Kapitel 26 (Part 1)

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Es wurde bereits dunkel, als Willow und Markus schließlich endlich wieder zurück auf den Weg ins Haus machten. Da Philip nirgendwo zu sehen war, gingen sie davon aus, dass er wohl ebenfalls nach drinnen gegangen war.

Ihr Herz in diesem Moment voller Glück, bat Willow Markus im Wohnzimmer zu warten, während sie ihren Bruder suchen würde.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich auf den Weg nach oben in Richtung Philip's Zimmer machte. Sie klopfte sanft an der Tür und hoffte, dass er nicht wütend werden würde, sollte sie ihn bei etwas stören. Nach einem Moment, indem sich nichts getan hatte, klopfte Willow abermals.

Noch immer nichts.

Vielleicht war er ja im Arbeitszimmer. Also machte sich die junge Herzogin auf den Weg in Richtung des Arbeitszimmers. Sie wusste, dass es ihr theoretisch noch immer verboten war, den Raum zu betreten, aber Philip hatte ihr nicht verboten, anzuklopfen. Und sollte er wütend werden und sie wieder einmal anschreien, würde ihr Markus sicherlich zur Hilfe eilen.

Trotzdem klopfte Willow nur sehr leicht und unsicher an.

"Ja?", war die Stimme ihres Bruders von drinnen zu vernehmen.

"Ich bin es Philip. Darf ich eintreten?", fragte Willow durch die Türe. Sie wollte in diesem Moment auf keinen Fall einen Streit vom Zaun brechen und sie würde so freundlich und verständnisvoll sein, wie sie nur konnte, um das zu verhindern.

"Ja, du kannst reinkommen.", hörte Man Philip's Stimme wieder durch die geschlossene Türe.

Immer noch etwas verunsichert, öffnete Willow so leise wie nur irgendwie möglich die Türe und fand ihren Bruder hinter dem Schreibtisch, über ein paar Dokumente gebeugt, vor. Langsam trat sie näher, sie wollte ihn schließlich nicht stören. Die junge Herzogin stand dort vor ihm für einen Moment und wartete. Als sie so auf ihn hinunter sah, fragte sie sich, was wohl in seinem Kopf gerade vor sich ging.

Mit einem leichten Seufzen, hob Philip den Blick von dem Dokument und sah zu seiner Schwester auf: "Was gibt es?", wollte er wissen. Er klang weder wütend noch genervt, nur... erschöpft.

"Markus ist im Begriff zu gehen und ich dachte, du möchtest dich vielleicht verabschieden.", erklärte Willow in sanftem Tonfall. Auf einmal fühlte sie sich schlecht für ihren Bruder. Er hatte sich den ganzen Nachmittag um irgendwelche geschäftlichen Angelegenheiten kümmern müssen, während sie das schöne Wetter mit Markus hatte genießen können. Das war nicht gerecht. "Aber wenn du beschäftigt bist, musst du natürlich nicht. Ich bin sicher Markus würde es nichts ausmachen wenn-"

"Nein, nein. Ich komme.", unterbrach Philip seine Schwester, stand von seinem Stuhl auf und fuhr sich einmal mit der Hand durch die Haare um sie zurück an ihrem Platz zu bringen.

Die Geschwister machten sich gemeinsam auf den Weg nach unten und verabschiedeten sich von Markus. Sie arrangierten, dass Markus am nächsten Morgen vorbeikommen und Willow für einen Besuch im Park abholen würde. Willow konnte es jetzt schon kaum erwarten.


Wenig später fanden sich die Geschwister gemeinsam am Esstisch wieder, kurz nachdem Markus gegangen war. Und wieder viel Willow auf, wie erschöpft ihr Bruder tatsächlich aussah.

"Geht es dir gut?", wollte sie vorsichtig wissen und hoffte, dass er nicht wütend werden würde.

"Ja, alles in Ordnung. Es gibt nur einen ganzen Haufen an Dingen, um die ich mich kümmern muss.", erwiderte Philip und schien nicht im geringsten wütend oder genervt von Willow's Frage zu sein.

"Kann ich irgendetwas tun um dir zu helfen?", fragte Willow behutsam weiter und hoffte, dass sie ihr Glück damit nicht auf die Probe stellte. Aber tatsächlich schienen Philip die Fragen und die Unterhaltung an diesem Tag nicht zu stören.

"Nein, nicht wirklich. Ich meine, du tust schon mehr als genug, wenn du dich morgen wieder mit Markus triffst. Und wenn ihr zwei...", Philip ließ den Satz unvollendet, noch nicht sicher, ob er die arrangierte Heirat tatsächlich wieder thematisieren wollte. "Wenn ihr zwei Heiraten würdet,", entschied er sich schließlich dazu fortzufahren, "wäre mir das eine immense Hilfe."

Willow konnte sich nicht erinnern, wann die Geschwister zuletzt eine so offene, ruhige und ehrliche Unterhaltung gehabt hatte. Aber sie mochte es, wie ihr Bruder tatsächlich darüber sprach, was ihn bedrückte und sie wissen ließ, wie sie ihm helfen konnte.

"Ich kann nichts versprechen.", antwortete sie ehrlich und sah ihren Bruder direkt an, "Aber wenn er mich um meine Hand bitten würde, würde ich nicht ablehnen." Willow meinte das wirklich ernst. Sie konnte sich vorstellen, mit Markus als zu werden. Vielleicht könnten sie noch etwas die Welt bereisen, bevor sie sich niederlassen würden. Das wäre perfekt.

"Danke Willow. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet.", erwiderte Philip, ein zaghaftes, aber ehrliches Lächeln auf seinen Lippen.

War das möglich? Lächelte er wirklich?

"Könnten wir im Gegenzug vielleicht ein paar deiner Regeln neu verhandeln?", fragte Willow etwas zurückhaltend. Sie war sich sehr wohl darüber bewusste, dass das eine riskante Frage war. Aber aus welchem Grund auch immer, schienen sie sich im Moment recht gut zu verstehen, also war jetzt vielleicht gerade ein guter Zeitpunkt.

Philip lachte leise in sich hinein. "Natürlich gibt es da einen Haken. Bei dir gibt es doch immer einen Haken."

"Es ist kein Haken!", erwiderte Willow mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, "Nur eine Bitte."

"Nun gut.", gab Philip, lächelnd den Kopf schüttelnd, nach, "Von welchen Regeln sprechen wir hier?"

"Nun, als erstes wäre ich dir sehr verbunden, wenn ich mich wieder außerhalb meines Zimmer aufhalten dürfte.", find Willow an und hatte schon eine ganze Liste an Dingen in ihrem Kopf.

Philip nickte und so fuhr sie fort: "Und ich hätte gerne die Erlaubnis, das Arbeitszimmer wieder zu betreten, um mir neue Bücher zum Lesen auszusuchen."

Philip zog eine Augenbraue nach oben und sah seine kleine Schwester etwas skeptisch an.

"Ich verspreche auch anzuklopfen und auf deine Antwort zu warten. Bitte, Philip!", versuchte Willow ihren Bruder zu überreden.

"Also gut. Gewährt.", gab Philip nach, "Aber ich schwöre bei Gott Willow, wenn du wieder einfach so herein platzt, wie du es früher getan hast.... " Er ließ diesen Satz unvollendet und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Willow wusste, dass das keine ernstzunehmende Drohung war, aber sie würde natürlich trotzdem immer anklopfen.


Stille breitete sich zwischen den Geschwister aus, als sie mit dem Essen fortfuhren. Aber dieses Mal war es nicht diese unerträgliche, drückende Stille. Es war eine angenehme Stille.




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Secrets of the Night (Deutsche Version)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu