11 - [Mirror Mirror on the wall]

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Es dauerte nicht lange, dass ich wieder aufwachte. Ein paar Minuten. Aber in diesen Minuten sind zwei Sachen passiert. Meine Hände sind hinter meinem Rücken zusammengekettet und ein Tuch liegt über meinem Schoß.

"Er ist wach." Hoseok sah mich mit Angst in seinen Augen an. "Leute..."

Ich sah ihm in seine Augen und merkte, dass ich an einer Wand in der Küche saß. Um mich herum eine kleine Blutlache, da- Nun ja, ich eben noch voller Blut war... Immer noch bin.

"Yoongi." Jimin kam zu mir und hockte sich vor mich. Seine Kleider sind voll mit Blut. Jedenfalls dort, wo ich ihn berührt habe. Sein Gesicht wurde vom Blut abgewaschen. Er sah mich irgendwie mitleidig an.

"Wir müssen ihn wieder eingraben." Hörte ich Seokjin sagen. Eine Panik breitete sich in mir aus, doch ich ließ nur meinen Kopf hängen. "Hast du gehört? Du kommst wieder unter die Erde! Bist du dann zufrieden?!" Rief er. Unter die Erde... Alls ob ich da nicht schon viel zu viel Zeit verbracht habe.

"Sei leise!" Rief Jimin wütend. Dann sah er zu mir und sprach mit sanfter Stimme: "Yoongi, du verstehst, dass du nicht hierbleiben kannst?" Ich blieb still. "Du... Du hast die Vorräte für mindestens zwei Wochen einfach vernichtet. Es ist nicht einfach so viel Blut herzubekommen. Verstehst du das?"

Nur weil ich nicht rede, heißt das nicht, dass ich dumm bin und nichts verstehe.

Seokjin redete wieder. "Du wirst mit diesen speziellen Handschellen gefesselt sein, solange wir nicht wissen, wohin mit dir."

Damit komme ich klar... Denke ich.

Sie ließen mich noch lange so sitzen, während sie miteinander redeten. Ich hörte nicht zu, sondern ließ mich in Erinnerungen schwelgen.

Solange, bis Jimin mich an meinem Arm berührte. "Komm, wir kümmern uns mal um dich." Lächelte er mich nett an. Ich stand auf, woraufhin das Tuch auf dem Boden fiel, aber das ist mir wirklich egal. Ich folgte Jimin gehorsam ins Badezimmer zurück. Dort waren gerade drei dabei von dem Blut zu trinken, in welchem ich gebadet habe.

Sie sahen mich an und rannten raus, ohne, dass Jimin etwas sagen musste.

Jimin schloss die Tür hinter uns und befreite mich von den Handschellen. "Ab in die Dusche."

Was zur Hölle ist eine Dusche.

Jimin schien zu verstehen, dass ich keine Ahnung habe, wo von er redet. Er führte mich zu einem Glaskasten. Ich wehrte mich, stieß Jimin von mir weg und ging schnell weg von dieser Dusche. Nein danke, da will ich nicht rein.

"Was ist denn?" Fragte er verwirrt. "Soll ich dir zeigen, wie sie funktioniert?" Er ging zu dem Kasten, öffnete die Tür und drückte etwas, woraufhin aus dem Eisenteil oben Wasser regnete. "Du brauchst keine Angst zu haben." Lächelte er. "Es ist nur, damit du sauber wirst. Du willst doch sicherlich nicht deine Kleider dreckig machen." Ich sah zu meinen Kleidern, die ich einfach auf dem Boden liegen gelassen habe. Nein, ich will sie nicht noch dreckiger machen. Mein Blick ging von meinen Kleidern hoch und eigentlich wollte ich zu Jimin schauen, doch auf einmal sah ich einen Mann, der genauso wie ich voller Blut war und mich auch ansah.

Erschrocken trat ich zurück, was er auch tat.

"Schaust du dein Spiegelbild an?" Fragte Jimin und kam zu mir.

Spiegel..?
Nein, ich kann mein Spiegelbild nicht sehen. Es gehört zum Fluch dazu.

"Früher wurden Spiegel aus Silber hergestellt, jedenfalls eine Schicht. Silber ist das, was Vampire nicht spiegeln lässt. Heutzutage werden Spiegel nicht mehr aus Silber hergestellt, deshalb kannst du dich sehen." Erklärte Jimin.

Erstaunt ging ich zu dem Spiegel, der über dem Waschbecken hängt und sah mir mein Gesicht an. Rot außer die hellen Streifen, die meine Tränen sauber gewaschen haben.

Mit meiner Hand fuhr ich mir über mein Gesicht und fuhr mir durch meine Haare, sah mir auch meine Zähne an. Ich habe nämlich vergessen, wie ich aussehe.

Komisch.

Ich habe nicht erwartet, dass ich so aussehe. Wie ein verrückter.

"Gefällt dir dein Aussehen?" Fragte Jimin. Ich antwortete nicht. "Komm, wasch dich. Dann kannst du sehen, wie du wirklich aussiehst."

Zögernd ließ ich dann zu, dass ich in den Glaskasten kam. Aber nur, wenn die Tür nicht zugemacht wurde. Jimin zog sich seinen Pullover aus, war im T-Shirt, und half mir dabei mich sauber zubekommen.

Danach sah ich mich im Spiegel an, tastete mein Gesicht ab und versuchte mir jedes Detail so gut wie möglich zu merken. Im Falle, dass ich wieder irgendwo eingesperrt werde.

Jimin half mir auch beim Anziehen meiner Kleider. Danach sah er mich mitleidig an. "Es tut mir leid." Er hielt die Handschellen in seinen Händen fest. Ohne mich zu wehren ließ ich ihn machen, wofür er bestimmt dankbar war.

𝐄𝐭𝐞𝐫𝐧𝐚𝐥 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt