1 - [Nettes Gesicht]

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Wie immer starrte ich die Hölzerne Decke des Sargs an. Von innen. Das tue ich nun schon seit... Keine Ahnung. Es könnten Minuten sein, aber auch Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre... Jahrzehnte? Jahrhundert? Oder doch nur Sekunden?
Keine Ahnung, ich bin schon immer schlecht mit Zeit gewesen. Es fühlt sich einfach schon an wie eine Ewigkeit. Schade, das ich nicht sterben kann. Riechen kann ich aber. So rieche ich schon die ganze Zeit, in der ich hier bin, den intensiven Geruch von Erde. Meine Freunde, die Würmer, die es zu mir geschafft haben, sind meine einzige Gesellschaft.

Normalerweise denke ich gar nicht, sondern starre nur die Innenseite des Sarges an.

Also, warum denke ich jetzt? Einfach Antwort; Ich höre Geräusche, die lauter werden. Immer und immer lauter... Als würden sie sich mir nähern. Eigentlich unmöglich, ich bin Meterweit unter der Oberfläche eingegraben.

Irgendwann würden die Geräusche so laut, ich war mir sicher, dass tatsächlich etwas ganz nah an mir dran war. Dann wurde mein Sarg von einer starken Macht gerüttelt, woraufhin ein paar kleine Spalte sich in meinem Sarg bildeten. Das erste mal in langen, konnte ich frische Luft, die ich eigentlich nicht brauche, einatmen und etwas anders außer das modrige Holz sehen.

Interessiert, was jetzt passieren wird, wollte ich mich irgendwie bewegen, doch merkte dann wieder, dass die Eisenketten, die bestimmt hundertmal um mich herumgewickelt worden sind, meinen schwachen Zustanden sehr am Ausnutzen waren, weshalb ich nichts tun konnte.

"Hallo?" Hörte ich eine Stimme laut fragen. Sehr laut. Ich höre, wie das Blut durch die Person rauscht. Höre, wie das Herz schlägt, höre, wie schnell der Atem ist.

Blut. Ich will Blut- Aber huch? Redet da jemand mit mir? Ich verstehe gar nichts mehr... Man hat mich doch vergraben. Warum werde ich jetzt ausgegraben? Vielleicht wollen sie nur schauen, ob ich noch hier drin bin.

"Wir werden jetzt eine Öffnung in den Sarg machen, damit du Blut bekommst, also nicht erschrecken."

Blut.

Ich nahm tief Luft durch meine Nase und konnte das Blut der Person riechen, aber auch noch eine große Menge an Blut, welches nicht mehr durch einen Körper fließt. Was ist das für eine Hexerei?

Plötzlich wurde auf meinen Sarg eingehämmert. Nur kurz. Das brachte, dass ein gut zwei Zentimeter großen Loch auf der Höhe meines Gesichtes entstand. Bevor ich die Person, die das gemacht hat, sehen und austrinken konnte, wurde plötzlich eine Art Halm in meinen Sarg geführt.

"Trink."

Ich roch, dass beim Halm Blut war. Schnell nahm ich den Halm in meinen Mund und fing an zu saugen. Kaltes Blut, sehr komisch... Nicht so lecker, wie das noch lebende Blut, welches ich riechen kann. Aber es ist trotzdem Blut!

Ich trank und trank und ignorierte das, was die Person, die anscheinend bei meinem Sarg steht, sagt. Irgendwann hatte ich aber so viel Blut getrunken, es lief mir fast wieder aus meinem Mund heraus, weshalb ich meinen Kopf erschöpft fallen ließ, auch wenn ich weiter trinken wollte. Wer weiß, wie lange ich hier noch drinnen bleiben muss.

"Fertig?" Fragte die Stimme. "Das war wirklich viel, ein paar Liter." Er hörte sich nicht wütend an, dass ich so viel getrunken hatte. Aber warum sollte er auch wütend sein, wenn er es mir angeboten hat? "Wir werden jetzt den Sarg öffnen. Du bleibst am besten liegen, damit wir reden können. Wenn du nicht liegen bleibst, wirst du sowieso nicht weit kommen, da du von Sonne umgeben bist. Ein Zelt spendet dir hier Schatten. Angreifen bringt auch nichts, weil wir bewaffnet sind, verstanden?"

Warum redet er immer noch? Bewegen kann ich mich doch sowieso nicht.

"Okay." Seufzte er dann, nachdem ich ihm nicht geantwortet hatte. Erbärmlich, dass er denkt, ich würde mir die Mühe machen und ihm antworten.

So wie er es gesagt hat, passierte es dann auch. Mein Sarg wurde geöffnet! Froh wollte ich mich aufsetzten, doch, obwohl ich Blut getrunken habe, war immer noch so schwach, dass ich nichts gegen die vielen Ketten machen konnte.

Das erste Gesicht, was ich nach meiner Zeit in Gefangenschaft sah, war das eines jungen Mannes, der mich nett anlächelte.

Gott will ich ihn aussaugen.

𝐄𝐭𝐞𝐫𝐧𝐚𝐥 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWhere stories live. Discover now