Gefährliches Spiel |BoyxBoy

· eighteen ·

Ryan

"Ich habe eine gute und eine schlechte Neuigkeit."

Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus und ich umklammerte das Handy fester, auf dem Cole mic wenige Sekunden zuvor angerufen hatte. Er klang völlig aufgelöst und ich hoffte, dass bei ihm alles in Ordnung war.

Bevor ich etwas erwiderte warf ich einen Blick in unser Treppenhaus. Jake war gerade nicht in der Nähe, also könnten wir offen sprechen. Sicherheitshalber schloss ich die Tür.

"Die schlechte Nachricht zuerst.", forderte ich dann.

Cole zögerte auf der anderen Leitung: "... Ash ist weg."

"Was!?", beinahe fiel mir das Handy aus der Hand und ich versuchte, es gedanklich irgendwo einzuordnen. Wie konnte jemand, der in so einer Art Vampirkoma liegt, plötzlich verschwinden?
"Cole...", ich versuchte, irgendetwas Sinnvolles dazu beizutragen, doch hatte ich es ja selbst nicht mal verstanden und fragte nur: "Wie!?"

Er schwieg. Dann, nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren, meinte er: "Ich glaube, das hat so keinen Sinn gemacht. Also eigentlich hätte ich die gute Nachricht zuerst sagen müssen, nämlich, dass Ash wieder aufgewacht ist."

Ich nickte langsam, obwohl er das ja gar nicht sehen konnte. "Das ist...das ist gut. Aber der schlechten Nachricht zufolge ist er nun...", setzte ich an und Cole beendete meinen Satz: "... weg."
Ich presste die Lippen aufeinander und dachte einen Moment nach. Wo könnte ein Vampir hin sein, der gerade erst aus dem Koma erwacht und den Körper voller Gift hat? Nein, da kam mir nicht wirklich eine Idee.

"Was tun wir jetzt?", ich lief über meinen weichen Teppich hinüber zum Fenster und sah nach draußen. Mittlerweile war es stockdunkel, aber wenigstens schneite es nicht. Eigentlich hatte ich gehofft nach diesem langen Tag endlich etwas Schlaf zu bekommen. Aber ich wurde aus irgendeinem Grund immer so wach, wenn ich Coles Stimme hörte. Und dass ich gerade nicht bei ihm war wollte ich sofort ändern - und nun hatte ich meinen Grund.

"Wo sollen wir suchen?", fragte ich ihn und hörte erleichtertes Aufatmen am Handy. Bei dem Gedanken, dass er nun mein Freund war, mein Cole, wurde mir immer noch ganz komisch - aber auf eine gute, beflügelnde Art.

"Überall. Melinda ist völlig außer sich, Ryan. Sie sagt, dass es unmöglich ist, dass Ash wieder auf den Beinen ist. Wir haben also keine Ahnung, was er gerade durchmacht. Er darf jetzt auf keinen Fall auf Streuner, Urvampire oder vor allem auf Chase treffen.", seine Stimme wurde immer hektischer - so kannte ich ihn gar nicht.

"Ganz ruhig." ermahnte ich ihn sanft. "Ash wird Antworten wollen. Vielleicht hat er ja irgendwas geträumt, wenn er ja schon die ganze Zeit geschlafen hat. Er muss mit Sicherheit erst mal eine Menge verarbeiten."

Obwohl ich Cole nicht sehen konnte wusste ich, dass er nun verwirrt die Stirn runzelte. "Vielleicht hat er sich an irgendwas erinnert."

"Seinen Tod vielleicht. Wie ist er gestorben?" , wollte ich wissen und hörte Cole schnaufen. "Chase hat ihn gebissen - aber ich denke nicht, dass Ash sich jetzt rächen will oder sowas, so ist er nicht. Am besten wir suchen zuerst bei diesem Jax."

"Alles klar, in einer halben Stunde in der Bar!", ich legte auf und öffnete gerade meine Zimmertür, da kam mir schon Jake entgegen. "Dad wird heute mit uns essen, Ry." informierte er mich.

Ich öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich mich nun in der Bar mit meinem Freund, dem Vampir, treffen wollte um nach seinem besten Freund, ebenfalls Vampir, zu suchen, der gerade aus einem Koma erwacht und geflohen ist, nachdem er von einem Wolf gebissen wurde als wir in ein Haus einer durchgeknallten Vampirfamilie eingebrochen sind, wo wir herausgefunden haben, dass dort grausam mit Vampiren und Wölfen experimentiert wurde, ehe uns ein Jäger attackierte und ich fast draufging.
Besser nicht.