Nein!

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Ich lag auf irgendetwas Weichen. Müde drehte ich mich auf die Seite und ignorierte den dabei aufkommenden Schwindel und die dröhnenden Kopfschmerzen. Meine Augen wollte ich gar nicht erst auf machen. 


Kaum hatte ich eine bequeme Position auf dem Bauch gefunden, hallte ein gespenstisches Quietschen einer wohl sehr alten Tür durch den Raum. Das Echo ließ auf einen großen Raum vermuten. Innerlich murrend wälzte ich mich wieder herum. 


Plötzlich wurde mir mit einem Schlag wieder klar, was zuvor passiert war und wieso ich mich in einem fremden Raum befand. Erschrocken fuhr ich hoch. Mein Blick fiel direkt auf die Wand vor mir. Das Fußende des Bettes stand an der Wand, die Tür musste hinter mir sein.  Ich wollte mich umdrehen, aber in dem Moment wurde die Tür wieder zugeknallt. Ich zückte reflexartig zusammen und verharrte in meiner Position. 


"Du bist ja schon wider wach." bemerkte Demetri plötzlich. Ich entspannte mich sofort etwas, weil kein fremder Vampir den Raum betreten hatte. Allerdings machte mir die Situation an sich Angst. 


"Was passiert jetzt? Was haben Sie mit mir vor?!" verlangte ich zu wissen. Aber er antwortete nicht. Ich versuchte aufzustehen, aber er stand blitzschnell vor mir und drückte mich zurück auf das wacklige Bett. "Das weißt du ganz genau. Stell dich nicht so an und halt einfach den Mund." Mein Mentor klang plötzlich verdammt alt und müde. 


Ohne etwas zu sagen setzte er sich zu mir auf die Bettkante und starrte mich an. Ich fühlte mich zunehmend unbehaglicher und versuchte, seinem Blick auszuweichen. Aber egal wo ich hin sah, durchbohrte mich sein Blick. Irgendwann versuchte ich es einfach zu ignorieren. Es kam mir ohnehin komisch vor, dass er einfach nur da saß und mich ansah - ohne irgend etwas zu sagen.


"Ich bin auch nicht wirklich scharf darauf, dich zu verwandeln. Aber da ich nun mal dein Mentor bin und Felix nicht auf dich los lassen wollte - Naja." murmelte er. 

Sämtliche Gedanken schossen mir wieder durch den Kopf. Meine Familie, meine Freunde - immer wieder sah ich ihre Gesichter vor mir. Ich wollte meine Familie wieder sehen. Was würde ich alles dafür geben, eben in meinem Bett in meinem eigenen Zimmer aufgewacht zu sein? Ich würde alles dafür tun. Ich hatte Angst um meine Freunde. Sie wussten nicht, was für Monster unsere Lehrer waren und in was für einer großen Gefahr sie alle schwebten. Wieder kam der Gedanke der Flucht aus diesem Internat auf, aber dazu wird es wohl nie wieder kommen. Das war allerdings im Moment nicht das aller wichtigste für mich. Ich musste sie warnen. Sobald ich hier raus kommen würde... Irgendwann müsste ich doch einen Moment erwischen, in dem keiner der Vampire in meiner Nähe war. Dann würde ich sofort zu meinen Freunden eilen und ihnen all das erzählen, was ich in den letzten Minuten erfahren hatte! Oder waren es Stunden? Vielleicht auch Tage? Wie lange hatte ich eigentlich geschlafen?

Schnell verwarf ich all diese Gedanken wieder. Ich hatte jetzt keine Zeit lange nach zu denken. Ich musste handeln. Irgend wie. Ich wollte kein Vampir werden, ich wollte nicht, dass Demetri mich verwandelte. Ich hatte Angst vor der Verwandlung. 


Erneut versuchte ich aufzustehen, mich irgendwie an Demetri vorbei zu schmuggeln, aber natürlich hielt er mich davon ab. Ziemlich naiv von mir auch nur ansatzweise zu Glauben, dass ich auch nur das Fünkchen einer Chance gegen ihn hatte! Grob drückte er mich gegen die Wand an dem das Bett stand. Eigentlich hätte ich Angst bekommen sollen, als er so dicht vor mir war und mich an der Kehle fest hielt. Aber stattdessen reagierte ich gar nicht. Ich wusste selbst nicht genau, wieso ich dies tat. Wahrscheinlich war da dieser kleine Gedanke im hintersten Eck meines Hirns, der mir schon als kleines Kind eingebläut wurde: wenn man nicht auf das reagiert was jemand tut um einem Angst zu machen oder ihn zur Weißglut zu treiben, wird es der Person vielleicht zu blöd und lässt einen in Ruhe. Ja, das war es wahrscheinlich. 

Die Schule der angehenden WachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt