12 - ["Auto"]

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Am Anfang habe ich mich zur Beschäftigung noch im Spiegel angeschaut. Jetzt nicht mehr, da ich mein Gesicht jetzt schon genug gesehen habe. Jetzt verbringe ich die Zeit am neuen Küchentisch zu sitzen... Am Anfang habe ich gesessen, jetzt- schon seit ein paar Tagen- habe ich mein Kopf auf die Tischplatte gelegt und starre ins Nichts. Wenn die Vampire kommen, um ihr Blut abzuholen, ignoriere ich sie. Manche schauen mich an und wundern sich bestimmt, was ich tue.

Ich weiß es doch selbst nicht.

Jimin kommt jede Nacht. Er redet und will wohl, dass ich etwa mache, aber ich höre ihm schon nicht mehr richtig zu. Seokjin scheint das alles sehr angenehm zu finden. Er hat mir gestern auf die Schulter geklopft und gesagt, so ist das gut, wie ich mich verhalte.

Ich verhalte mich aber nicht.

Alles ist einfach nichts.

Ich bin nichts.

Jedenfalls wünsche ich mir, dass ich tatsächlich nichts wäre.

Einfach nicht da.

"Komm, Trink." Hoseok stellte das Glas Blut vor mir hin. "Nicht, dass du verhungerst."

Ich blieb still und blinzelte langsam.

"Das habe ich doch schon versucht." Meckerte Jimin und kam zu mir, streichelte mir über meinen Rücken. "Yoongi, trinkst du bitte etwas? Mir zuliebe. Oder dir. Ja, dir zuliebe."

Ich sah das Blut an aber schloss dann endgültig meine Augen. Ich habe kein Hunger. Ein Nichts hat nämlich keinen Hunger.

Es wurde wieder Tag und die beiden gingen. Als sie zum Anbruch der Nacht wiederkamen, hatte ich mich immer noch nicht bewegt. Sie versuchten wieder, dass ich etwas Blut zu mir nehme, doch da ich auf nichts reagierte, gaben sie es auf und kümmerten sich um die anderen Vampire.

---

Ein paar Tage später... "Komm mit." Jimin hatte sich vor mich gestellt. "Wir haben einen Ort für dich gefunden."

Einen Ort also.

Ich blieb liegen und wartete auf meinen Tod, der sowieso nicht kommen wird. Das weiß ich aus Erfahrung. Im Sarg habe ich Jahrhunderte auf seine Erlösung gewartet. Der Fluch des ewigen Lebens hat ihn von mir ferngehalten.

"Yoongi ich bitte dich." Ich reagierte nicht. Jimin wartete eine Minute, dann legte er seine Hände an meine Schultern und zog mich gewaltsam hoch. Ich ließ es einfach zu, ließ aber meinen Kopf hängen. "Steh schon auf..." Er wartete geduldig, doch zog mich letzten Endes von meinem Stuhl. Die Bewegung tut weh. Außerdem sind meine Hände immer noch hinter meinem Rücken gefesselt und Jimin ließ es dabei.

Als ich stand stellte er sich vor mich und sah mir in mein Gesicht. "Ich sehe, dass du dein Leben hier wegschmeißt. Gibst du mir noch eine Chance dir dein Leben zu verbessern?" Als ob ich überhaupt eine Wahl habe. Selbst wenn ich reden würde. "Nach langer Überlegung und viel Überredung haben wir beschlossen, dass du zu mir kommst." Er lächelte, doch das Lächeln fiel wegen meiner nicht vorhandenen Reaktion.

Jimin nahm ein paar Tüten Blut. Erst wollte er, dass ich hier noch was trinke, doch das tat ich nicht, weshalb er sie mitnahm und mich dann hinter ihm herzog. Alle kleinen Vampire kamen, als Jimin mich mit aus dem Haus nahm.

Im "Auto", wie er die Hexerei, eine Kutsche ohne Pferde, nannte, trank ich dann etwas, da ich aus irgendeinem Grund Jimin nicht beißen wollte aber mein Hunger sich wegen seines Blutes und dem engen Raum tausend Varianten vorstellte, wie ich ihn aussaugte. Er sah danach zufrieden aus.

𝐄𝐭𝐞𝐫𝐧𝐚𝐥 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWhere stories live. Discover now