Wie macht man dieses Flirten? (2)

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Nach einer Weile wusste Ace nicht mehr ganz, wie spät es sein mochte. Sie maßen die Zeit in verlorenen Spielen und dem Alkohol, der dabei jedes Mal vernichtet werden musste, und langsam schien sich auch sein Mund an den Geschmack zu gewöhnen. Er hätte nicht sagen können, wann genau der Effekt einsetzte, aber nach einer Weile fühlte sich für ihn alles leicht und freundlich und dösig an. Während der Musikrhythmus ausreichte, um sein Herz hämmern zu lassen, hatte sein Kopf das Gefühl, noch nie so viel unkomplizierten Spaß gehabt zu haben. Es war, als wäre das Sprechen mit anderen Menschen plötzlich nicht mehr schwer.

Imogen schien mit höherem Pegel wirklich anhänglich zu werden und lehnte sich abwechselnd gegen Roxanne und ihn. Anfangs war Ace unsicher gewesen, als er behauptet hatte, ihm würde das nichts ausmachen, aber inzwischen stellte er fest, dass es wirklich ganz okay war. Menschen schienen gar nicht mehr so angsteinflößend. Auch nicht wenn sie sprachen, und lachten, und zu Körperkontakt übergingen.

Sein Kopf war neblig, und es fiel ihm schwer, den Fokus zu wahren, aber gleichzeitig bedeutete das auch, dass er sich nicht lange auf Dinge konzentrieren konnte, die ihn normalerweise runterzogen. Selbst wenn ihm auffiel, dass er etwas Dummes sagte, wollte sein Gehirn das mit einer Handbewegung wegwischen. Fehler passieren. Nicht abhauen. Einfach weitermachen. Er lachte, und schützte seine Kartenhand vor einer aufdringlichen Imogen, und fragte sich, ob normale Menschen immer so wenig Angst spürten.

Katherine und Alexandra waren gerade in Erzählungen zu ihrem alten Geschichtskurslehrer vertieft, als sein Handy summte.

„-Und ich meine, wir wussten alle, dass das ein komischer Typ ist, aber es hat sich nie einer wirklich was bei gedacht. Manche Menschen sind halt so. Aber wie tief das ging, hätte keiner von uns geahnt – bis zu jenem Tag." Alexandra senkte ihre Stimme, während sie eine Zwei-Ziehen-Karte zur protestierenden Roxanne weiterreichte. Ace war so abgelenkt, dass es ein paar Sekunden brauchte, bis das vibrierende Handy zu ihm durchdrang.

PARADOX: wo biste?

...Okay? Er spürte unwillkommenes plötzliches Herzklopfen, und wie sich Falten in seine Stirn gruben. Was...? Nein, wie kam Nero überhaupt darauf, so eine Frage zu stellen, vor allem, nachdem er mit seinem formvollendeten Arschloch-Abgang geglänzt hatte? Er warf einen Blick auf den Kartenstapel in der Mitte, legte eine sechs ab und begann mit der linken Hand zu tippen.

„-okay, ja, alles gut, da denkt man sich ja nichts dabei. Wir rufen also diese Arbeitsblätter auf unserem Bildschirm auf. Blabla, Einführung in Bildquellenanalyse an einem politischen Beispiel und so. Analysiere die untenstehende Bildquelle und beziehe sie auf die aktuelle politische Lage." Ace hatte das Gefühl, dass er nicht mehr ganz nüchtern dachte. Sein Kopf musste die Sätze ein, zweimal drehen, bis er zu ihrem Sinn vorgedrungen war.

StrangeGuy12: was gehtdich dass an ?

Er legte sein Handy umgedreht aufs Bett und versuchte sich auf Katherine zu konzentrieren, die nun an Alexandras Erzählung ansetzte.

„Und wir sitzen da zusammen, wegen Partnerarbeit, und denken uns, okay, schauen wir uns das Bild einmal an. Aaalso, da ist ein Tisch, der von vielen knieenden Menschen in Ketten getragen wird, und rund um diesen Tisch sitzen ein paar Typen. Soweit, so gut. Dann gehen wir zu den Details, und es geht los."

„Hmmmm...", machte Alexandra und stützte ihren Kopf in grüblerischer Parodie auf ihre Handfläche. „Also, die Typen haben alle Bärte... und, eh, lustige kleine Hüte? Und sehr große Nasen? Und... zwischen ihnen... liegen Geldsäcke auf dem Tisch?"

„Der eine hatte halt echt noch so eine schuppige Echsenhand, die aus seinem Ärmel kam", ergänzte Katherine kichernd, und Alexandra seufzte.

„Richtig, das auch. An dem Punkt kam ich drauf, mich zu melden. ‚Okay, Mister Anderson, ich bin hier gerade ein bisschen aufgeschmissen, weil ich mir wegen der Bildunterschrift nicht sicher bin, was das parodieren soll?' Und dieser Typ – dieser Typ guckt mir todernst in die Augen – ‚Glaubst du denn, dass es eine Parodie ist, Alexandra?"

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now