Der Besucher den keiner wirklich bemerkt

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Überall war aufgeregtes Gemurmel zu hören. Natürlich wirkte es in dem kleinen Klassenzimmer relativ laut. Ich hielt mich aus dem ganzen Gemurmel raus, weil ich nicht wirklich Lust hatte, da mitzudiskutieren und spekulieren. So ein „Besuch“ war zwar immer interessant, aber soooo dass man sich das maul drüber zerreißen muss, war es nun auch wieder nicht.

Während die anderen in mehreren Gruppen zusammen hockten und überlegten, was es mit diesem Besuch auf sich hatte, saß ich an meinem Platz und kritzelte auf meinem Block herum, bis es klingelte. Sofort waren alle auf ihren Plätzen. Die Lehrer hier waren so was von pünktlich. Nur heute kam Demetri nicht direkt mit dem Klingeln durch die Tür. Es dauerte ein paar Minuten, wahrscheinlich deshalb, weil er den Besucher direkt in die erste Stunde mitbrachte.

Als die Beiden das Zimmer betraten, wurde es augenblicklich Mucksmäuschen still. „Gute Nacht.“ Begrüßte uns Demetri wie immer in strengem Tonfall. Wie jeden Tag bei jedem Lehrer standen wir kurz auf, murmelten ebenfalls ein „Gute Nacht“ und setzten uns wieder hin.  „Ich hab euch bereits angekündigt, dass wir heute Besuch bekommen. Das ist Eleazar. Er ist vom Schulministerium und wird sich diese Stunde hier ansehen. Ihr werdet ihn gar nicht bemerken.“ Erklärte Demetri. Eleazar setzte sich auf einen Stuhl der ganz hinten an der Wand stand, schlug die Beine übereinander, legte ein Klemmbrett auf seinen Schoß und zog einen Kugelschreiber aus seiner Jackettasche.  

„Also, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja! Test!“ sagte Demetri und grinste böse. Geschockt hielten einige die Luft an. „Aha. Da haben einige die Hausaufgaben nicht gemacht.“ stellte er fest. Ein Junge hob die Hand. „Ja?“ Er stand erst auf, bevor er sprach. Wie ich die Regel hasste. „Schreiben wir jetzt einen Test oder nicht?“ Demetri grinste nur und setzte sich an seinen Pult. „Es gibt keinen Test. Das war er bereits. Einige haben keine Hausaufgaben gemacht. Wer ist so klug und gibt es zu?“ eine ganze Reihe Schüler hob die Hand. Demetri begann, die Namen der betroffenen Schüler fein säuberlich in eine Liste einzutragen. „Gut. Wir werden jetzt über die Kapitel sprechen, die ihr als Hausaufgabe habt lesen sollen. Erwische ich jemanden, der nicht aufpasst oder keine Ahnung hat, weil er oder sie das Kapitel doch nicht gelesen hat, muss mit Konsequenzen rechnen. Aber das dürfte klar sein.“ Stellte er klar. Er begann Fragen zu stellen und tatsächlich kannten drei die Kapitel nicht. Die mussten heute nachsitzen und da dann einen zehn Seiten Aufsatz über die Fünf Kapitel schreiben, die sie zuerst lesen mussten. Natürlich alles unter Aufsicht.

Der Unterrichtstag ging relativ schnell vorbei. Den Typen vom Ministerium hatte wirklich keiner mehr bemerkt. Er hatte nichts gesagt und war noch da gewesen, als alle Schüler schon gegangen waren… Glaub ich zumindest.

Mit meinen Freunden ging ich nach dem Schultag zum Essen. Ich mischte mir einen Salat am Büffet zusammen und setzte mich zu den Anderen. „Mir ist heute in Literatur noch eine Parallele eingefallen.“ Meinte Kevin mampfend. „Mach erstmal den Mund leer, damit wir dich verstehen!“ meinte Raverna grinsend. Er schluckte den Bissen fast ungekaut runter und sah uns dann einen nach dem Anderen an, ehe sein Blick an Dalton hängen blieb. „Wir haben auch einen in unserer Clique, der auf Jungs steht.“ Der besagte „Junge“ musste lachen. „Nenns doch einfach beim Namen: schwul. Ist das so schwer?“ wir mussten alle lachen. „Da fällt mir noch was ein.“ Brachte ich schließlich heraus. Neugierige Blicke. „Wir sind, so wie es aussieht, die einizige Truppe, die versucht, dem Rätsel auf den Grund zu gehen.“ Jasmin zuckte die Schultern „Sieht ganz so aus. Ich hab noch nie mitbekommen, dass die Anderen versucht haben, irgendwie was raus zu finden. Und wir haben immerhin schon alle Parallelen zusammen, die wir momentan finden können.“ Stimmte sie mir zu. Auch der Rest unserer „Truppe“ schloss sich unserer Meinung an.

Nach dem vorgezogenen Abendessen ging ich zurück in mein Zimmer. Meine Hausaufgaben waren rasch erledigt und Pläne für das Wochenende hatte ich mit meinen Freunden bereits geschmiedet. Ein paar gingen heute noch aus, aber ich hatte heute keine Lust und blieb lieber hier. Ich lümmelte mich in bequemen Klamotten auf das Sofa und las den zweiten Band komplett durch, ehe ich die Fernbedienung schnappte und Punkt 6 auf RTL guckte. Irgendwie war das immer noch etwas komisch für mich. Wenn ich das früher geguckt hatte, war ich noch total verpennt und noch eher im Zombie-Zustand. Und jetzt war ich hell wach und es kam mir eher vor wie die Nachrichten am späten Nachmittag. Immerhin endete unser Unterricht erst um halb Vier Morgens. Den ganzen Tang Unterricht zu haben machte mir mittlerweile auch nichts mehr aus.

Als die Sendung vorbei war, zog ich mir schnell eine Leggins, ein weite geschnittenes Top und meine Chucks an, schnappte mir schnell meine Tasche und eine Jeansjacke und ging noch mal ein wenig raus. Die Sperrstunde war nur für die ersten paar Tage auf 22 Uhr angesetzt worden. Jetzt mussten wir spätestens um 12 Uhr Mittags im Wohngebäude zurück sein. Aber irgendwie hatte ich noch keinen Lehrer nach der Dämmerung draußen gesehen. Naja, vielleicht brauchten sie ja auch mehr Schlaf oder wollten einfach ihre Ruhe oder ich hatte sie einfach noch nie gesehen. Ich konnte ja auch nicht überall gleichzeitig sein.

Wenn ich schon dabei war: hier an dieser Schule war zwar einiges Gewöhnungsbedürftig, aber im Grunde genommen alles ganz normal. Ganz im Gegensatz zum House of Night. Ich meine, da waren alle Vampire. Hier alle Menschen. Ich verstand einfach nicht, was das Geheimnis der Schule sein sollte, das wir herausfinden sollten. All das Zeug hatte doch gar nichts miteinander zu tun oder waren einfach bloß Zufälle. Okay, nachts Unterricht war schon komisch. Aber anscheinend ein Versuch an wenigen Schulen. Meine Güte, das Schulministerium kam immer wieder auf komische Ideen. Eleazar hatte sich das heute ja anscheinend angeguckt. Vermutlich war er sogar schon längst wieder abgereist.

„Ein Vampirinternat… lächerlich.“ Murmelte ich leise vor mich hin und musste beinahe über mich selbst lachen, weil ich auf so eine bescheuerte Idee gekommen war. „Vampire gibt es nicht.“ Rief ich mir wieder ins Gedächtnis. Klar, cool wäre es schon, aber es war einfach so, dass es diese dunklen Horrorgestallten nicht gab. War vielleicht auch gut so.

Langsam wurde ich müde. Immerhin war es bereits 10 Uhr morgens. Die Straßen füllten sich langsam und ich beschloss, spontan einen Kaffee trinken zu gehen. Von dem kleinen Straßenkaffee aus sah ich, dass auch der neu eröffnete Buchladen gerade öffnete. Ich nahm mir vor, da anschließend mal rein zu gucken. Vielleicht fand ich ja etwas Interessantes.

Ich trank die Tasse aus, zahlte und sah mir den Buchladen an. Er war wunderschön hergerichtet und auf alt gemacht. Es sah aus wie in einem Antiquariat. Alte Holzregale in denen die Bücher standen, ein altmodischer Dielenboden und es roch sogar nach alten Büchern, obwohl es hier nur neue gab! Wie die dass wohl hinbekommen hatten? Es gab auch einen extra Stock, in dem wirklich alte Bücher verkauft wurden. Vielleicht verbreitete sich der Geruch von dort aus im gesamten Laden? Im Keller wurden sogar Bücher in angeblich allen europäischen Sprachen verkauft. Na das klang doch verlockend!

Im Keller fragte mich eine ältere Dame auf Italienisch, nach welcher Sprache ich den suche. Ich antwortete, dass ich nach deutschen Büchern suchte. Mittlerweile konnte ich Italienisch so gut, dass ich keine Probleme im Alltag damit hatte. Die freundliche Dame zeigte mir das große Regal. Es gab hier viel mehr Bücher, als gedacht. Die Dame meinte, ich solle mich einfach mal umsehen und solle mich einfach melden, wenn ich etwas brauchte.

Gesagt, getan. Ich sah mir jedes Buch an und fand interessante Mangas. Den Anime hatte ich dazu bereits gesehen. Das war sowieso mein Lieblingsanime, also nahm ich mir gleich die ersten drei Bände mit, weil mein Geld gerade noch für diese Bücher reichte. Ich zahlte im Erdgeschoss, steckte die Bücher in meine Tasche und ging dann zurück zum Schulgebäude.

In meinem Zimmer angekommen war es bereits halb Zwölf. Ich zog eine Hot Pants aus einfachem Stoff an und ein altes Spaghettiträger Top an, flocht meine Haare zu einem Zopf zusammen und legte mich dann schlafen. Es dauerte allerdings eine Weile bis ich einschlafen konnte, weil ich mir immerwieder aus purer Lust und Laune ausdachte, wie es hier abgehen würde, wenn alle Vampire oder sonstige Fabelwesen wären. Am besten noch solche, die sich gegenseitig bekriegen. Das wäre… zwar unterhaltsam, aber sicher nicht immer gesund.

Irgendwann war ich dann doch eingeschlafen.

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Ich war den ganzen Tag weg

und habe beinahe vergessen,

dass Chap hoch zu laden :D

Sorry deswegen^^

Aber ich hab da male eine kleine

Frage an euch:

Was denkt ihr denn? Wird es noch

lange dauern, bis jemand kapiert,

dass sie das Rätsel bereits

gelöst haben?

Die Schule der angehenden WachenWhere stories live. Discover now