Was passiert jetzt?

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  „Wo bringst du mich jetzt hin?" fragte ich unsicher. Wenn Aro nicht da war, blieb ja nicht mehr viel übrig. „Das, was uns angeordnet wurde, noch bevor das Schuljahr begonnen hat." Er wich meiner Frage aus. Entweder, es passte ihm nicht, was jetzt passieren sollte, oder es war irgendetwas, womit auch er schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Auf etwas Anderes konnte ich mir einfach keinen Reim machen.

Ich wollte endlich wissen, was jetzt passieren würde. Also versuchte ich es noch einmal mit Felix. Ich drehte mich um und sah ihn fragend an. Er seufzte nur und schwieg. Wieder wandte ich mich Demetri zu und lief ihm nun stumm hinter her. „Über die genaue Strafe werden die Meister entscheiden. Wir wissen nicht, ob sie es auch ohne Aro machen. Er war immer dafür zuständig, alle Motive von jemandem heraus zu finden, in dem er die Gedanken derjenigen überprüfte, die bestraft werden sollten. Wir haben uns vorhin abgesprochen und beschlossen, dich erst einmal in den Kerker zu bringen und in Ruhe erst einmal mit Marcus zu sprechen. Er ist gerade in der Bibliothek, alleine, ohne Caius. Demetri hat dir sicher erzählt, dass er ziemlich hitzköpfig ist. Marcus denkt erst nach und rastet nicht gleich aus." Erklärte Felix. Ich drehte mich wieder um. „Das war das, was ihr diskutiert habt?" fragte ich vorsichtig nach. Als sie vorhin bei Kevin gewesen waren und miteinander geredet hatten, auf irgendeiner fremden Sprache, war es also das, worüber sie gesprochen hatten? Immerhin hatte das Gespräch nicht allzu lange gedauert.

„Ja." antwortete Demetri. „Ich habe dich sofort bemerkt, als du aus dem Schloss gekommen bist. Allerdings hab ich nicht damit gerechnet, dass du in dem Moment Gefahr laufen würdest, aufzufallen oder dich auf einen deiner ehemaligen Mitschüler zu stürzen. Zudem hätte es mehr Aufmerksamkeit erregt, auf dich zu reagieren, als dich einfach im Auge zu behalten und größtenteils zu ignorieren." Er hatte mich also tatsächlich sofort bemerkt. Das bedeutete auch, dass jedes Mal, wenn ich dachte, er starre mich direkt an, er auch genau das getan hatte.

„Aber, dass ich dich jemals neben einer deiner ehemaligen, toten Klassenkameraden finden würde -" Demetri schüttelte nur den Kopf. „Ich hab doch gesagt, was passiert ist. Ich lüg euch nicht an. Du hast doch eben selbst gesagt, dass du nicht geglaubt hast, dass ich meinen alten Mitschülern gefährlich werden könnte!" Es war wirklich naiv von mir zu glauben, dass er sich beruhigt hatte oder mir mittlerweile sogar glaubte. „Ich weiß! Aber ich hab es nun mal mit meinen Eigenen Augen gesehen! Hätte es mir jemand anderes als Felix erzählt, hätte ich dir geglaubt! Was würdest du denn denken, wenn du mich neben einer Leiche findest, wenn du mich zuvor beobachtet hättest und du keinen anderen Vampir in der Nähe außer dir selbst und deiner besten Freundin in der Nähe siehst?!" schrie er mich plötzlich wieder an. Ich blieb stumm.

Mittlerweile befanden wir uns tief unter der Erde. Es roch modrig, kleine Pfötchen liefen überall aufgeregt durch die Gegend. Es musste sich wohl um Ratten handeln. Gut, dass ich kein Problem mit denen hatte. Wir blieben vor einer großen, massiven Stahltür stehen, die Felix und Demetri nur gemeinsam aufbekamen. Grob wurde ich in den dunklen Gang geführt.

Rechts und links befanden sich kleine Zellen. Der Gang schien schier endlos zu sein. Ich war mir ziemlich sicher, dass dieser Kerker ebenfalls ein Überbleibsel aus dem Mittelalter war. Die typischen Halterungen für die Fackeln befanden sich ebenfalls zwischen den Zellen, die Zwischenmauern waren aus massivem Mauerwerk. Dass hier wirklich Vampire festgehalten werden konnten... Wahrscheinlich nur deshalb, weil sie immerzu bewacht wurden.

Wir gingen den langen Gang entlang, bogen ein paarmal ab und gingen dann durch eine weitere, wahrscheinlich noch massivere Tür. Hinter dieser führte eine weitere Treppe noch tiefer nach Unten. Ich war mir ziemlich sicher, dass jeder Mensch hier unten wahnsinnig frieren würde. Es tropfte hin und wieder sogar von der Decke, wo auch immer dieses Wasser herkam. Zudem roch es alt, vermodert und da war noch irgend so ein komischer Geruch, den ich lieber schnell wieder ignorierte. Dieser Gang hier war allerdings gerade. Es gab keinerlei Abzweigungen, aber auch hier hiengen wohl mal Fackeln. Ganz ehrlich, mich würde es nicht wundern, wenn in der ein oder anderen Zelle ein Skelett sitzen würde. Der einzige Unterschied zwischen dem Gang hier und dem Oben war, dass die Gitterstäbe glänzten und wohl neu waren. Gleichzeitig sahen sie viel stabiler aus.

Vor einer der mittleren Zellen blieb Demetri schließlich stehen und drehte sich zu mir um. Ich konnte mir denken, was gleich passieren würde. Aus seiner Manteltasche holte er einen großen Metallring hervor, an dem viele Schlüssel klimperten. Sofort hatte er den richtigen in der Hand und schloss die Zelle vor uns mit einem kleinen Seufzer auf. „Ich hätte niemals daran gedacht, dich mal in so eine Zelle stecken zu müssen. Aber selbst wenn du recht hast und du Carla nicht umgebracht hast, wirst du alleine dafür bestraft, dass du dich meiner Anweisung wiedersetzt und dich beinahe den Menschen gezeigt hast. Sollten wir aber Recht haben, und du hast Carla umgebracht, reden wir natürlich von einem ganz anderen Strafmaß." Jetzt wandte er sich mir wieder zu. Ich ignorierte seinen Gesichtsausdruck. Ich war in gewisser Weise erleichtert, dass er mittlerweile scheinbar die Möglichkeit einräumte, dass ich nichts mit der Ermordung zu tun hatte.

Er öffnete die Tür und gab mir zu verstehen, hinein zu gehen. Ein mehr als mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus. „Na los, geh schon rein." Murmelte Felix hinter mir und stieß mich leicht an. Unsicher ging ich die paar Schritte hinein. Die Tür fiel hinter mir krachend ins Schloss und wurde abgeriegelt. Ich drehte mich um und sah beide flehend an. „Muss ich wirklich hierbleiben?" fragte ich kleinlaut. Ganz alleine hier unten bleiben zu müssen – allein der Gedanke machte mir Angst. „Ja. Ich geh hoch und rede mit Marcus, ob die beiden alleine über dein Strafmaß bestimmen, oder ob sie auf Aro warten wollen. Wenn das der Fall ist, musst du allerdings bis zur Entscheidung hier unten bleiben." Erklärte Demetri. „Ich glaub schon, dass sie auf Aro warten werden. Ich meine, wenn du Marcus erzählst, was passiert ist und dass hier die Todesstrafe im Raum steht, wird er sicher warten wollen. So etwas entscheiden sie immer nur zu Dritt." Demetri nickte nachdenklich. „Ich muss nur aufpassen, dass ich Caius nicht begegne. In dem Fall wird er sicher alleine entscheiden wollen. Dann sehe ich absolut keine Möglichkeit, dass sie dich verschonen." Ich schluckte schwer und spürte, wie ich anfing, zu zittern.

„Ich geh, Felix bleibt bei dir und passt auf dich auf. Die Wachen die hier unten zuständig sind, machen sich oft einen Spaß daraus, ihren Frust über die langweilige Arbeit an den Gefangenen aus zu lassen." Sagte er, ehe er verschwand, nachdem Felix ihm half, die Tür auf zu bekommen. Felix setzte sich an die gegenüberliegende Zelle gelehnt, auf den Boden und sah mich an. „Setzt dich, das kann dauern." Meinte er nur. Stumm setzte ich mich auf den Boden und starrte auf meine Füße.

„Tja, jetzt sitzen wir beide hier fest, bis Deme Marcus überredet hat." Murmelte er, streckte sich und machte es sich bequem.
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Rakete 6
Tja, jetzt kann sie nur noch hoffen, dass ihr Mentor
Marcus alleine erwischt und dass er auf Aro warten
will. Sollte aber Caius auftauchen...
Morgen geht's weiter :D  


Die Schule der angehenden WachenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant