Chapter 5.

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Jungkook

Vollkommen still saß ich an der Kücheninsel und wartete darauf, dass Taehyung, wenn auch nur für einen kurzen Moment die Küche verlassen würde. Was gerade eher unvorteilhaft war, denn da er kochte, gab es kaum einen Grund, die Küche zu verlassen. Außerdem saß ich hier, ohne irgendwelche Fesseln und er schien mein Misstrauen zu erkennen und zu spüren. Gestern war sowieso komisch genug gewesen, womöglich sagte er auch deswegen nichts mehr. Oder er fand die richtigen Worte nicht. Was sollte er auch sagen? Mich fragen, wieso ich so bescheuert war und mich unter Drogen setzen ließ, gekiddnapt wurde und auf einem Sklavenmarkt gelandet war, um von ihm gekauft zu werden?

Dumm war es sicher gewesen, diese eine Sekunde, die ich wohl nicht auf mein Getränk aufgepasst hatte. Aber wie sollte ich bitte wissen, dass ich am Ende als Sklave enden würde? Auf einem Markt, wo fast nur Frauen oder Mädchen zu sehen waren. Kaum bekleidet, manche sahen teilweise so kaputt aus, dass ich mir garnicht sicher war, ob sie überhaupt noch richtig lebten oder nurnoch vor sich her vegitierten.

"Ich bin gleich wieder da." war aber mein Stichwort, um aus meinen Gedanken zu kommen und schnellte sofort auf. Nur natürlich nicht zu schnell, dass es keine Aufmerksamkeit erregte. Ich beobachtete Taehyung dabei, wie er mit großen Schritten aus der Küche, in die kleine Kammer nebenan ging und stand langsam und vorsichtig auf, als ich ihn nicht mehr erkannte. Nur um dann auch schon, im besten Moment anzufangen, zu rennen. Wo die Haustür war wusste ich ja, also begab ich mich durch die offene Küche, durch das große Wohnzimmer den langen Flur entlang, der mir endlos erschien, zumindest in diesem Moment.

Mein Herz schlug mir, ähnlich wie gestern bis zum Hals und ich hatte ehrlich Angst. Angst was mit mir passierte, wenn die Tür nicht aufgehen und ich hier nicht raus kommen würde. Aber vorallem... Ob mir Taehyung dann sein echtes Gesicht zeigte, mich verletzte, mich anfasste und kaputt machte. Also lag meine ganze Hoffnung auf der Türklinke, die ich die ganze Zeit musterte, während ich auf sie zu rannte. Kein einziges Mal sah ich zurück.

Zumindest so lange nicht, bis ich an der Tür ankam. Denn als ich versuchte, die Türklinke hektisch herunter zu drücken und dies immer wieder tat, in der Hoffnung, die Tür ging auf magische Weise doch noch auf, merkte ich irgendwann, dass es sinnlos war. Jedoch war ich so verloren in meiner Angst, die alles in mir heiß werden ließ, dass ich die Hand, welche neben meinem Kopf gestützt wurde erst bemerkte, als ich den Körper des anderen förmlich an mir spürte. Und sofort, aus purer Angst anfing, zu erstarren.

Nur sagte Tae nichts. Er schnaubte einfach nur in mein Ohr, was schon wütend und genervt klang und ich mit meinem Verdacht wohl richtig lag. Er wollte mir weh tun. Und womöglich würde er das gleich auch. Schaffte es irgendwann tatsächlich... Mich langsam zu ihm umzudrehen und schwer zu schlucken, als ich ihn ansehen musste. Der Grund, wieso ich mich umgedreht hatte. Um ihn mindestens anzusehen, wenn er mich gleich zu Tode prügeln würde.

"Was wirst du... Mit mir tun?"

"Ich habe dir schon gesagt, was du hier machst, Jungkook. Und das was ich dir versprochen habe, halte ich auch. Nur weil du glaubst, abhauen zu wollen, weil du meinst, dort draußen bessere Chancen zu haben, ändert sich nichts daran. Und egal wie sehr du mich nervst" erwiderte er aber bloß und entfernte sich danach tatsächlich von mir. Und er klang so ruhig, im Gegensatz zu seinem leicht angespannten Blick. Da ich ihm doch etwas auf den Sack zu gehen schien. Was verständlich wäre, wenn er ehrlich nur versuchte... Mich hier raus zu bringen. Und ich Vollidiot währenddessen versuchte, abzuhauen und die geringe Chance zu nutzen, durch die Polizei hier nach Hause zu kommen.

Ein bescheuerter Gedanke, wenn ich so darüber nachdachte. Denn mit der Polizei hier bekam ich wenig Chance, in den nächsten Wochen nach Hause zu kommen. Also vielleicht... War dieser verwirrende Mann meine einzige Chance nach Hause. Und ganz vielleicht... Konnte er mir gerade beweisen, dass er gar kein so schlechter Kerl war und tatsächlich kein Sadist, der mich gekauft hatte, um mir weh zu tun.

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt