohl bei der Sache gewesen zu sein. Er hatte den Namen förmlich ausgespuckt, so als wollte er es möglichst schnell hinter sich bringen.

Will hatte wirklich einen außergewöhnlichen Charakter. Markus hatte den Eindruck, dass er ein ehrlicher, lebendiger, aber auch temperamentvoller Junge war, der nichts mehr liebte als seine Freiheit. Die herausfordernden und frechen Kommentare, die ihm manchmal herausrutschten fand der junge Großherzog nicht nur amüsant, sondern auch beeindruckend. Er wunderte sich, ob er wohl mit seinem Herren auch so sprach. War der Herzog von Cornwall jemand, der es akzeptierte, wenn seine Angestellten so mit ihm sprachen?

Apropos Herzog. Markus hatte nochmals mit seinem Vater gesprochen, um mehr über die arrangierte Ehe, den Deal und das Mädchen herauszufinden. Und der interessanteste Zufall hatte sich zugetragen. Das Mädchen, das ihm versprochen war, war die Schwester des Herzogs von Cornwall, Antonia. Würde Markus also zu diese arrangierte Heirat einwilligen, würde er tatsächlich das Cornwall Anwesen übernehmen und damit auch Will's neuer Herr sein.

Aber sollte er seinem Vater wirklich erlauben ein solch große Entscheidung einfach über seinen Kopf hinweg zu tätigen? Will hatte eine sehr klare Meinung zu diesem Thema. Er würde eher fortlaufen als zu einer arrangierten Ehe gezwungen zu werden.

Für Markus war diese Entscheidung leider nicht ganz so einfach. Es ging hier nicht nur um ihn. Auch andere Personen würden von seiner Entscheidung betroffen sein. Denn der Deal inkludierte einiges mehr als nur die arrangierte Ehe, wie er von seinem Vater erfahren hatte.

Sein Vater hatte Philip, dem Herzog von Cornwall, bezüglich einiger finanzieller Probleme geholfen, die dieser nach dem Tod seines Vaters hatte und im Gegenzug dafür wollte sein Vater das Anwesen und die dazugehörenden Ländereien. Und er wollte, dass Markus die Verwaltung dieser übernahm. Und um das zu erreichen, war die Hochzeit mit der Schwester des Herzogs notwendig.

Markus konnte nicht verstehen, warum sein Vater nicht einfach die Schulden bezahlt hatte, ohne im Gegenzug etwas zu verlangen, wenn er Philip wirklich nur hatte helfen wollen. Und er konnte nicht verstehen, wie ein Bruder solch einem Deal zustimmen konnte. Aber um fair zu sein, wusste Markus sehr genau, wie überzeugend sein Vater sein konnte, wenn es nötig war. Wenn er sich richtig erinnerte, war Philip kaum älter als Markus selbst und er wäre vor zwei Jahren bei Gott nicht in der Lage gewesen ein ganzes Anwesen zu verwalten. Damals hatte er ganz andere Dinge im Kopf gehabt, aber sicherlich nicht Schulden zu bezahlen und ein Anwesen zu verwalten.

Als war es wohl eher die Schuld seines Vaters als Philip's. Das sah seinem Vater auch ähnlich, eine Situation wie diese zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. Und natürlich interessierte es ihn nicht im geringsten, was die Leute mit deren Zukunft er spielte davon hielten. Und das ließ Markus nun in diesem Dilemma. Wie sollte er nur eine Entscheidung treffen?

Wenn er ablehnte war es gut möglich, dass sein Vater von Philip verlangte, das gesamte Geld zurückzuzahlen, dass er ihm vor all den Jahren zur Verfügung gestellt hatte. Und Markus war sich nicht sicher, ob Philip in der Lage dazu wäre. Abgesehen davon würde er damit einen riesigen Streit zwischen ihm und seinem Vater vom Zaun brechen. Es war gut möglich, dass sein Vater nie wieder ein Wort mit ihm wechseln würde und das würde die ganze Familie spalten.

Wie sollte sich Markus nur entscheiden? Was war die richtige Entscheidung? Das Angebot abzulehnen würde sicherlich viele Schwierigkeiten mit sich bringen, aber er hatte das Gefühl, dass es sein Leben ruinieren würde, wenn der dem Wunsch seines Vaters entsprach. Wie konnte er zulassen, für den Rest seines Lebens in einer arrangierten Ehe gefangen zu sein? Aber wäre es nicht wahnsinnig egoistisch, wenn er sich dagegen entschied?

Markus blieb für einen Moment stehen und seufzte tief, während er zum Himmel hinauf sah. Er wollte keine Entscheidung treffen. Absolut nicht.

Er überlegte, was Antonia wohl von der ganzen Sache hielt. Machte es ihr etwas aus einen komplett fremden Mann zu heiraten? Er wünschte er würde wissen, wie viel sie über ihn und diese arrangierte Ehe wusste. Denn Markus wusste kaum mehr als ein zwei Dinge über sie. Man sagte sie sei sehr hübsch. Lange dunkelbraunes Haar, haselnussbraune Augen und eine zierliche Figur, genau wie ihre Mutter. Sein Vater hatte ihm aber nichts über ihrem Charakter oder ihre Vorlieben sagen können. Natürlich nicht, für solchen Dingen hatte sein Vater auch nie viel Bedeutung zugemessen. Ihre Mutter hatte wohl sehr gerne gemalt, aber ob Antonia auch das mit ihrer Mutter gemein hatte, war fraglich. So weit Markus wusste, hatte sie ihre Mutter nie wirklich kennengelernt.

Wusste Antonia, wie er aussah? Hatte sie ein Foto von ihm gesehen? Oder vielleicht sogar eines der Familienportraits, die seine Mutter jedes Jahr anfertigen ließ? Sicherlich wusste sie zumindest, dass er in den letzten Jahren die Welt bereist hatte.

Markus wunderte sich, ob das wohl etwas war, dass sie anziehen fand oder nicht. Würde sie ihn nach seinen Reisen fragen? Oder würde sie sich für all diese Geschichten und Erzählungen gar nicht interessieren? Er dachte darüber nach, für was sie sich wohl interessieren könnte. Kleider? Schmuck? Bälle? Klatsch und Tratsch? All diese Dinge waren möglich. Würden sie wohl überhaupt irgendetwas gemeinsam haben?




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Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now