Nehmt keine Drogen, Kinder (1)

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Es war noch kühler geworden, als Nero zurückkehrte. Der frostige Herbstwind hatte zugenommen, ließ die Blätter rascheln und sorgte dafür, dass alle Schüler, die am Rande der großen Wiese entlangeilten, sich stärker in ihre Jacken hineinkuschelten. Eine Horde mutigerer Teenager trotzte der Kälte noch, aber vielleicht lag das auch daran, dass sie zu vertieft in ihr Kartenspiel waren, um jetzt dem Wetter nachzugeben.

Josh hatte sich inzwischen an ein anderes Ende der Bank verzogen, als Nero sich wieder dazugesellte, und dafür hatte Jessica Anya und Keighley dazugewonnen. Sie waren wärmesuchend aneinandergerückt, um sich zu dritt über ihr Handy zu beugen und dort faszinierte Blicke auf irgendeine App zu werfen. Ihre Stimmen klangen zu ihm herüber, während er durchs Gras trottete und eigentlich doch woanders sein wollte.

„Oh Gott. Bloß nicht. Links links links-"

„Ach komm, ganz so schlimm ist er jetzt nicht. Schau mal das Bild, mit den Haaren mag ich ihn eigentlich..."

„Aber niemand hier teilt deinen komischen Geschmack, Ky", ließ Jessica verlauten, während sie zur Seite wischte. Sie zuckte im nächsten Moment zusammen, als Nero die Arme auf ihren Schultern ablegte. „Ah-! ... Nero, erschreck mich nicht so!" Ihre empörte Miene brauchte einen Moment, bis sich ein saurer Zug darunter mischte. „Das hat ja jetzt ewig gedauert."

„Ja, oder?" Nero trottete um den Tisch herum und ließ sich auf die Bank fallen. Keighley, die vielleicht ganz platonisch gehofft hatte, noch einen Windschutz dazuzugewinnen, quittierte das mit Schmollmund.

„Warum eigentlich? Was habt ihr so ewig geredet?", erkundigte Jessica sich. Sie machte sich sogar die Mühe, das Handy sinken zu lassen, um ihn ins Auge zu nehmen.

„Naja, Kapitulationsbedingungen und so. Jetzt, wo Fuckface mich im Paintball geschlagen hat, gehört ihm die Hälfte meiner Ländereien, das heißt, er darf die Schule von sieben bis zwölf Uhr unsicher machen und der Rest des Nachmittags gehört wieder uns-" Anya kicherte leise und schüttelte gleichzeitig den Kopf.

„Du bist so ein Idiot, ey. Was will er denn machen? Raucht er dann plötzlich und pöbelt andere Leute an?"

„Genau das." Nero lächelte schief.

„Dann muss er aber auch ne Lederjacke tragen, ein cooles Auto fahren, sich ein Sixpack antrainieren, seine fünf Sidebitches haben und auf dem Lehrerparkplatz Drogen dealen", wusste Keighley beizusteuern, während sie versuchte, den Kopf zu verrenken, so dass sie auch noch einen Blick aufs Handy werfen konnte. Nero, der sich still fragte, wann er das letzte Mal irgendwen – außer Zack vielleicht – in Lederjacke gesehen hatte, sparte sich eine eingehende Interpretation dieses geistigen Bildes.

„Und wenn er Leute kopfüber in die Toilette stecken will, nimmt er ne Trittleiter", ergänzte Jessica, als sie ganz versunken auf ein neues Bild zu starren schien. Auf der ganz anderen Seite der Bank schüttelte Richard den Kopf.

„Was redet ihr da drüben schon wieder für ekelhafte Dinge?"

„Echt mal." Nero bemühte sich um ein unschuldig-empörtes Augenbrauenheben. „Du hast ja wirklich schlimme Sachen im Kopf." Jessica kicherte und ließ das Handy ein letztes Mal sinken, um ihm zuzuzwinkern.

„Bei dir immer."


Ace kam es vor, als würde er auf Wolken laufen. Die Wolken waren ein wenig brüchig, und sie schienen immer wieder Möglichkeiten zum Abrutschen zu bieten, aber er ignorierte die Warnungen, die sein Kopf ihm einprügeln wollte, und beschloss stattdessen, sich in erster Linie auf sein Herzklopfen zu konzentrieren. Nicht auf... nicht auf den ganzen Rest.

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now