Chapter 4.

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Jungkook

Warum zur Hölle glaubte dieser Mann, Kim Taehyung ernsthaft, dass ich hier, in diesem viel zu großen Zimmer, vollkommen einsam und verloren, ohne irgendwelche meiner persönlichen Dinge, schlafen könnte. Innerhalb eines Tages wurde ich gekidnappt, geschlagen, von einem Sklavenhändler wie Ware verkauft, was ich im Endeffekt ja auch war und von einem Mann in Besitz genommen, der mir weiß machte, mich nach Hause bringen zu wollen.

Aber wieso? Wieso sollte er? Es würde ein Vermögen kosten. Denn erstens brauchte ich meinen Reisepass und Ausweis zurück, um überhaupt dieses Land verlassen zu können und zweitens einen Flug nach Süd Korea, der schon hin ein kleines Vermögen gekostet hatte. Und wieso sollte er es gerade für mich tun und nur mich. Es wäre tatsächlich etwas vertrauensvoller, wenn ich hier nicht die einzige Person wäre, die er angeblich retten würde. Dann ergäbe diese ganze Situation um einiges mehr Sinn. Aber so... Dieser ganze Aufwand, nur für mich, erschien mir zu gut, um wahr zu sein.

Außerdem gab mir seine Art auch keinen Grund, ihm wirklich zu trauen. Er schien mir teilweise sogar genervt, seufzte vor sich her und spannte seinen ausgeprägten Kiefer an, der ehrlich... Gut aussah. Ein scharfe Jawline, ein makelloses Gesicht und ein Körper, der zwar breit war, aber nicht zu breit und muskulös, sondern genau die richtige Art, die heiße Art von Muskelmasse. Eigentlich genau mein Typ. Würden wir uns nicht unter diesen Umständen hier befinden. Zudem konnte ich mir nicht sicher sein, was seine eigentlichen Intentionen mit mir waren.

Weswegen ich hier lag, mich unzufrieden in dem viel zu bequemen und weichen Bett wandte, hin und wieder die dünne Bettdecke von meinem Körper schmiss und hoffte, irgendwann einfach vor Erschöpfung einzuschlafen. Da mir aber auch mein Rücken unglaublich weh tat, aufgrund der harten Peitsche des Sklavenhändlers und auch meine Handgelenke leicht aufgeschürft waren, da dieses Seil fest in meine Haut gedrückt hatte, fokussierte ich mich teilweise eigentlich nur auf die Schmerzen, die ich spürte. Und die Angst, die durch meinen Körper strömte und es mir unmöglich machte, meine Augen zu schließen und mich einen Moment auszuruhen.

Jedes Geräusch ließ mich aufschrecken, da ich Angst hatte, doch in meinem Schlaf von dem Gewicht des anderen Mannes erdrückt zu werden und keine Chance mehr zu haben, wenn er erst einmal anfing, meinen Körper zu benutzen, als sein Eigentum, das, was ich war, seitdem er mich gekauft hatte. All diese Gedanken erweckten Erinnerungen, die es mir nurnoch unmöglicher machten, meine Augen zu schließen und zu schlafen.

Also gab ich auf. Ich gab einfach auf, stieg seufzend aus dem Bett und dachte darüber nach, eine kalte Dusche zu nehmen, um all diese Gedanken, die in meinem Kopf herum schwirrten, los zu werden. Und es vielleicht sogar schaffte, zumindest ein paar Stunden lang einen einigermaßen erholsamen Schlaf zu bekommen. Auch, damit ich morgen nicht vor Müdigkeit umfiel. Auf der anderen Seite hatte ich Hunger. Zwar hatte Taehyung Pizza bestellt, von der ich kaum etwas essen konnte, da mir wie ein Klos im Hals steckte, aber diese sättigte mich dann eher weniger.

Und da ich einen Moment lang all meine anderen Probleme und Schmerzen vergessen konnte, fiel mir erst einmal auf, wie viel Hunger ich eigentlich hatte. Auch wenn es eine bescheuerte Idee war, um die Uhrzeit aus meinem Zimmer zu gehen, nach unten, in die Küche zu laufen und mir etwas aus dem Kühlschrank zu stibitzen. Denn so wie ich diesen Mann einschätzen konnte, ließ er mich sicherlich nicht einfach so frei herum laufen und auch keines falls aus den Augen.

Trotzdem tat ich es. Ich ging langsam aus meinem Zimmer, öffnete die Tür vorsichtig, damit sie so wenig wie möglich Geräusche machte und war gerade dabei, mich auf den Weg in die Küche zu machen, nur um förmlich einen Herzinfarkt zu erleiden. Denn in dem Moment, als ich die Tür hinter mir sich öffnen hörte, rutschte mein Herz ernsthaft in die Hose. Ich dachte erst garnicht daran, mich umzudrehen, sondern stand einfach nur, wie angewurzelt da und wartete auf das, was passieren würde und versuchte, mich auf das vorzubereiten, was gleich passierte. Auch wenn ich natürlich keine Ahnung hatte.

Und doch erschrocken zusammen zuckte und leicht keuchte, als ich die Anwesenheit des älteren Mannes hinter mir spürte, förmlich ein kalter Wind aufgrund seiner Geh-Geschwindigkeit an mir vorbei wehte und weiterhin nicht daran dachte, mich zu ihm umzudrehen. Zumindest so lange... Bis ich seine Hand ehrlich vorsichtig an meinem Handgelenk spüren konnte und wie er mich zu sich drehte, damit ich gar keine andere Wahl bekam, als ihn anzusehen. Tief in diese dunklen, aufmerksamen Augen, die mich aber irgendwie, entgegen meiner Erwartungen, sanft ansahen. Etwas, dass ich an diesem mysteriösen Mann bis jetzt noch nicht sehen durfte. Spüren, vielleicht, da er mit mir umging, wie eine Porzellanpuppe, die drohte, zu zerspringen, wenn er zu grob mit ihr umging. Etwas, dass mich komisch und fragil fühlen ließ, aber irgendwie auch... Angenehm, auf der einen Seite, da ich eher damit rechnete, grob überall herum geschubst zu werden.

Trotzdem stieg meine Angst und mein Herz schlug so schnell wie noch nie zuvor in meinem Leben. Weil ich ihn nicht einschätzen konnte. Und noch weniger Ahnung hatte ob es sicher war ihm zu trauen, oder ich genau das Gegenteil tun sollte.

"T-tut mir leid, ich gehe sofort zurück in mein Zimmer-" "Du kannst hier bleiben. Nur bleib die nächsten Nächte nachts in deinem Zimmer. Kannst du... Nicht schlafen?"

Und diese leichte Sanftheit in seinen Worten, die mich ehrlich glauben ließen, er sei besorgt, verwirrte mich. Vorallem, da sich in seinem Blick rein garnichts spiegelte. Seine zwei braunen Augen musterten alles von mir, mal meine Augen, mal meinen Körper, als wüsste er nicht, worauf er sich gerade konzentrieren sollte. Aber, um ehrlich zu sein... Ging es mir ähnlich. Obwohl meine Angst immernoch überwog und ich ihm ganz sicher nicht vertraute, war es ein rein offensichtlicher Fakt, dass dieser Mann gut aussehend war.

Er besaß einen muskulösen, trainierten Körper und so wie ich erkannte auch ein paar Tattoos, die aus dem langen Oberteil, welches er trug, hervor lugten. Und durch den weißen Stoff von diesem konnte ich die schwarze Farbe darunter förmlich erahnen. Wer weiß... Wo dieser Mann noch Tattoos besaß. Vielleicht war sein Arm, bis oben hin tätowiert und ein Teil seines, sicherlich heißen Rückens. Ein Gedanke, der schnell verschwand, als ich wieder daran erinnert wurde, wo ich mich gerade befand. In einem Haus, in dem ich nicht wohnte, bei einem Mann, den ich nicht kannte und ein Land, wo ich eigentlich nur im Urlaub gewesen war. Aber gerade ziemlich darin fest steckte.

"Nein ich... Nein"

"Komm mit. Ich habe unten sicher noch irgendwelche Tabletten, die es dir erleichtern"

"Aber ab sofort bleibst du nachts in deinem Zimmer. Es ist groß und dein Bad schließt direkt an das Zimmer an, also bleib auch dort. Bis es hell wird. Verstanden?" hörte ich es und wurde erneut überrascht, von etwas harscheren Worten und keine Anzeichen von der Sanftheit von zuvor. Ein komisches Gefühl. Dieses Hin und her war noch verwirrender, als meine Gedanken selbst. Die teilweise darauf achteten, wie gut dieser Mann aussah, der mich gekauft hatte und auf der anderen Seite wie sehr ich hier weg wollte und Angst hatte, was er mit mir tun könnte.

Ich sollte versuchen, abzubauen. Bei der nächsten Polizei Station könnte ich schnell nach Hause kommen und dort den Rest regeln, anstatt hier, in diesem großen, gläsernen Käfig zu sitzen bei einem Typen, der mir nicht ganz geheuer war. Es wäre zumindest eine Chance, die ich nehmen würde, sobald ich könnte. Ganz egal... Was es vielleicht für Konsequenzen gab, wenn er mich dabei erwischte. Wenn ich wirklich hier war, da er mich retten wollte und es nicht schaffte, aus diesem Haus zu kommen, würde er mir nichts antun. Aber wenn es ihn wütend machte, dann wusste ich zumindest, dass seine Mache unecht war. Und er mich nur verletzen wollte.

Ich würde hier weg kommen. Egal... Wie.

"Ja... Verstanden."

~

Warum er wohl in seinem Zimmer bleiben soll? O.o

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Where stories live. Discover now