· prolog ·

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Der erste Schnee fiel.

Verdammt, wie ich dieses Gefühl liebte!

Ich öffnete die Haustür und beobachtete Millionen von Schneeflocken vom Himmel hinab auf die Erde rieseln.

Ich schloss die Augen und grinste.

Ok, ich bin kein Weichei klar? Manchmal vielleicht, wenn Schnee fällt zum Beispiel.

Er war eben wunderschön, lebte von der Kälte und sollte nie vergänglich sein- genau wie ich.

Es war nun einmal schwer, etwas mit mir Vergleichbares zu finden. Mal angesehen von meinem göttlichen Aussehen natürlich.
Ich meinte mit dem, was ich war.

Ein Vampir, Blutsauger, ein Kaltes Wesen.

Das uns am ähnlichsten Tier ist die Fledermaus- und das hat mir zu viel Dracula- Style.

Echt jetzt, der Kerl ist so ein Loser.

Ein Biss, tief genug in's Blut um dich zu infizieren, ein paar Stunden im Jenseits bis du erwachst und eben bist, was du bist.

Erstarrt- doch am leben, irgendwie.

Nich so einfach nachzuvollziehen- doch wer erwartet das schon?

"Ich geh ein wenig raus.", informierte ich meinen Dad und griff nach meiner schwarzen Lederjacke, obwohl ich wusste, dass mir nicht kalt werden würde. War so eine Angewohnheit und ich sollte eben auch keine Aufmerksamkeit erregen.

Mein Dad warf mir aus der Küche einen verschwörerischen Blick zu und grinste, als ich seinetwegen die Augen verdrehte.

Es roch schon nach gebratenen Fleisch und frischem Gemüse, das er für meine sterbliche Stiefmutter zubereitete.

Was sollte man dazu sagen? Auch wenn er davon keinen Bissen runter bekommen würde, er war Meisterkoch und sie liebte sein Essen.

Ich war froh, dass er sie hatte. Melinda war seine große Liebe, und ohne sie würde er die Pflanzen noch immer mit Cola gießen.

"Bleib schön auf unserem Land!", rief Melinda mir noch zu und schielte um die Ecke.

Ihr kastanienbraunes Haar war zu einem langen Zopf geflochten und die grauen Augen mit etwas Eyeliner betont.
Sie war wirklich süß, und so bitter es war, ich machte mir jedes Mal Gedanken wie mein Dad irgendwann mit ihrem Tod umgehen sollte, wenn ich in ihr liebevolles Gesicht blickte.

"Keine Sorge ... ", ich ging hinaus und seufzte. Heute hatte ich sowieso nicht vor, mich mit ein paar Streunern anzulegen. Ein ander Mal vielleicht.

Gedankenverloren stampfte ich durch die weiße Pappmasse aus Schnee in Richtung des Waldes.

Unser Haus befand sich abseits der Stadt, direkt am Waldrand, versteckt zwischen Klippen, großflächigen Feldern und verschlungenen Wäldern- die perfekte Gegend um uns so richtig auszutoben.

Sobald das Haus außer Sichtweite war, rannte ich los.

Durch den Schnee, vorbei an den zugeschneiten Tannen, die ich mit meinen Schultern streifte, an zugefrorenen Seen und über die hohen Felsen des vereisten Wasserfalls.

Es war so ein wildes und befreiendes Gefühl so schnell zu sein, dass kaum einer meinen Schatten wahrnehmen würde...- Mit einem Mal prallte ich gegen etwas festes und wurde zurück in den Schnee geworfen.

"Was zum!?", fluchte ich, erkannte den Geruch aber sofort und rappelte mich wieder auf. "Ash!?"

Mein bester Freund grinste schräg. Er trug ein schwarzes Top und eine dunkle Jeans, also wieso nochmal hatte ich die Jacke mitgenommen?

Gefährliches Spiel |BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt