68 - [Opfer]

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Ich sah zu, wie Yoongi vor einem Baum steht, der wohl schon Jahrhunderte alt ist, denn es scheint so, als kennt Yoongi ihn. Er sieht ihn an und scheint mal wieder in Gedanken verloren zu sein.

"Hey, darf ich kurz mit dir reden?" Fragte Taehyung, der mit Hoseok und mir Yoongi mal wieder zu seinem alten Haus, das jetzige Museum, begleitete. Es hat schon einmal geholfen, deswegen kam die Theorie zustande, dass es vielleicht wieder helfen kann. Und irgendwie scheint es auch zu funktionieren; seitdem wir hier sind, wirkt Yoongi ruhiger, nicht mehr so dauerhaft nervös.

"Klar."

"Am besten... woanders. Es geht um Gefühle." Taehyung nahm meinen Arm und wollte anscheinend mit mir weg von Yoongi.

"Um Yoongis?" Fragte ich nach, woraufhin Taehyung überrascht nickte. "Ich weiß. Er hat mir gesagt, dass er mich liebt." Gab ich zu. Ich weiß, Yoongi kann uns hören, doch ich bezweifle, dass es ihm brennend interessiert, ob ich mit Taehyung darüber rede, denn Taehyung weiß es so oder so, da geht kein Weg dran vorbei.

"Er hat es dir gesagt..?! Nachdem du ihn geküsst hast, habe ich diesen kleinen Funken Liebe gespürt! Ah, das erklärt auch... Deswegen fühlst du dich so zwiegespalten!"

"Jetzt aber langsam!" Stoppte ich ihn schnell, denn das ist nicht für Yoongis Ohren bestimmt. "Ich bin mit Jihoo zusammen, deswegen fühlt sich das komisch an."

"Natürlich, deine Gefühle für-" "Tae, lass uns nicht darüber reden." Unterbrach ich ihn schnell und sah ihn mit ernstem Blick an. "Okay?"

"Wie du willst." Sein Blick durchbohrte mich gar.

"Fertig." Ich erschrak, als Yoongi plötzlich vor mir stand und mich nüchtern ansah.

"Fertig? Willst du nicht noch ins Haus rein?" Fragte ich verdutzt. Wenn wir doch schon hier sind, kann man das doch auch machen. Außerdem war das auch der Plan.

"Nein." Yoongi ging an mir vorbei, in Richtung des Autos, mit dem wir hierhergekommen sind. Er stieg ins Auto, schloss die Tür hinter sich.

Taehyung legte seinen Arm um mich. "Er fühlt sich scheiße. Tu bitte etwas."

"Was soll ich denn machen?" Jammerte ich. "Ich gebe mir ja Mühe, aber... was soll ich denn machen?"

Taehyung sah mich mit einem vielsagendem Blick an. "Du könntest, ich weiß ja auch nicht, seine Gefühle offen und ehrlich erwidern. Nur ein Vorschlag."

"Das ist nicht fair." Ich drückte Taehyung weg von mir. "Ich will, dass es ihm besser geht, aber meine Fröhlichkeit deswegen zu vernachlässigen und Jihoos Gefühle dabei auch zu verletzen, ist wirklich nicht fair."

Taehyung seufzte. "Du hast ja recht..."

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Überrascht stellte ich fest, dass Yoongi in meinem Bett lag.  Langsam und trat ich zu meinem Bett und konnte mir ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Ich bin echt verdammt müde... Aber Yoongi liegt in meinem Bett. Dann wiederum haben wir früher auch in einem Bett geschlafen.

Ohne zu zögern legte ich mich neben ihn, in mein Bett, wo ich mich sofort entspannte und einschlafen konnte. Jedenfalls könnte ich das, wenn Yoongi sich nicht plötzlich anfing zu bewegen. Er bewegte sich hin und her, zuckte zweimal zusammen, dann riss er seine Augen auf und sah zu mir.
Sein Blick war voller Schreck und er wollte schnell aus dem Bett, da hielt ich sein Handgelenk fest.

"Yoongi", versuchte ich ihn zu beruhigen. "Was ist denn? Wir haben davor auch immer zusammen geschlafen." Erinnerte ich ihn an die guten Zeiten zurück, die wir beide bestimmt genossen haben.

"Mh... Aber- aber Minho auch." Murmelte er und riss seine Handgelenk aus meinem Griff, verschwand schnell aus meinem Zimmer, ehe ich etwas sagen konnte.

Oh nein.

Minho hat ihm auch diesen Teil des Lebens versaut.

Ich stand schnell auf und fand Yoongi auf dem Sofa sitzen, seine Knie angewinkelt, seinen Kopf auf ihnen abgelegt. Mit müdem Blick sah er mich still an.

"Willst du mit mir darüber reden?" Fragte ich und setzte mich mit etwas Abstand neben ihn. Er antwortete nicht. "Hat er etwas... hat er dir etwas angetan, wenn ihr zusammen im Bett wart?" Ich merkte, wie sich ein unwohles Gefühl in meinem Bauch breitmachte.

"Natürlich. Immer und immer wollte er mit mir schlafen."

"Und", ich schluckte. "Das wolltest du nicht?"

Yoongi blieb eine Zeitlang still. "Ich weiß es nicht." Sagte er schließlich. "Es hat mir einfach nicht gefallen, aber... aber ich habe irgendwann nichts mehr gesagt, weil er recht hatte."

"Womit?"

"Das ich ihm wenigstens das Schulde."

"Was? Warum solltest du ihm etwas schulden?" Fragte ich komplett verwirrt. "Du hast ihm nichts getan!"

"Er hat hunderte Jahre auf mich gewartet und ich habe gratis bei ihm gelebt. Als Bezahlung war dann eben... Aber wir waren ja auch irgendwie verliebt. Das gehört alles dazu."

Ich schüttelte meinen Kopf. "Absolut nicht. Soweit einer das nicht will, gehört es nicht dazu. Da gibt es nichts mehr zu sagen." Yoongi ist wirklich noch mehr zu einem Opfer der Situation unter Minho geworden, als ich es mir gedacht habe. Verdammt. "Du kannst jetzt in mein Bett, ich werde auf dem Sofa schlafen." Bestimmte ich.

Kurz zögerte Yoongi, dann stand er auf und verschwand in meinem Zimmer.

𝐄𝐭𝐞𝐫𝐧𝐚𝐥 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWhere stories live. Discover now