Meine Verwandlung

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Brennendes Feuer holte mich zurück in die grausame Gegenwart. Mein Kopf brannte, von dort aus krochen die Flammen langsam in meinen Brustkorb. Ich riss die Augen auf, begann zu schreien und rollte mich zusammen. Demetri war noch immer über mich gebeugt. "Hey, jetzt beruhige dich mal. So schlimm ist das nicht. Noch nicht." meinte er gelangweilt und setzte sich wieder hin. "Was soll das denn heißen?!" brachte ich gequält hervor. Demetri begann zu lachen. "Das, was ich gesagt habe. Das, was du da gerade spürst, ist nicht einmal ansatzweise so schlimm, wie das, was noch auf dich zu kommt, wenn sich das Gift erstmal komplett ausgebreitet hat." erklärte er. Ich wollte ihm das nicht glauben. Ich wollte das einfach nicht wahr haben. Ich hatte ohnehin schon Panik, dass das schlimmer werden würde.

Mein Körper war vollkommen schlapp und schwach, ich konnte nicht klar denken. Alles, was ich wahr nahm, waren diese grauenvollen Schmerzen. Als ich mich vor ungefähr einem Jahr am Lagerfeuer verbrannt hatte, dachte ich schon, dass es wohl nichts schlimmeres geben würde. Aber das war gar nichts im Vergleich dazu, komplett in Flammen zu stehen. Das Gift brannte sich so furchtbar heiß durch meine Adern, dass ich einfach nicht anders konnte, als laut los zu schreien. Panisch versuchte ich mich gegen diese Pein zur Wehr zu setzten, aber ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Egal, wie sehr ich mich wand, egal, wie sehr ich schrie; nichts vermochte die Qualen auch nur ansatzweise zu lindern.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Ich bin kurz weg, komme aber gleich wieder. Hab keine Angst, dir passiert hier nichts." versprach er, stand auf und ging. Ich hatte gar nicht mehr gemerkt, dass er noch da war. Anfangs hatte er halbherzig versucht, auf mich einzureden, aber irgendwann hatte ich damit begonnen, ihn einfach zu ignorieren. Fiel mir auch verdammt leicht, da mich der Schmerz ohnehin vollkommen einnahm.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war. Je länger das Ganze hier dauerte, desto mehr hatte ich das Gefühl, gleich vollkommen am Rad zu drehen. Ich würde hier noch den Verstand verlieren. Das Bett gab nach, also musste Demetri wieder da sein. "Wie lange?" brachte ich hervor. Die Worte fühlten sich an wie zähe Lava, die nicht so recht aus meinem Mund kommen wollte. Er schien sofort zu verstehen, was ich wissen wollte. "Du liegst jetzt seid ungefähr drei Stunden hier. Vor dir hast du noch mindestens 49 Stunden." meinte er gelassen. Ich konnte nicht anders, als zu schreien. Im Hintergrund hörte ich ihn nur seufzen, ehe sich wieder eine Hand auf meine Schulter legte, aber ansonsten blieb er stumm.

In meinem Bewusstsein befand sich nicht anderes als diese nicht enden wollenden Schmerzen. Das Feuer brannte jede einzelne Zelle in meinem Körper aus, Säure verätze alles in mir drin, es gab rein gar nichts, mit dem ich mich hätte ablenken können. Ich konnte nicht mehr, schon von Anfang an war ich zu schwach gewesen, das hier alles durch zu stehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es auch nur einen einzigen Vampir gab, der die Verwandlung ohne bleibende Schäden überstanden haben soll. Vielleicht war Demetri auch deshalb so still geworden, weil er sich an sein eigene Verwandlung erinnerte.

"Würdest du mal aufhören zu weinen?" Murmelte Demetri plötzlich. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich damit angefangen hatte. "Jeder Vampir muss da durch. Du verlierst schon nicht den Verstand, auch wenn es sich im Moment so anfühlt." Ich war kurz davor zu glauben, dass er meine Gedanken lesen konnte, aber dann fiel mir wieder ein, dass auch er das mal erlebt hatte. Dann war ich wenigstens nicht alleine mit diesem Gedanken.


...xXx...Ich konnte nicht sagen, wie lange es schließlich gedauert hatte, bis sich die Schmerzen veränderten. Es wurde nicht schlimmer, im Gegenteil: das Feuer schien sich zusammen zu ziehen und zumindest langsam aus meinen Händen und Füßen zu verschwinden. Es war ein herrliches Gefühl, als zumindest dieser kleine Teil meines Körpers nicht mehr weh tat. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie es war, nicht zu brennen. "Jetzt hast du es gleich geschafft." meinte Demetri. Er packte mich an den Schultern und drehte mich so herum, dass ich nun auf dem Rücken lag und an die Decke sah. "Hey, hörst du mir zu?" fragte er nach. Ich wusste nicht, dass er gerade eben versucht hatte, mir etwas zu erklären. Ich blinzelte verwirrt, ehe ich ihn ansah. "Gerade im Moment wird es weniger, aber gleich wird es schlimmer als zuvor. Keine Angst, das hält nur wenige Minuten an. Anschließend ist es dann auch schon vorbei." Schon? Der war ja witzig drauf. Keine vier Sekunden später trat ein, was er soeben prophezeit hatte: das Feuer wich zwar zurück, aber nur, um sich konzentriert in Richtung meines Herzens zu fressen. Wieder schrie ich auf, dieses mal merkte ich aber selbst, wie verzweifelt es klang. Ich wollte mich wieder zusammen rollen, aber Demetri hielt mich an den Oberarmen fest und zwang mich, ihn anzusehen. "Ganz ruhig, ist gleich vorbei." versuchte er mich mehrmals zu beruhigen. Ich wollte und konnte nicht auf seine Ausage eingehen. Er gab mir verdammt viele Anweisungen, von denen ich mich weder an eine einzige erinnern kann, noch eine davon befolgt habe. Ich wollte einfach nur, dass das alles vorbei geht.Das gesammte Feuer, das sich zuvor in meinem Körper verteilt hatte, befand sich nun in meinem Herzen. Ich konnte nicht einmal mehr schreien. Ich war wir gelähmt vor Schmerzen. Ich lag ruhig da und verschuchte panisch Luft zu bekommen. Das einzige was ich sah, war mein Mentor, der sich über mich gebäugt hatte und auf mich einredete. Sein Mund bewegte sich zwar, aber es war so, als ob jemand seinen Ton ausgeschaltet hätte.Es dauerte wirklich nur sehr kurze Zeit, bis alles vorbei war. Ich lag ruhig da, bewegte mich keinen Millimeter, ich atmete nicht einmal. Alles um mich herum schien vollkommen verändert, fast so, als ob ich in einer anderen Welt gelandet wäre. Ich sah alles viel schärfer, ich hörte Dinge, die ich nicht zuordnen konnte und vorallem roch ich Dinge, die ich wahrscheinlich niemals riechen wollte. "Siehst du? So schlimm war das doch jetzt nicht." meinte Demetri. Ich richtete mich blitzchnell auf und stand so schnell an der gegenüberliegenden Wand, wie es mir eigentlich nicht hätte möglich sein sollen. "Ist das Ihr ernst?!" schrie ich ihn schon fast an. Er fing nur an zu lachen, stand auf und nahm mich an die Hand, ehe er mich aus dem Raum zerrte. Hinter sich warf er die Tür wieder zu und ging mit mir einen langen Gang entlang, der schon fast wie der in einem Kerker aussah. "Du kannst übrigens das mit dem 'Sie' absofort weg lassen. Hören musst du allerdings immer noch auf mich. Ich erklär dir auch mal gleich wieso: wer einen neuen Vampir erschafft, ist dafür verantwortlich, dass dieser Neugeborene, so werden die jungen Vampire genannt, keinen Mist anstellt." erläuterte er. "Was soll ich denn anstellen? Sie... ähm du weißt doch, dass ich eigentlich keine Scheiße bau." sagte ich unsicher. "Du bekommst noch eine ganze Menge erklärt. Ist fast wir Unterricht. Nur am Tag. Alleine in einem Klassenzimmer. Und du bekommst Hausaufgaben." sagte er. Das klang sogar ganz lustig. Ich war jetzt zwar ein Vampir, aber im Grunde genommen schien mein Leben einfach weiter zu gehen. Ich hatte befürchtet, dass das alles so vollkommen anders ist, im Vergleich zu meinem bisherigen Leben. "Es wird nicht ganz wie früher. Alles wird wesentlich strenger. Die Klasse wächst nach und nach. Aber du darfst keinen Kontakt zu den Menschen aufnehmen, was deine Familie und Freunde mit einschließt. Aber keine Sorge, du wirst dich daran gewöhnen."
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Hallihallöchen :D
So, jetzt geht es hier auch
mal weiter :)Alle Klausuren sind geschrieben, jetzt
hab ich wieder Zeit zum Schreiben.Ach ja: nächsten
Donnerstag werde ich hier das nächste Kapitel hoch
laden; vorausgesetzt, das geht von Frankfurt aus.
Ich bin nämlich von Mittwoch bis Freitag nächste
Woche auf Studienfahrt. Sollte es nicht gehen, kommt
das neue Chap dann aber am Freitag Abend :)

Die Schule der angehenden WachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt