Weg mit dem Dreck

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Die Luft anhaltend folgte ich Felix etwas zögerlich in den Raum. Er war verdammt groß. Im vorderen Bereich, in dem wir uns gerwade befanden, war eine Art leeres Becken in den Boden eingelassen. Dort drin lag noch ein Schuh und ein Schaal. Verwirrt blickte ich dort hinab. Es war mindestens 5 Meter tief. "Was ist denn das?" fragte ich neugierig nach. "Nach was sieht es denn aus? Dort werden die Leichen rein geworfen. Sieh mal an die Decke." wies er mich an. Ich tat, was mir gesagt wurde und staunte nicht schlecht. Dort oben befand sich ein Gebilde, dass der Form nach einem Gullideckel ähnelte. Bevor ich dazu kam zu fragen, wurde mir bereits erklärt, was ich wissen wollte. "Erinnerst du dich an den Kreis in der Mitte des Thronsaales? Das da oben ist er – allerdings von unten, versteht sich." Er begann zu lachen, als wäre er gerade besonders witzig gewesen.

In dem Moment wurde der Deckel beisete geschoben. Erschrocken sah ich nach oben. Durch die entstandene Lücke grinste mich ein bekanntes Gesicht an. "Hallo Arina. Die Unsterblichkeit steht dir." Aro grinste wieder wie ein Honigkuchenpferd. Ich wusste nicht, was ich darauf erwiedern sollte. "Kommst du jetzt endlich mal her? Lass das Mädchen in Ruhe, wir haben andere Dinge zu tun." brummte Caius von Weitem. Aro grinste mich noch einmal breit an, ehe er den Deckel wieder schloss und sich entfernte. Etwas verdattert stand ich da. Felix begann wieder zu lachen. "Solange das Ding zu ist, hören wir die über uns nicht und sie uns nicht. Aro wusste nur Bescheid, weil Demetri oben bei ihm ist." Jetzt war ich wirklich verwirrt. "Man sieht doch nach oben, also müsste man doch was hören können."murmelte ich leise. "Das ist Panzerglas. Selbst für Vampire ist das so dicht, dass kein Schall hindurch dringen kann. Hier drinnen sieht einiges nicht dannach aus, aber vieles ist so stabild, dass es für uns angehnem ist. Auch die Wände zwischen unseren Zimmern. Ansonsten würden wir hier drinnen noch alle verrückt werden." erklärte Felix.

"Zurück an die Arbeit." riss er mich wieder aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu ihm um. Er stand vor einem weiteren Becken, das ungefähr doppelt so groß war, wie das, vor dem ich gerade stand. Die Leichen hatte er noch immer auf dem Arm. "Wenn wir wieder Nahrung bekommen haben, also wenn Heidi da war, wird der Gulli geöffnete, und die Überreste einfach in das Becken hinter dir geworfen. Erspart viel Zeit. Dann kommen ein paar von uns nach hier unten und werfen die Leichen in das Becken hinter mir." erklärte er mir. Er deutete mir, zu ihm zu kommen. Neben ihm blieb ich stehen und blickte in das Becken. Dort drin befand sich eine Flüssigkeit, deren Farbe ich nicht einmal zuordnen konnte. Sie war komisch milchig, aber nicht in Richtung weiß, sondern eher schon fast dunkel rot, fast schwarz. Aber eben auch nicht direkt, weil es immer noch milchig war. "Was ist das?" Ich merkte selbst, dass ich etwas angewiedert klang.
"Das ist Säure. Welche genau, weiß kaum jemand von uns, weil es niemanden interessiert, der nicht hierfür zuständig ist."
"Das bedeutet, dass es ganz bestimmte Leute gibt, die für die Zusammensetzung verantwortlich sind?" fragte ich nach.
"Ganz genau. Das sind alles Vampire, die als Menschen eingentlich mal Chemie studiert haben."
"Manche haben studiert?" neugierig sah ich ihn an.
"Ja. Manch andere haben gearbeitet, manche waren sogar Besitzer von viel Land. Du findest hier so ziemlich jede Sozialschicht. Einige Berufe die viele von uns ausgeübt haben, gibt es heute gar nicht mehr."
"Also werden die Leichen in sie Säure geworfen, damit sie sich auflösen?" wechselte ich wieder das Thema.
"Ganz genau." Um es mir zu demonstrieren, warf Felix die Toten in das Becken. Sofort zischte es laut und begann zu blubbern. "Pass auf, dass du von irgendwelchen Spritzern nicht erwischt wirst. Dir passiert zwarnicht viel, aber es frisst sich selbst in Vampirhaut. Das gibt kleine Vertiefungen. Nicht schädlich, aber die Schmerzen willst du nicht haben, glaub mir." Er krempelte seinen Ärmel soweit hoch, dass ich seinen Oberarm sehen konnte. Dort befanden sich einige kleine Vertiefungen, die man ohnehin kaum erkennen konnte. "Ich bin nicht der Einzige, der das hat. Du solltest mal diejenigen sehen, die hier Verantwortlich sind. Die sehen lustig aus."
"Hast du die Leichen deswegen so weit nach hinten geworfen?" fragte ich, Felix nickte nur.
"War in dem Becken noch was drin? Ich hab nicht nach gesehen. Manchmal bleiben Klamotte darin liegen." Felix drehte sich halbherzig um und sah zu dem Leichenabstellplatz. "Ja, ein Schaal und ein Schuh." antwortete ich. Der Blick den er mir daraufhin zuwarf, sagte eindeutig, dass ich das Zeug holen sollte. Innerlich sträubte sich alles in mir. Ich wollte nicht in das Becken springen, in dem immer die Leichen lagerten, aber ich wusste, dass ich tun musste, was mir gesagt wurde. Hatte Demetri mir zuvor ja erst noch klar gemacht.

Also sprang ich in die Tiefe und hob den Schaal und den Schuh auf. Allerdings hatte ich nicht daran gedacht, dass ich die 5 Meter auch irgendwie wieder hoch musste. Erst als ich hier unten stand realisierte ich auch, dass ich hier eigentlich gar nicht hätte runter springen sollen. Ich hätte mir alle Knochen brechen können! "Na, was ist? Dir passiert nichts, selbst, wenn du von einem Hochhaus springen würdest. Hoch kommst du übrigens auch einfach." Zeifelnd sah ich ihn an, aber ich musste ihm jetzt einfach mal glauben. Immerhin war er schon wesentlich länger ein Vampir als ich. Er kannte den Körper eines dieser Wesens auch viel besser. Ich nahm kurz Anlauf und hüpfte die hohe Distanz so einfach nah oben, als würde ich einen Bordstein überwinden wollen. Etwas erstaunt über meine eigene Fähigkeit stand ich wieder vor Felix. "Wirf die einfach mit in das Becken." Ohne zu zögern warf ich die Überbleibsel ebenfals in das Becken. Dabei holte ich etwas weiter aus, um solche ätzenden Spritzer zu vermeiden. Sofort zischte und sprudelte es wieder, ehe beides sich noch an der Oberfläche zersetzte. "Sieht lustig aus, was?" bemerkte Felix grinsend. "Wenn du mal sehen willst, wie sich so eine Leiche zersetzt, dann nehm ich dich mal mit, wenn die Säure neu ist. Dann ist sie ganz klar und man kann wirklich alles sehen." bot er an. "Gerne. Wieso ist das ganze denn eigentlich so trüb?" wollte ich wissen. "Du weißt gar nicht, wie lange die schon da drinne ist. Irgendwann ist darin so viel aufgelöst, dass sich die Farbe eben etwas verändert. Diese hier ist jetzt schon fast zwei Jahre da drinnen. Wenn sie nicht mehr wirklich gut ist und sich die Leichen schlechter auflösen, wird einfach neue Säure, hochkonzentrierte, dann geht das wieder eine Weile." erklärte er und ging wieder zur Tür. Dort wartete er auf mich. "Kommst du?" Schnell ging ich wieder zu ihm.

Wir gingen schweigend zurück in den Gang, von dem aus ich wieder in die Richtung der Zimmer und der Vampirschule gehen konnte. "Ich muss mich noch um ein paar andere Dinge kümmern, von hier aus findest du sicher wieder zurück. Folge einfach unserer Spur zurück. Die solltest du ganz leicht finden. Wir sehen uns dann morgen." Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir und war schneller verschwunden, als ich gucken konnte. Ich stand alleine in dem schier unendlich langen Gang und fühlte mich merkwürdigerweise wohl, und nicht komplett verloren, wie ich es befürchtet hatte.

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Ob Arina wohl wieder zurück findet?
Passiert ihr vielleicht was? Oder begegnet
sie jemandem auf dem Weg zurück zum
Klassenzimmer?
Was glaubt ihr denn, was passieren könnte?
Ich bin mal gespannt, was ihr so für Ideen habt.
Vielleicht kommt ja jemand von euch darauf,
was ich mir ausgedacht habe. Oder ihr habt
so eine coole Idee, dass ich sie mit in das
nächste Kapitel rein nehme.
Sollte dies der Fall sein, werde ich euch hier
unten dann im nächsten Kapi vermerken :)
Das nächste erscheint wie gewohnt am
Donnerstag :D

Die Schule der angehenden WachenWhere stories live. Discover now