Die Belohnung

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Er kam aus dem dunkeln Nichts hinter den drei Thronen. Dort musste sich entweder ein Gang oder ein Raum befinden, den man von hier nicht sehen konnte. Oder vielleicht eine Art Galerie, was ich mir in diesem komischen Gebäude gerade auch noch vorstellen könnte.

Als Aro die paar Stufen gerade runter war, entdeckte ich auch die beiden anderen Rektoren von dort hinten kommen. Die beiden schienen allerdings viel mehr Zeit zu haben und sich auch nicht so sehr für das alles zu interessieren. Sie machten es sich auf ihren Stühlen rechts und links bequem. Aro hingegen kam direkt auf mich zu, ein dickes fettes, aufgesetztes Grinsen im Gesicht. Er war wirklich schwer zu durchschauen, wenn es nicht sogar nahezu unmöglich war, seine wahren Gedanken und Absichten herauszufinden.

„Schön, dass du so schnell hier her kamst, meine Liebe!" fuhr er fort und blieb direkt vor mir stehen. Ich schätze mal, jeder Vollidiot hätte bemerkt, dass bei dem irgendetwas kaputt ist. Also normal war er auf keinen Fall. Er nahm meine Hand und starrte plötzlich ins Leere. Er sagte auch nichts mehr. Fast so, als wäre er ein Roboter und er war gerader im Standby Modus oder so.

Plötzlich schoss mir wieder ein Gedanke in den Kopf. Was, wenn das die Art und Weise war, wie Vampire an das Blut ran kamen? Klar, absurder ging wohl kaum, aber was wusste ich denn bitte schon darüber? Nichts. Ich bekam wirklich Angst. In dem Moment begann Aro wieder zu lachen. Viel zu laut und viel zu schallend in diesem für Echos sehr anfälligen Raum. „Du brauchst keine Angst haben, ich tu dir nichts." brachte er halb kichernd raus. Mir gefiel ganz und gar nicht, wie er das „ich" betonte. Fast so, als ob er das jemand anderem überlassen wollte...

„Kluges Kind." lobte Aro plötzlich, jetzt wieder vollkommen ernst. Verwirrt sah ich ihn an. Er sagte jedoch nichts mehr grinste mich noch einmal breit an, ehe er meine Hand los ließ und zurück zu seinem Thron ging. Als ich ihn dabei beobachtete, bemerkte ich, dass er eher etwas von einem Gespenst hatte. Jetzt mal abgesehen davon, dass er blass wie eine frisch gestrichene weise Wand war. Ich meine, ich hörte keinen einzigen Schritt. Zudem konnte ich durch den langen Umhang seine Füße nicht sehen, wo er mir jetzt den Rücken zugedreht hatte. Seine flüssigen Bewegungen sorgten ebenfalls dafür, dass es eher so aussah, als ob er schweben würde, anstatt zu gehen. Irgendwie unheimlich.

Als er sich auf seinem Stuhl niedergelassen hatte, sah er wieder zu uns rüber. Felix stand noch immer an der Tür, Demetri noch immer neben mir. Auch ich hatte mich nicht vom Fleck bewegt. Würden die drei Rektoren jetzt wieder gehen, könnte man fast meinen, die Zeit sei in diesem Raum stillgestanden. „Also Arina." Aro riss mich aus meinen Gedanken als er mich so direkt ansprach. Erschrocken sah ich zu ihm rüber.

„Du weißt ja, weshalb du hier bist. Deswegen will ich nicht lange mit dir drüber reden und..." setzte er an, doch wurde forsch von Caius unterbrochen. „Sie sieht nicht so aus, als wüsste sie etwas. Demetri, was hast du deinem Schützling" mir gefiel es überhaupt nicht, wie angewidert er dieses letzte Wort aussprach „erzählt?" wollte er wissen und bedachte besagte Person neben mir mit einem giftigen Blick. „Ich hab ihr nur gesagt, dass es sich hierbei um ihre Belohnung handelt. Sie wollte ohnehin nicht mit kommen." erwiderte Demetri ruhig. Caius verdrehte nur die Augen und schwieg wieder. „Na schön, das stimmt im Grunde genommen ja auch." meinte Aro und schien in Gedanken zu versinken.

Ich hatte keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte. Aber allem Anschein nach hätte mir Demetri bereits erzählen müssen, worum es sich bei dieser Belohnung handelt. Aber das beschissene Gefühl, dass ich das alles gar nicht wissen wollte, beschlich mich erneut. Sogar heftiger als zuvor. Ich sah zu meinem Mentor rüber, der mich allerdings mit keinem Blick würdigte. Stattdessen sah er die ganze Zeit zu seinen Vorgesetzten rüber. Wahrscheinlich wartete er auf irgend eine Entscheidung oder eine neue Anordnung, was auch immer. Eigentlich war mir das auch egal. Ich wollte nur hier raus. Und das möglichst alleine. Ohne von irgend einem Vampir irgendwo hin gebracht zu werden. Meine Eltern konnten machen was sie wollten, aber sobald ich hier aus diesem Gebäude wieder raus bin, packe ich verdammt nochmal meine Sachen, schnappe meine Freunde und verschwinde von hier. Das wurde mir alles zu heiß. Zudem hatte ich keine Lust, am Ende als Vampir oder tot in der Ecke zu enden. Ich meine, wer ist denn bitte scharf auf so etwas? Klar, es gibt immer Ausnahmen, aber ich war ganz sicher keine davon.

„Dann erkläre ich es dir kurz. Du bist tatsächlich hier, um deine Belohnung abzuholen - wenn man das denn so nennen kann. Du hast als Erste das Rätsel gelöst, dass euch Schülern gestellt wurde. Damit wollten wir heraus finden, wer clever genug ist um unser erstes, sagen wir mal Testexemplar, zu werden. Das bist dann wohl du. Du wirst die erste Schülerin sein, die wir zu einer von uns machen werden. Das Ganze hat den Zweck, dass wir versuchen wollen, unseren Clan um wertvolle Mitglieder zu erweitern. Deswegen sind auch nur ausgewählte Schüler für dieses wunderschöne Internat zugelassen worden. Sieh es also als große Ehre." erklärte Aro. Dabei klang er zunächst ganz ruhig, dann aber schien er immer überzeugter von dem zu werden, was er mir gerade auftischte. Ich wollte ihm das alles nicht glauben, aber alles in mir schrie förmlich danach, dass er eben nicht log. Dass das alles der Wahrheit entsprach. Schwer vorstellbar, aber was ich hier schon alles erlebt hatte...

Ich hoffte so sehr, dass das alles ein wirklich beschissener Streich war. Einer mit versteckter Kamera und all so etwas. Aber dann müssten mindestens 80% aller Schüler hier ebenfalls zum Opfer geworden sein. Und so viel Aufwand nur um ein paar Teenager zu verarschen und den TV Zuschauern ein paar Lacher zu verpassen... Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, aber ich hatte gerade mehr als Schiss. „Demetri, du weißt, was wir besprochen haben. Also geh mit ihr raus und kümmere dich darum." befahl Aro, nun wieder vollkommen ruhig. „Ich bin schon gespannt darauf, wie du dich als kleiner Vampir so machen wirst, meine Liebe." säuselte er noch, ehe mein Körper schneller reagierte, als mir lieb gewesen war.

Schnell drehte ich mich herum und rannte zur Tür. Verzweifelt versuchte ich sie auf zu bekommen, als sich plötzlich zwei starke, harte Arme um mich schlangen. „Mach keinen Blödsinn. Du kommst hier sowieso nicht weg." flüsterte Felix mir schon fast sanft ins Ohr. Ich hörte nicht auf ihn und versuchte mich panisch gegen ihn zu wehren. Aber selbst als er mich nur noch mit dem linken Arm hielt, hatte ich keine Chance gegen ihn. Ich spürte, wie ich aus Verzweiflung begann zu weinen. Meine Situation war vollkommen aussichtslos. Ich hatte Angst. Angst vor dem was passieren würde, Angst davor, meine Eltern nie wieder zu sehen, aber vor allem hatte ich Angst davor, meine Freunde nicht mehr vor dem warnen zu können, was hier vor sich ging.

Plötzlich drückte er mir einen ekelhaft beißend stinkenden Stofflappen auf Mund und Nase. „Wenn du jetzt ein paar mal tief ein und ausatmest, ist alles schnell vorbei." riet er mir leise. Ich zitterte am ganzen Körper, und er drückte mich fester an sich. Dabei zerquetschte er absichtlich meine Lungen. Erschrocken schnappte ich nach Luft und spürte, wie alles um mich herum schwarz wurde.

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So, das nächste Kapitel ist da :D
Ich hoffe, dass es euch gefällt.

An dieser Stelle würde ich nochmal ganz kurz Werbung
für das Wattpadtreffen machen :)
Informationen hierfür findet ihr entweder im vorherigen
Kapitel ganz unten, oder hier:
http://www.wattpad.com/story/36199647-wattpad-treffen
Ich bin für Friedrichshafen verantwortlich ;)

Die Schule der angehenden WachenWhere stories live. Discover now