· twenty-four ·

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Bild: Lee
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Cole

Lee warf einen nachdenklichen Blick in die Runde, ehe er schwungvoll sein Weizenglas hob. "Auf was trinken wir?"

Seufzend stützte ich beide Ellenbogen auf den runden Stammtisch in Ricky's Beer, an den wir uns gesetzt hatten. Worauf sollten wir schon trinken? Darauf, dass wir es geschafft hatten, die Constanz verdammt wütend auf uns zu machen oder Isabelle zu töten?

Ich fuhr mir mit beiden Händen übers Gesicht und zuckte mit den Schultern. Wieso war Lee ständig so zufrieden mit der Welt? Lag vermutlich an dem vielen Gras, das er rauchte.

Ryan analysierte die Stimmung und bestellte noch zwei Bier. Ich beobachtete ihn dabei und hoffte, einen kleinen Einblick in sein weißes Shirt zu bekommen. Wenn ich ihn so ansah stellte ich mir schon vor, wie es wohl wäre, später noch mit ihm in einer der Kabinen auf der Toilette rum zu machen. Hörte das irgendwann mal auf?
Heute bediente wieder der ältere Kerl von früher anstelle von dem neueren Barkeeper, mit dem Ash irgendwas am Laufen hatte.

Lee klopfte mir munter auf die Schulter und holte mich zurück in die Realität. "Das war ein Erfolg heute. Wir könnten gleich morgen mit unseren Beweisen zum Bürgermeister."

Aidan schüttelte mit dem Kopf. "Erst sehen wir sie uns genauer an, damit wir auch wissen, womit wir meinen Dad da belasten wollen."
Lee verdrehte die Augen wie ein eingeschnapptes Kind. "Schön. Dann übermorgen. Aber die ganze Scheiße ist bald vorbei."

Ryan stieß mich leicht von der Seite an und nickte dann wie zum Zeichen nach vorn. Ich wandte meinen Blick vor zur Tür, durch welche Ash gerade die Bar betrat.

Er wirkte etwas unsicher, so wie er sich uns näherte und dann vor dem Tisch stehen blieb. Seine Haut hatte wieder an Farbe gewonnen und die Schnittstellen an seinen Handgelenken waren gut verheilt. Es tat so gut, ihn wieder auf den Beinen zu sehen, dass ich nun doch die Motivation fand, mein Glas zu heben. "Darauf trinken wir.", verkündete ich und sowohl mein Clan, als auch Ryan hoben ihre Gläser und wir stießen an.

Wir waren wieder vollständig. Mein bester Freund, der schon seit ich ein kleines Kind war immer an meiner Seite stand, war zurück.

"Cole...", setzte Ash an und ich erhob mich von meinem Stuhl, ehe er fortfahren konnte. Zu aller erst musste ich ihn allein sprechen, selbst wenn ich dafür empörte Blicke von meinem Clan und auch von Ry abbekommen würde.
"Komm mit.", ich griff nach seinem rechten Arm und führte ihn in eine ruhigere Ecke der Bar.
Es war noch früher Abend, daher gab es noch nicht viel Kundschaft und wir waren mehr oder weniger unter uns. Mein Clan, Ry und ich hatten den ganzen Tag damit verbracht, den bewusstlosen Ash sicher in der Garage unterzubringen, abwechselnd Wache zu schieben, uns Ausreden für unsere Familien einfallen zu lassen, uns in der Schule zu entschuldigen und die Aufzeichnungen von den Experimenten der Constanz durchzugehen.
Alles in allem hatte ich für heute echt genug.

Natiel waren gegen Mittag zu uns gestoßen, nachdem sie die Constanz von ihrer Fährte weglocken konnten. Nate hatte sich leicht an seinem rechten Bein verletzt, ansonsten waren wir alle unversehrt davon gekommen. Mit noch etwas mehr Glück hatten die Constanz sie nicht erkannt.

Ich warf einen Blick hinter mich, dann sah ich Ash tief in die Augen. "Mach das nie wieder, klar!?"
Ash sah mich lange an und schluckte. Es fiel mir verdammt schwer, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

"Es tut mir so Leid, ich wollte nicht... ich dachte, ich komme alleine damit klar.", Ash schien nicht die richtigen Worte zu finden für das, was er mir eigentlich zu sagen hatte.
Ich machte nicht mehr lange daran herum, sondern schloss ihn einfach in eine lang andauernde Umarmung.
"Versprich mir einfach, dass du dich nie mehr einfach so verpisst, okay?", ich klopfte ihm noch einmal auf den Rücken und er nickte.
"Bist du okay?", fragte ich ihn dann und überspielte die emotionale Situation mit einem aufgesetzt kühlen Blick. Ash fixierte irgendeinen fernen Punkt und nickte wieder. Da stimmte doch etwas nicht.
"Sicher?", hakte ich nach, da er mir etwas durcheinander vorkam. Allerdings war er auch noch nicht lange wieder auf den Beinen.

Gefährliches Spiel |BoyxBoyWhere stories live. Discover now