Neues Zuhause

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Felix führte uns zu einem alten, aber doch schönem Gebäude. Er öffnete die große, aus schwerem, dunklem Holz angefertigte, Flügeltüre und betrat eine Aula.

Der Boden und die Wände bestanden aus weißem Marmor. Es gab keine richtige Decke, sonder bloß eine Galerie, die den gesamten ersten Stock einnahm, gestützt von cremfarbenen Säulen. Auf dem Boden waren mit schwarzem Marmor ausgefallene Muster angebracht worden. Darauf befanden sich rote Sofas, die zu gemütlichen Grüppchen zusammen gestellt waren. Jede Sitzgruppe verfügte über einen großen Flachbildfernsehr. An den Wänden befanden sich bunte Bilder der toskanischen Landschaft und historische Bilder, die Szenen aus geschichtlichen Ereignissen zeigten. Ich erkannte ein paar Bilder. Auf einem war eine Hexenverbrennungszeremonie abgebildet und auf dem anderen war zu sehen, wie ein paar Dorfbewohner einen vermeintlichen Vampir pfählten. Was hatten denn solche Bilder in einer Schüleraula zu suchen? Na egal. Es würde schon so seine Gründe haben, dass die hier rumhängen, auch wenn ich doch ein wenig neugierig wurde...  

„Das hier ist die Aula, wie ihr sicher schon erkannt habt.“ Felix sprach in normaler Lautstärke. In meiner Klasse wäre dies früher nie möglich gewesen, weil immer irgendjemand das starke Verlangen hatte, mit irgendjemandem zu tuscheln. Aber ich bezweifelte, dass es hier anders gewesen wäre, wäre Felix nicht so riesig und irgendwie auch einschüchternd gewesen. Ich jedenfalls wollte ihn ganz sicher nicht wütend erleben...

„Hier ist praktisch euer Gemeinschaftsraum. Die Treppe dort hinten“ er deutete mit dem Kopf hinter sich, ohne sich umzudrehen, auf die Treppe hinter sich. Sie war ebenfalls aus weißem, glänzendem Marmor. Das Geländer war aus schwarzem Stahl. Die Treppe führte hoch zur Galerie. Von dort aus, direkt hinter der ersten Treppe, befand sich eine weitere Treppe, die eine leichte Wendeltreppe war, diese bestand ebenfalls aus Marmor.

„Dort oben befinden sich weitere Treppen. Beide, links und rechts, führen in das Obergeschoss, in dem sich eure Zimmer befinden. die rechte Treppe führt in den Rechten Flügel und die linke in den linken Flügel. Beide sind von einander abgetrennt. Wenn ich fertig mit erklären bin, könnt ihr euch eines der fünfzig Zimmer aussuchen. Ihr seit genau fünfzig, weshalb jede sich ein eigenes Zimmer aussucht. es gibt keine Doppelzimmer. Ihr könnt euch, wenn ihr unbedingt wollt, Zimmer neben einander aussuchen. das Gepäck kommt in einer Stunde an und wird dann in die Aula gebracht.

Aber jetzt müsst ihr mir noch mal genau zuhören.“
Einige seufzten. Warum mussten die immer so ungeduldig sein? Felix ging nicht darauf ein und redete weiter.

„Aro hat euch die Regeln die den allgemeinen Alltag erklärt. Und ich habe jetzt die Aufgabe, euch über die Verhaltensregeln hier im Wohngebäude zu informieren.

Um spätestens zweiundzwanzig Uhr seid ihr alle auf euren Zimmern. Ich will niemanden mehr auf den Fluren sehen! Ihr müsst selbst für Ordnung sorgen. In euren Zimmern und der Aula. Also macht am besten erst gar keinen Dreck! Die Cafeteria ist drüben im Schulgebäude. Die Fernseher könnt ihr jeder Zeit benutzen. Jeder verfügt auch über einen DVD Player.

Das war es erst mal an Regeln. Gibt es noch Fragen?“ Felix schenkte zwei Mädchen die sich gerade unterhielten, einen bösen Blick.

Ein Mädchen, offenbar eines dieser hochgestochenen Tussis die nur auf ihr Äußeres achteten um ihre Dummheit zu überspielen, meldete sich. „Ja?“ fragte Felix ruhig.

„Was ist, wenn wir nachts mal auf die Toilette oder sonst irgendwie ins Badezimmer müssen?“ fragte sie vorsichtig. Warum sagte sie nicht gleich, dass sie sich im Badezimmer für eine Party stylen wollte und sich dann wegschleichen würde? Ich war mir aber fast sicher, dass die Tore und die hohen Schulmauern ihr und den anderen Partygängerinnen einen fetten strich durch die Rechnung machen würden.

„Jedes Zimmer hat sein eigenes Badezimmer.“
Alle um mich herum jubelten und kreischten aufgeregt. Ich zuckte zusammen, musste aber auch grinsen. Wer mochte schon allein den Gedanken, in einer Gemeinschaftsdusche duschen zu müssen?
„Okay, jetzt macht euch aber mal auf die Suche nach eurem Zimmer.“  Felix musste fast schreien, damit wir ihn verstehen konnten. Alle stürmten los. Ich wartete lieber, bis der Stöpsel auf der Treppe einigermaßen aufgelöst war, dann ging auch ich nach oben.

Ich hörte noch, wie die große Türe wieder ins Schloss fiel. ich nahm die rechte Treppe und ging nach ganz hinten.

Der Flur bestand aus sandfarbenen, alt wirkendem Stein. Die Natursteine waren unverputzt und standen mehr oder weniger von der Wand ab. Am Ende des Flures befand sich ein riesiges Fenster, durch das das Licht der bereits untergehenden Sonne fiel. Zimmer befanden sich nur auf der rechten Seite. links befanden sich in regelmäßigen Abständen Fenster.

Vorne war alles voll und ein paar Mädchen stritten lautstark, während ich zum Ende des Flures ging und in das letzte Zimmer ging.

Ich öffnete nahm den Schlüsselbund mit den beiden Schlüsseln, der neben der Tür an einem Nagel hing, und schloss die Tür auf.
Das Zimmer war wunder schön!

In die Wand der ich direkt gegenüber stand, waren zwei Fenster eingebaut, genau wie in die Wand, die rechts neben mir lag. an dieser Wand stand ein wunderschönes, etwas breiteres, Himmelbett aus schwarzem Metall. Ein Fenster lag wie maßgeschneidert darüber. Daneben stand ein Nachttischchen mit einer kleinen Nachttischlampe. Vor dem Bett, an der Wand, stand ein großer Kleiderschrank. Rechts, direkt neben der Tür, stand der Wand hinter mir zugewandt, ein kleines, schwarzes Ledersofa im Raum. Daneben befand sich ein Beistelltisch und auf der anderen Seite ein Bücherregal, das halb so hoch war, wie die Decke. Neben der Tür, die offenbar in mein Badezimmer führte, stand ein edler, aus dunklem Holz gefertigter, Schreibtisch.

„Wow.“ flüsterte ich leise, legte meine Umhängetasche auf das Bett und ging zur hinteren Wand. Erst jetzt erkannte ich, dass das zweite Fenster das bis auf den Boden reichte, ein kleiner Balkon war! Ich öffnete die Tür und trat hinaus. Der Boden war mit terakottafarbenem Naturstein gefliest und das Geländer war ebenfalls so schwarz und verschlungen verziert wie das Treppengeländer in der Aula. Ich genoss einfach bloß die Aussicht. Volterra lag eh auf einem Berg. Und unsere Schule lag auch weit oben. Ich konnte weit über die Toskana sehen. und der Sonnenuntergang erst! Wie wunderschön sich hier die Farben vermischten!

Nach einer Weile, in der ich die untergehende Sonne und deren letzte Wärme ich auf meiner Haut zu spüren genoss, ging ich wieder nach drinnen.

Ein Blick auf die Uhr auf meinem Handy sagte mir, dass das Gepäck gleich kommen würde.

Ich seufzte leise, verließ mein Zimmer, schloss dieses ab und machte mich langsam auf den Weg zurück in die Aula.
In diesem Flur befanden sich fünfundzwanzig Zimmer. In dem linken Flügel war es demnach sicher nicht anders.
Drei Mädchen stritten noch immer um ein einziges Zimmer. Oh Gott! Sie stritten sich um ein solches Zimmer? Dabei hatte mein Zimmer als einzigstes einen Balkon. ich lachte in mich hinein. Wenn die bloß wüssten...

Unten in der Aula wartete Felix, offenbar ungeduldig, auf etwas.
„Hey, immerhin jemand, der mal pünktlich kommt.“ murrte er, verschränkte die Arme vor der Brust und tippte unruhig mit der Fußspitze auf den Boden.

„Wirklich? Und müsste das Gepäck nicht schon da sein?“ fragte ich vorsichtig und blieb mitten in der Aula stehen.
Felix drehte sich um und nickte. „Der Typ der das Gepäck bringen sollte, hat Verspätung. Und wo sind eigentlich die anderen Mädchen?“ fragte er. Ich konnte die Ungeduld in seiner Stimme gut heraushören.

„Drei streiten noch, von den anderen hab ich keine Ahnung.“ antwortete ich.

Geschlagene fünf Minuten später, standen Felix und ich noch immer alleine in der Aula herum.

Sichtlich entnervt setzte Felix sich auf eines der Sofas in der Gruppe, die am nächsten an der Tür standen. „Komm, setzt dich. Das wird bestimmt noch eine ganze Weile dauern.“ forderte er mich auf.

Was soll’s, dachte ich mir nur und setzte mich auf ein anderes Sofa der selben Gruppe.

Die Schule der angehenden WachenWhere stories live. Discover now