24 - [Zeichnung]

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"Mein Bett scheint dir wirklich zu gefallen." Sagte Jimin mit einem Lächeln, während er mir mal wieder Blut gab. "Schon wieder zwei Tage durchgeschlafen..." Sein Lächeln bröckelte etwas. Ich nahm das Glas an und sah ihn dabei kritisch an. Oh, stimmt natürlich. Solange ich in seinem Bett schlafe, tut er dies nicht. Nun, das ist sein Problem. Von mir aus kann er sich neben mich legen. Wenn ich schlafe, bemerke ich sowieso nichts mehr.

Ich trank das Blut, während Jimin sich anscheinend müde auf einen Stuhl setzte. Ich trank noch zwei Schlücke, dann ging ich zu ihm und hielt ihm mein Glas hin.

"Noch mehr?" Er nahm das Glas und bemerkte dann, dass er noch voll ist. Verdutzt sah er mich an. "Was genau... Oh, für mich?" Jimin lächelte, jetzt endlich richtig. "Danke, das ist süß von dir. Aber wie du weißt, bin ich ein Mensch."

...stimmt, da war ja was.

Ich nahm das Glas wieder an und setzte mich auch auf einen Stuhl, gegenüber von Jimin hin. "Also, willst du etwas machen, Yoongi? Es scheint dir ja besser zu gehen." Kurz dachte ich nach, dann öffnete ich auch meinen Mund, doch als nur Luft aus meinem Mund, merkte ich, dass ich ja schon lange nicht mehr geredet habe. Ich schloss meinen Mund wieder. "Yoongi!" Ich konzentrierte mich wieder auf Jimin. "Du wolltest reden!"

Offensichtlich wollte ich gerade reden. Aber ich habe jetzt schon so lange nicht mehr geredet und das tut bestimmt weh und ist ganz komisch... aber ja, mal wieder zu reden wäre doch praktisch.

Jimin stand begeistert von seinem Stuhl auf und kam zu mir, nahm meine Hände in seine. "Kannst du etwa doch reden? Ich frage mich schon seit der Ausgrabung, warum genau du nicht redest. Kannst du mir das sagen?" Ich reagierte nicht, außer das ich meine Hände von ihm nahm, um weiter zu trinken. Jimin seufzte enttäuscht. "Ist okay, du hast es versucht." Er klopfte mir auf meine Schulter und setze sich dann wieder.

Ich trank den Rest des Blutes aus und sah dann zu Jimin, der wohl etwas deprimiert war. Er schaute auf ein kleines Ding, welches er in seiner Hand hielt und schien so etwas abgelenkt zu sein. Gelangweilt sah ich weg von ihm und sah den Kugelschreiber in der Mitte des Tisches liegen. Kurz dachte ich nach, dann nahm ich ihn und erfreute mich daran, ihn dreimal auf und zuzudrücken. Dann nahm ich mir eins von den Tüchern an der Rolle, die Jimin neben dem Waschbecken stehen hat und setzte mich wieder.
In der Stille, die über Jimin und mir herrschte, fing ich an, mit dem Kugelschreiber ein Bild auf das Tuch zu malen. Das alles war schwieriger als ich mir vorgestellt habe, doch nach einiger Zeit hatte ich doch tatsächlich etwas gemalt, dass Jimin zeigt, wie ich ihn jetzt sehe, mit seinem Ding in seiner Hand, einem gelangweilten Blick und einer deprimierten Haltung.

Ich bin zufrieden, da dies das erste Bild ist, dass ich nach hunderten Jahren gemalt habe und es nicht allzu schlecht ist. Das Tuch ließ ich auf dem Tisch liegen, legte den Kugelschreiber noch bevor ich aufstand und mich dann aufmachte, um mich ins Wohnzimmer zu begehen, wo ich mich aufs Sofa setzte und einfach in meinen Gedanken versank.

"Yoongi." Jimin legte seine Hand an meinen Arm. "Yoongi", wiederholte er sich, weshalb ich genervt meine Augen öffnete. Da bin ich doch tatsächlich eingedöst. Jimin ließ sich von meinem offensichtlichen Zorn nicht stören, denn er lächelte einfach. "Das ist wunderschön, danke." Er hielt mir das Porträt hin, welches ich gemalt habe.

Ich konnte mir ein zufriedenes Lächeln nicht verbergen. Es ist kein perfektes Porträt aber dennoch findet Jimin es schön.

"Unterschreibe es doch noch." Sagte Jimin und hielt mir den Kugelschreiber hin. Ich nahm ihn an und sah zu, wie Jimin das Tuch auf den Tisch legte. Eigentlich schade, dass ich hier keine Leinwand habe, dann würde Jimin bestimmt umfallen, denn er findet dieses kleine Porträt ja schon faszinierend. Ich lehnte mich nach vorne zum Tuch und wollte gerade meinen Namen aufschreiben, da kam mir eine bessere Idee.
Ich fing an große Buchstaben, die über meine Zeichnung gingen, zu schreiben.

"Yoongi! Nicht das Bild!" Jammerte Jimin und hielt meinen Arm fest, damit ich aufhörte, doch ich schriebe das Wort noch fertig. Danach lehnte ich mich zurück. Jimin nahm mit einem sehr traurigen Blick das Tuch an sich. "Farbe", las er mein Wort vor. "Was meinst du?" Ich hob meine Hand und ahmte die Bewegung, wie ich auf eine Leinwand male, nach. "Oh! Du willst Farbe!" Bemerkte er und war wieder fröhlicher. "Malst du mir dann ein neues Bild?"

Ich nickte und merkte, wie ich heute schon wieder am Lächeln war.

𝐄𝐭𝐞𝐫𝐧𝐚𝐥 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWhere stories live. Discover now