Kapitel 12 (Part 1)

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Nach dem Abendessen des nächsten Tages hatte Willow eine Entscheidung getroffen. Sie würde sich in dieser Nacht wieder fort schleichen. Philip würde sicherlich nicht in zwei aufeinanderfolgenden Nächten Freunde auf Besuch haben. Damit war stark davon auszugehen, dass alle im Haus bis spätestens elf Uhr dreißig schlafen würden.

Die junge Herzogin plante diesen nächtlichen Ausflug allerdings anders, als alle bisherigen. Vielleicht war es etwas riskanter, aber das würde es allemal wert sein. Willow würde in dieser Nacht in die Stadt gehen anstatt sich in den Wälder zu verstecken, wie sie es sonst tat.

Die meisten Nächte hatte Willow bisher einfach an ihrem besonderen Ort - der Lichtung mit dem Teich - verbracht, um nach ein paar Stunden wieder zurückzukehren. Aber seit sie vor einigen Nächten diesen Fremden getroffen hatte, hatte sie das Bedürfnis wieder jemanden zu treffen. Natürlich wäre es ihr am aller liebsten gewesen, denselben Fremden erneut zu treffen, aber jede Person war besser als keine. Das war eine der Sachen, die Willow in den letzten Jahren vermisst hatte. Sich einfach mit Leuten zu unterhalten.

Die einzigen Menschen die sie normalerweise traf und mit denen sie sprechen hätte könne waren ihr Bruder und die Angestellten. Und die Unterhaltungen mit diesen Menschen waren in aller Regel nicht besonders spannend. Die Unterhaltungen mit Ihrem Bruder waren immer recht kurz und führten oft zu Streit. Und die Unterhaltungen mit den Angestellten konnten zwar ganz angenehm sein, aber Willow wusste, dass sie immer nur das sagen würden, von dem sie dachten, dass sie es hören wollte.

Also gab es nicht wirklich jemanden mit dem sich Willow ausgiebig unterhalten hätte können. Nicht einmal um sich so langweilige Dinge wie das Wetter zu unterhalten. Sie würde es so genießen etwas Zeit in der Anwesenheit anderes Personen zu verbringen und ein paar Gedanken auszutauschen. Das war so ziemlich das Beste daran gewesen, den Fremden in den Wäldern zu treffen. Einfach nur mit jemanden zu sprechen. Es war ganz gleich, wer diese Person war. Es war einfach nur großartig gewesen, dieses Gespräch zu führen. Und Willow hatte nach wie vor, dass zwischen den beiden eine Art Verbindung entstanden war. Vielleicht war das nur der Fall gewesen, weil sie beide von etwas davongelaufen waren und etwas Freiheit gebraucht hatten, aber nichts desto trotz wünschte sich Willow, ihn nochmals treffen zu können. Auch wenn sie wusste, dass die Chancen SEHR gering waren. Man durfte doch aber wohl zumindest noch hoffen, oder? Und vielleicht war das Schicksal ja auf ihrer Seite.

Die nächsten Stunden verbrachte die Herzogin in ihrem Zimmer. Lesend und immer wieder auf die Uhr schauend. Wieder einmal verging die Zeit unendlich langsam und Willow hatte das Gefühl es würde nie elf Uhr dreißig werden. Aber nach einer gefühlten Ewigkeit zeigte die Uhr dann doch endlich die gewünschte Zeit an.


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In der Zwischenzeit hatte sich Markus mit ein paar seiner Freunde in einer Gaststätte getroffen. Sie hatten sich gut drei Jahre nicht gesehen und es war ziemlich interessant herauszufinden, was seine Freunde in dieser Zeit so erlebt hatte. Keiner von ihnen war so lange gereist wie Markus selbst. Zwei seiner Freunde waren gemeinsam für etwa ein Jahr gereist und hatten dann studiert. Einer Medizin der andere Recht.

Alleine der Gedanke an eine Universität ließ Markus erschauern. Das war sicherlich nichts, dass er plante zu tun. Es war ja nicht so, dass er nicht interessiert daran gewesen wäre, neue Dinge zu lernen, aber er tat das lieber auf seinen Reisen. Er war hier eher praxisorientiert und hatte kein sehr großes Interesse daran, Bücher zu lesen, die vor Jahrhunderten geschrieben wurden. Nein, er lernte lieber aus Erfahrungen, seinen eigenen und jenen, von denen ihm die Leute, die er auf seinen Reisen traf, erzählten. Und in den letzten Jahren hatte Markus sehr viel gesehen und gelernt.

Secrets of the Night (Deutsche Version)Where stories live. Discover now