Kapitel 19-mein bester Freund

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„Und du willst das wirklich durchziehen,Süße?Ich denke nicht,dass das eine gute Idee ist."sagte Ki nachdenklich und legte mir Wechselsachen auf ihr Bett.Nachdem ich halbwegs versuchte meine Gefühle und Gedanken unter einen Hut zu stecken,brauchte ich Zeit mit meiner besten Freundin.Ich fuhr geradeaus direkt zu ihr,es ist ein Wunder,dass ich nicht vor Wut geplatzt bin.Ich erzählte Ki alle Details ohne irgendetwas auszusparen.Den perfekten Traum meiner eigenen Realität,das Gedicht,meine Veränderung und mein versuchter Neuanfang.Alle Worte flossen mir hastig aus dem Mund,ich musste es einfach loswerden.Es war alles, was ich zu sagen hatte.Meine komplette,nackte Wahrheit.
„Ki,ich stehe schon seit drei Jahren auf John B.Seit drei Jahren sehne ich mich danach,dass er so viel mehr in mir sieht.Es fühlt sich an als wäre ich gefangen in einem Kreis,weil ich immer wieder zum gleichen Anfang gelange.Es ist Zeit,dass ich mal auf Stopp drücke oder mal eine Pause einlege.Vielleicht sollte ich John B wieder als das sehen,was er ist.Mein bester Freund."antwortete ich,während ich mich umzog.Es ist nicht so,als bliebe mir eine andere Wahl.Lieber bleibe ich dort stehen,als mich auf irgendwelche Risiken zu begeben,die mir den Boden unter den Füßen nehmen.John B ist einer der wichtigsten Personen in meinem Leben,vielleicht ist er mein Seelenverwandte.Aber ein Seelenverwandte muss sich nicht immer unter einer romantischen Beziehung finden lassen.
„Aber du kannst doch nicht einfach deine ganzen Gefühle abschalten,du bist kein Roboter.Du bist Lu,meine beste Freundin und du bist in John B verliebt,dein bester Freund.Genau das bist du.Du hast deine Haare abgeschnitten,aber das hängt nicht mit deiner Persönlichkeit zusammen.Ich kann dich nicht zwingen Lu,aber ich finde es auch nicht gut.Hauptsache dir tut die Entscheidung gut.Es geht dir doch gut,oder?"sie setzte sich mit mir aufs Bett und nahm meine Hände.Ich habe lange nicht mehr diese Frage gehört.Es war keine harmlose Frage.Nein,es war die Frage,die ich am meisten hasste.Es war die Frage,die mich in die Zeit vor drei Jahren zurückwarf.Der Tod meiner Mutter.Viele Leute sammelten sich auf unserer Straße,schrieben Karten,brachten Blumen und stellten diese schmerzliche Frage.Geht es dir gut?Wie geht es dir?
„Ja,mir geht es gut,denke ich.Ich muss selber erstmal herausfinden,ob es die richtige Entscheidung ist."antwortete ich mit zittriger Stimme,diese Frage bereitete mir Gänsehaut.Es war nicht zum aushalten.
„Aber das werden wir gleich herausfinden!Komm,schnapp deine Sachen und wir gehen jetzt zu ihm.Versuch dich erst gar nicht herauszureden.Du weißt,dass zieht bei mir nicht.Wir sind eh eingeladen.Check dein Handy!"rief Lu und zog mich am Arm vom Bett.Keine Chance sich zu wehren.Irgendwie wollte ich mich sogar gar nicht wehren,ich hatte Lust auf den neuen Schritt.Ihn zu wagen und auszuprobieren.Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und sah eine Nachricht auf meinem Display.

Pope:"Pogue-Meeting bei John-Boy.Es gibt Neuigkeiten!"

Als ich den Blick vom Handy nahm, saß ich bereits in Ki's Auto.
„Jetzt weißt du Bescheid,Süße.Bist du bereit?"fragte Ki nachhakend und schloss die Autotür hinter sich.
„Ich denke schon."antwortete ich und wendete meinen Blick auf die Straße.Ich weiß nicht,ob ich die Wahrheit erzählte.Ich stand unter Druck und war aufgeregt.Aufgeregt auf die Gesichter,die ich das letzte Mal in meinen Träumen sah.
„Gut.In der Zeit,in der ich versuche nicht auf deine Haare zu starren,kannst du mir unsere Bühnenerfahrung nochmal erzählen?"fragte sie bittend und mit einem Hundeblick.
„Na klar."antwortete ich schmeichelhaft und wiederholte die begeisternde Geschichte erneut.

**********

„Hallo hübsche Frau und hallo Schlafprinzessin!"rief JJ flirtend und wank uns zu sich rüber in den Whirlpool,wo auch schon John B und Pope warteten.Die Geschichte,das ich das Mitternachtsfest verschlafen habe und mir ein eigenes erträumt habe,scheint sich schnell rumgesprochen zu haben.Es hat mich also nicht gewundert,dass JJ mich darauf lachend ansprach.
„Hey Mädels!"begrüßte uns schließlich auch Pope.Wir wanken nur lachend zurück,da der Anblick von JJ mit Sonnenbrille und Strohhut und Pope mit drei Caps aufeinander gestapelt ziemlich lustig aussah.Die beiden hatten wohl schon ziemlich viel Spaß.Nur John B war außer Reichweite.
„Wo ist John B?"fragte ich,während ich mich umsah und ihn nirgendwo sah.Ich begann etwas zu zweifeln.
„Ganz ruhig Kookprinzessin!Dein Prinz holt Bier von drinnen.Kein Grund ,um über zu reagieren.Du kannst dir gleich dein Begrüßungskuss abholen."antwortete JJ spielerisch,als er sich von seinem Bier bediente und mir zu zwinkerte.
„Rede nicht vom Küssen,wenn du davon keine Ahnung hast JJ.Hey Ki!Hey Lu."er stapfte mit einem Kasten Bier aus der Dachterrasse und die geheizte Stimmung verwandelte sich in eine stumpfe Atmosphäre.Er war sauer.Sein Blick,seine gerunzelte Stirn,der geschlossene Mund.Alles schien wütend.Er hatte all das Recht dazu.Als ich mich von dem Frühstücksstreit abwendete und im Wagen saß,war nicht Ki mein erster Gedanke ,nachdem ich mit Wheezie schrieb.Mein Gedanke schenkte ich John B.Unzählige Nachrichten,Millionen unbeantwortete Anrufe bildeten sich in unserem Chatverlauf.Ich las jeden einzelnen durch.Gestern Abend beim Mitternachtsfest rief und schrieb John B mir jede einzelne Sekunde.In der Zeit verschwand ich in meiner eigenen Realität,wo Anrufe und Nachrichten nicht hingehörten und nicht passten.Leider passten sie aber in die richtige Realität,in der ich richtig Mist gebaut habe.Als ich alle Nachrichten auf Einmal sah,antwortete ich nicht.Ich wusste keine Antwort.Keine Erklärung,die mich für gestern Abend entschuldigten.Ich wollte mich nicht mal entschuldigen,aber erklären viel mir schwerer.Also beschloss ich,ihm nicht zu antworten.Ich musste alles auf mich wirken lassen und wollte später alles aussprechen.Und dieses Später war jetzt.Aber so wie es aussieht,möchte John B es nicht.Und jetzt stand ich da,ohne Worte,im Schatten von John Bs Enttäuschung.Jeder wendete nun auch seinen Blick zu mir,um John Bs Verhalten zu erklären.Aber ich konnte es nicht,jede Faser meines Herzen wollte jeden weiteren Streit vermeiden,obwohl ich mittendrin steckte.Offenbar viel tiefer,als ich dachte.Wütend ließ John B den Bierkasten vor den Pool fallen und verschwand in Richtung See.
„Alter das Bier!"rief JJ ihm genervt hinterher.Ich lief ihm hinterher.Ich musste es einfach.Ich wollte es klären,ich wollte mich ihm erklären.Streit ist scheiße,aber sich mit der Person zu streiten,die dir so wichtig ist,dass du es nicht in Worte fassen kannst,ist so ziemlich beschissener.Ich brauchte meinen besten Freund wieder.
Unsere Schritte führten uns auf den Holzsteg,wo das Wasser anfing sich zu kreisen.Ich sah John B am Ende des Steges sitzen,sein Rücken nach vorne gebeugt und die Hände im Schoß.Er sah gebrochen aus und ich sah,wie die Füße über dem Wasser spielten.Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen,also setzte ich mich mit zittrigen Knien neben den erschütterten Jungen.Seine Haare wehten im Rhythmus zum Wind und er bis sich sanft auf die Unterlippe,er gewehrte mir keinen Blick.Er wusste,dass ich mich neben ihn gesetzt habe,aber sein Blick wurde von dem Wasser angezogen.
„Reden wir nicht mehr miteinander Lu?"fragte er mich im erschöpften Ton mit und gedrückten Händen.
„Doch,natürlich reden wir miteinander."antwortete ich schnell,um ihn von diesem fiesen Gedanken wegzutreiben.
„Wieso bist du dann momentan so verschlossen zu mir?Du antwortest nicht auf meine Nachrichten,geschweige denn auf meine Anrufe und du tauchst nicht auf dem Lagerfeuer auf,nachdem ich dich gefragt habe.Wenn du Privatsphäre brauchst oder du was nicht willst,dann kannst du mir das sagen.Ich will dich zu nichts drängen Lu.Das würde ich niemals von dir verlangen."erklärte John B deutlich mit einem Blick in meine Augen.Ich war gefesselt,wieso tut mir dieser Junge so gut?Und wieso will ich das nicht zu lassen?Das Zittern in den Knien,die Schmetterlinge im Bauch,die Gänsehaut entlang meinem Körper.Alles schien so vertraut und einfühlsam.Wie immer.
„Es liegt nicht an dir John B.Nein,ganz im Gegenteil.Ich hab momentan einfach ein paar Probleme,um die ich mich kümmern muss.Ich hätte es dir von Anfang an sagen sollen,es tut mir leid.Aber ich musste mich selber erstmal daran gewöhnen.Ich kann es dir jetzt noch nicht mal richtig erklären."ich griff zu seiner Hand und legte sie in meine.
„Aber das wird sich niemals ändern,weil es perfekt ist,John B."sagte ich und nahm ihn in den Arm.Er griff fest um meinen Rücken und die Wärme stich direkt in meinen Körper.Ich konnte das lange Ausatmen spüren,was für mich bedeutet,dass wir wieder da sind,wo wir immer sind.Nur wir beide.Er hat mir verziehen und er gab mir Verständnis,all das,was ich heute erreicht haben wollte,bekam ich von dem Jungen,der mir das Leben erleichtert.
„Wenn was ist Lu,sag mir bitte sofort Bescheid,okay?"flüsterte er sanft ins Ohr,während ich augenblicklich nickte.Und der Wind durch meine Haare zog.Der Wind kitzelte mir im Nacken,es war ein herrliches Gefühl.
„Übrigens gefällst du mir mit den kurzen Haaren viel besser Lu."fügte er hinzu,als wir uns von der Umarmung lösten.Ich fing an zu schmunzeln ,während meine Wange die Farbe rot schnell empfingen.
„Danke John B."antwortete ich mit einem Lächeln.
„Na sieh mal einer an,Luna Cameron ist geschmeichelt!Wie süß."sagte John B ironisch und einem flirtendem Blick und breitem Grinsen.Da war er wieder,mein unfassbar unlustiger aber bester Freund John B.Er half mir auf die Beine,während ich eine aufkommende Idee empfand.
„Halt die Klappe Idiot!"rief ich lustig genervt und schubste ihn augenblicklich ins Wasser.Er tauchte schnell auf mit all den nassen Klamotten.
„WASSERSCHLACHT!"rief JJ von hinten mit Ki und Pope,die alle auf einmal angerannt kamen.Ich musste schnell fliehen und sprang gut gelaunt neben John B ins Wasser.
„Nervensäge!"nannte John B mich,während er mich zur Seite schubste und Wasser nach mir spritzte.
„Süße Beleidigung!"antwortete ich lachhaft und erteilte ihm eine Große Wasserladung.Es war ein schöner Nachmittag.Trotz schwierigem Start,kann man es schaffen,etwas schönes aufzubauen.Dafür können die richtigen Freunde helfen.

Ein Hauch von Sommerliebe||John BWo Geschichten leben. Entdecke jetzt