Chapter 55.

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Taehyung

Seufzend stand ich vor dem Spiegel in meinem Badezimmer und stemmte meine Hände rechts und links jeweils gegen das Waschbecken, um mich damit zu stützen. Und konnte nicht aufhören, nachzudenken. Meine Wunden hatte ich so weit versorgt, da sie sowieso nicht all zu tief gewesen waren und es kein Problem darstellte, all das Blut an meinem Körper loszuwerden und meine leichten Schnitte zu beseitigen.

Meine Gedanken aber waren wo ganz anders, nämlich bei dem Jüngeren, der jetzt sicherlich genau so verwirrt war, wie ich selbst. Ich wollte ihn genau dort, wo er war. Zu mir, dort wo er auch hin gehörte, obwohl ich natürlich wusste, dass dieser Gedanke, egal was ich für ihn empfand, egoistisch blieb. Denn Jungkook veränderte sich, er wurde mit in mein gefährliches Leben gezogen und liebte einen Mann, der andere Menschen verletzte, sie teilweise sogar tötete und ich glaubte nicht, dass er sich dem vollen Ausmaß diesem bewusst war.

Selbst ich, als kleines Kind, hatte mich anfangs an den Anblick des Todes gewöhnen müssen, bis ich selbst dazu in der Lage sein konnte, andere zu töten. Ihnen selbst das Leben zu nehmen, anstatt nur dabei zuzusehen. Jungkook konnte es sich sicherlich denken, doch es blieb etwas anderes, es zu sehen, es selbst zu erleben, obwohl ich weiterhin versuchen würde, zumindest diesen Teil von ihm fern zu halten. So gut es mir möglich war. Denn er sollte nicht, nur wegen mir einen anderen Menschen töten müssen. Etwas, wofür er nie bereit sein würde und ihn am Ende vielleicht auch zerstörte.

Aber mein ganzes Leben und die Dinge die ich tat, vollkommen von ihm fern zu halten, war unmöglich. Und zum Teil hatte Jungkook auch Recht. Es war immernoch seine Entscheidung, hier zu bleiben.

Doch bald schon wurde ich aus meinen Gedanken in die Realität zurück geholt, als sich die Person, um welche sich meine Gedanken im Endeffekt drehten, in das große Bad kam. Er schloss vorsichtig und leise die Tür, schlich sich fast schon in das Zimmer, als hätte er Angst, mich aufzuschrecken und dafür zu sorgen, dass ich ging. Das Gegenteil von dem, was ich vor hatte. Denn sein Anblick, als er herein kam, raubte mir sofort den Atem.

Mein Herz schlug ziemlich schnell und ich konnte meinen Blick nicht von Jungkook nehmen, der auch weiterhin vorsichtig zu mir kam, doch sich bald schon entspannte, als er seine Arme um meinen Körper schlang und von hinten an mich schmiegte. Als verlor er all seine Anspannung und konnte seine verwirrenden Gedanken einen Moment beiseite legen, ähnlich wie ich.

Er genoss meine Anwesenheit und Nähe gerade genau so sehr wie ich seine. Seine Schönheit zog mich vollkommen in seinen Bann und als ich auch seinen Körper an meinem spüren konnte und wie er seinen Kopf leicht gegen meine Schulter lehnte, während er durch den Spiegel zu mir sah, verlor ich innerlich gegen den Hauch Anstand in mir, der versuchte, Jungkook vor mir selbst zu schützen.

Seine Arme, die er liebevoll um meinen nackten und warmen Unterkörpef schlang, fühlten sich so gut an und lösten ein angenehm warmes Gefühl in meinem Körper aus, welches zu gut war, um es in Worte zu fassen. Ich hatte mich noch nie so bei einer Person gefühlt. Noch nie jemanden so nahe an mich heran gelassen, wie den Jungen hinter mir. Sicherlich nicht nur körperlich. Er war nicht der erste unter mir gewesen, aber der erste, der es schaffte, dass ich mich auch in diesem Moment öffnen konnte. Ihn an mich heran ließ, zu ließ, dass er sich seinen Weg in mein Herz, in meine Seele schlich.

Ich liebte Jungkook wohl schon längst. Mehr, als wohl gut für ihn war.

"Willst du gehen?" fragte ich dennoch, mit einer ruhigen, gefassten Stimme und beobachtete jede Bewegung des Jungen hinter mir, als auch jede kleinste Änderung in seinem Ausdruck. Der etwas liebevoller, fast schon fürsorlich wurde, was eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich besaß. Alleine seine Anwesenheit schaffte es, dass ich mich sofort wohl fühlte. Und es tatsächlich schaffte, ehrlich mit ihm, aber auch mir selbst zu sein.

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Where stories live. Discover now