Willkommen zurück (3)

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Gottverdammt nochmal. Ace war schlechte Überraschungen gewohnt, so sehr, dass sein Kopf manchmal kaum noch müde zucken wollte, wenn eine solche sich auftat. Aber gute Überraschungen? Von denen träumte man höchstens. Sie ereigneten sich nicht im echten Leben.

Und wenn doch, dann anscheinend nur, wenn er gerade eine farblich absolut unabgestimmte Kombination aus Hoodie, Shorts und dicken XXL-Plüsch-Hasenpantoffeln trug.

Ace öffnete den Mund und stellte mit Erleichterung fest, dass seine Stimme zurückgekehrt war. "Ich... hatte dich nicht erwartet." Nero grinste nur.

"Ich kann auch wieder gehen?"

"Wag es nicht." Das wurde mit gesenkter Stille gemurmelt, ehe er seine Finger in dessen Ärmel grub und ihn mit sich zerrte. Ace wusste nicht exakt, wieso, aber er hatte das Gefühl, das Universum würde an Ort und Stelle kollabieren, wenn er in Gegenwart von Nero seinen Eltern begegnete. Als hätte seine Mutter ein Gespür für diese Unsicherheit, rief sie noch einmal: "Alles klar, Jungs? Ihr meldet euch, wenn ihr etwas braucht?"

"Sicher, Mrs. Johnson! Vielen Dank!" Ace hielt eine eiserne Miene aufrecht, während Nero noch fröhlich durchs Haus rief. Sicher. Er freute sich, und Nero sollte nicht gehen, auf keinen Fall, aber-

-aber warum fühlte sich das alles so verdammt überfordernd sein? Verdammt nochmal. Er sehnte den Tag herbei, an dem normale Dinge ihm einfach vorkamen.

"Du bist wirklich schlecht im Vorwarnen", brachte er seine berechtigte Kritik vor, während er Nero ins Zimmer hineinschubste. Der nickte nur.

"Weiß ich, sorry dafür. Handy hat irgendwann in der Halbzeitpause den Rest vom Akku verloren, und ich hatte kein Ladekabel mit." Die Tür knallte hinter ihnen zu, und erst als sie eine Barriere zum Rest von Haus und Familie hatten, fühlte Ace sich wieder richtig durchatmen.

"Trotzdem, du kannst ... nicht einfach ... stell dir vor, was alles hätte passieren können!" Nero verfolgte sein aufgebrachtes Auf und Ab durchs Zimmer blinzelnd.

"Was denn?" Ace öffnete den Mund und durfte feststellen, dass er auf diese Frage ungenügend vorbereitet war.

"Ich ... Hier - ... Meine Mutter hätte versuchen können, mit dir zu sprechen."

"Und weil ich so gut im sozialem Umgang bin, hätte ich ihr gesagt 'Haha, ja, nee, ich bin der Typ, der ihrem Sohn die letzten drei Jahre auf die Fresse gegeben hat. Aber jetzt ist das vergessen, weil ich nämlich gern mal über ihn drüberrutschen würde, also wundern sie sich nicht, wenn wir die Tür abschließen."

Ace hielt inne, um ihm einen stechenden Blick zuzuwerfen. "Und genau wegen sowas traue ich dir im Umgang mit meinen Eltern nicht!"

"... Ace?"

"Was?" Fast defensiv verschränkte er die Arme vor der Brust und versuchte sich nicht zusammenzukauern, als Nero nähertrottete und Aces Kinn mit dem Rücken seiner Finger sachte anhob.

"Tief durchatmen, ja? Und nicht durchdrehen. Sonst muss ich wirklich gehen." Ace setzte ein bockiges Gesicht auf. Aber das mit dem tief Einatmen versuchte er trotzdem, nur um für sich zu beschließen, dass es nichts half. Es war nicht seine Schuld, dass Leute gruselig waren - oder?

"Ich bin nur nervös", brummte er schließlich, und Nero nahm das als Zeichen, von ihm abzulassen und sich stattdessen auf die Bettkante zu setzen, die Beine ausgestreckt.

"Sag ich ja. Und dazu gibt es nicht den geringsten Grund. Ich bin absolut, absolut harmlos." Einen Moment lang flitzten die Augen durch den Raum, blieben auf einzelnen Ecken hängen, und schließlich fügte er hinzu: "Ich werd mich nichtmal drüber lustig machen, dass du Hentais über dem Bett stehen hast." Das ließ Ace vom Defensiv- in den Attacken-Modus wechseln. Er baute sich vor Nero auf, gefährliche Häschenschuhe inbegriffen.

The Games We Play (BoyxBoy)Where stories live. Discover now