Enthüllungen (2)

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„Leuchtet immerhin noch."

Nero hob die Brauen, und Devon schien zu beschließen, dass er sich die tröstlichen Kommentare vielleicht doch besser sparen sollte. Sie hatten sich auf einer der hölzernen Rundbänke niedergelassen, gemeinsam mit Richard, Angel, Quinn und der Austauschschülerin, die Nero in Ermangelung eines merkbaren Namens Baguetty getauft hatte. Im Gegensatz zu Spidey, die über ‚Froschfresserin' von Anfang an gelacht hatte, tat sie zumindest noch so, als würde sie sich drüber aufregen. Gemeinsam diskutierten sie über Football, und darüber, wie man nächste Woche am geschicktesten Alkohol mitschmuggelte, und während Nero viel ungefragtes Mitleid für sein Handy erhalten hatte, blieb mögliche Kritik an sowas wie Mordgelüsten unerwähnt.

Er war gerade noch dabei, mit dem Jackenärmel Dreck vom gesplitterten Display zu reiben, aber die Arbeit hätte er sich eigentlich auch sparen können – durch die Risse war kaum ein Wort mehr zu erkennen. Womöglich hatte Devon aber Recht, und es würde reichen, die Bildschirmabdeckung auszuwechseln, weil der Rest noch funktionierte. In Gedanken nahm er sich vor, morgen mal dem Hardwareladen einen Besuch abzustatten, als Angel seine Aufmerksamkeit zurückzog.

„Ethan schreibt, du hast dafür gesorgt, dass Fuckface vor Angst Höschen wechseln durfte?"

„Seltsame Wortwahl, aber okay-?"

„Er hats unfeiner ausgedrückt.", ergänzte Quinn, die sich eng in ihren Herbstmantel gekuschelt hatte und Angel über die Schulter sah.

Nero schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Gähnen. „Ethan erzählt Scheiße, da ist nicht wirklich was passiert... und ich bin ziemlich sicher, das hätte man gerochen." Baguetty ließ ein leises ‚Eww' hören und drückte sich enger an Richard, der die Arme um sie schlang, um sie vor allen schrecklichen Dingen auf dieser Welt zu beschützen.

„Aber warum hat der das überhaupt gemacht?", fragte Devon, gefühlt zum dritten Mal, und Nero zuckte die Schultern, während er die disfunktionalen Handy-Reste im Rucksack verstaute.

„Keine verdammte Ahnung. Ich wollte ja fragen, aber Katherine hat unser Gespräch ziemlich abrupt unterbrochen..." Angel stöhnte.

„Hör mir auf mit der. Ich kann diese dauer-hysterische Schlampe sowas von nicht ausstehen. Und lass mich raten, sie hat sich wieder einzig und allein auf die Seite von Fuckface geschlagen?"

„Das macht sie wirklich gerne, oder?" Richard sah auf, ahnungslos wie ein kleiner Welpe. „Jedes Mal, wenn einer aus der Mannschaft auch nur am Rand zugesehen hat, sind wir natürlich wieder Schuld an allem. Der arme, kleine, Ace konnte sicher gar nichts dafür, dass Neros Handy in seine Hand und dann zum Fenster rausgerutscht ist."

„Ach, keine Ahnung. Und ganz ehrlich, wen interessierts.", meinte Nero, den es immer noch brennend interessierte. „Ich schick ihm die Rechnung für den neuen Bildschirm, dann darf der sich auch über besudelte Unterwäsche beschweren oder was-weiß-ich."

„Über Nahtoderfahrungen?", warf Quinn unschuldig ein. Ihre Mundwinkel zuckten grimmig, als sie und Nero Blicke tauschten. Er traute ihr zu, noch am ehesten zu ahnen, wie nah die Situation wirklich daran gewesen war zu eskalieren. Angel stützte den Kopf gegen sie und verdrehte die Augen.

„Dem würde ichs halt echt zutrauen. Das ist auch so einer, der sich erstmal PTSD selbst diagnostiziert, weil man ihn mal schief angeschaut hat... wo wir dabei sind, Quinn, hab ich dir schon erzählt, was da jetzt wieder bei meinem Cousin geht?" Sie drehte sich um, mit dem bezaubernden Lächeln, dass Angel jedes Mal hervorholte, wenn sie ein besonders fieses Stück Tratsch auf ihren Lippen trug. Nero wurde von Devon abgelenkt, der begann, zum Spiel heute Abend zu diskutieren, und schon fiel Fuckfaces Ausraster in die Liste der Dinge, um die man sich ein andermal kümmern konnte. Reines Herumrätseln würde ihn doch ohnehin nicht weiterbringen.

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now