Willkommen zurück

1.3K 74 204
                                    


I'm back! (Also, rechnet damit, dass heute erst ein Stück des Kapitels kommen wird, weil ich mit ein paar Parts noch nicht fertig bin und die - im günstigsten Fall - über die Woche verteilt nachreiche)


Sommerliche Popsongs drangen aus den Kopfhörern, fluteten sein Gehirn und sorgten dafür, dass Ace sein Spiegelbild in der Scheibe des Busfensters mit unangebracht breitem Grinsen anschauen konnte. Wäre er nicht ganz er und stattdessen ein ganz kleines Stückchen glücklicherer, freierer Mensch, er wäre wahrscheinlich auch im Takt auf seinem Platz herumgerutscht. Solange er ganz vorne saß, konnte das ja ohnehin keiner erkennen.

Ihm fiel keine wirklich keine gute Beschreibung für seinen Zustand ein, die über ‚Frühling im Kopf' hinausging – was irritierend war angesichts der Tatsache, dass sie Ende Oktober hatten und der Tag sie mit rieselndem Schnee begrüßt hatte. Dennoch starrte Ace ins trübe Grau der Wolken und in Landschaften, die aussahen, als hätte jemand den Sättigungsregler ganz nach unten gedreht, und er fühlte sich, als hätte er zuvor niemals so etwas Schönes gesehen.

Oder doch, hatte er... vermutlich. Als er noch nicht wusste, wer Para war, und sie sich trotzdem ihre Gefühle gestanden hatten. Da waren die Farbfilter der Welt auch auf ihn eingepegelt. Seltsam, aber vielleicht fühlte es sich jedes Mal aufs Neue an wie das erste Mal – vor allem, wenn eine kurze, verwirrte Phase von Schmerz, Hass, gegenseitiger verachtender Ignoranz und anhaltender Verwirrung dazwischen lag.

Das Lied wechselte, und Ace starrte auf sein Handy herab, während seine Mundwinkel sich weigerten, zu einem neutralen Gesichtsausdruck herunterzusinken. Er war so unendlich, unglaublich, dämlich verknallt, und es gab vermutlich keine Weisheit auf der Welt mehr, die ihn noch davon abgehalten hätte, über das Profil von RX_Nero scrollen, als wäre es seine persönliche Offenbarung, die er da in den Händen hielt.

Hübscher Typ. Unglaublich hübscher Typ. Bester, hübschester, unglaublichster Ich-geb-dich-nie-wieder-her Typ auf der ganzen Welt... auch wenn das hergeben aktuell schwierig sein würde. So gerne Ace sich gerade den Rest des Wochenendes an ihn geklammert hatte, schien Nero daran zu denken, dass es immer noch Dinge wie andere Menschen gab, und Verpflichtungen, und Zugeständnisse, die man gemacht hatte. Beispielsweise das Zugeständnis, irgendeinem blöden Football-Spiel beizuwohnen, nur, weil man leider Teil einer der spielenden Mannschaften war. Ace war sich nicht sicher, ob er zuschauen wollte – weil das mehr Nero bedeutete – oder ob er nicht eher jedes Mal einen Herzinfarkt erleiden würde, wenn er zusehen durfte, wie seine Zwölf auch nur etwas unsanft angerempelt wurde.

Außerdem war es ein Auswärtsspiel, hieß, er würde sich mit einigen sehr enthusiastischen Fans in einen Bus setzen und vielleicht stundenlang ins Sonstwo transportieren lassen müssen. Ace wusste trotz aller Schwärmerei nicht, ob er die Nerven dafür hätte. Ganz davon abgesehen, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wie es seine Anwesenheit im Notfall zu erklären galt.

Er war gerade noch in Überlegungen vertieft, wie er sich Samstag trotzdem so viel Nero wie nur irgend möglich erschlich, als sein Handy in seiner Hand vibrierte und sein Herz springen ließ. Es brauchte Ace mehr als nur ein paar Sekunden, um den Bildschirm anzuschalten, mit stockendem Atem seine Konversation aufzurufen und dann, nach ein wenig Bedenkzeit, festzustellen, dass es nicht Nero war, der ihm geschrieben hatte.

Mit einem Hauch Enttäuschung stieß er Luft aus und öffnete die Textnachricht.

Jessyyy<3: ace ich brauch dich mal

Jessyyy<3: du warst ja so schwul, oder

...Das... wie bitte? Er blinzelte, und ein Teil von ihm wollte schon Angst haben, aber noch waren keine beunruhigten Nachrichten von Nero eingegangen, also hoffte er einfach, dass das nicht urplötzlich in seinen Freundeskreisen die Runden machte. Ob er Jessica und ihren kryptischen Fragen vertrauen konnte, war trotzdem schwer zu sagen. Wollte er lieber vorsichtig sein? Textnachrichten ließen sich einfacher vorlegen als alles, was aus seinem Mund kam, und würden ihm im Zweifelsfall noch viel eher das Genick brechen. Aber wäre es wirklich so falsch, einfach zur Wahrheit zu stehen? Es war nicht, als wäre Ace noch der verschlossene, furchtsame, zynische Teenager von vor drei Monaten. Er hatte ja nicht einmal mehr das Gefühl, noch derselbe Kerl zu sein wie vor einer Woche. Und wenn er wirklich, wirklich beginnen wollte, das Leben doch einmal richtig anzugehen –

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now