· thirty-four ·

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Ash

Mittlerweile hatten sich wieder dunkle Wolken über dem Himmel zusammen gezogen und bedeckten die Sonne mit ihrem gräulichen Schleier aus Dunst und Wasser.

Ich vergrub die Hände in den Hosentaschen und machte mich gerade auf den Weg zum Bahnhof, als sich von hinten eine Hand auf meine Schulter legte.

"Was ist mit deinem Oberteil passiert?", fragte Jake unvermittelt und drehte mich zu sich herum. Fragend öffnete ich den Mund - wie war der überhaupt so schnell hier her gekommen?

Etwas betroffen zog ich mir meine Jacke über, die ich zuvor in den Händen hielt. "Zu viel Blut.", gab ich als Antwort zurück und wollte meinen Weg fortsetzen, doch er hielt mich an einem Arm fest. "Haust du jetzt einfach ab? Du musst mir das hier erklären!"

Ich sah ihm ins Gesicht und erkannte die Ähnlichkeit mit Ryan. Dasselbe ehrgeizige Funkeln in den Augen, die warme, gebräunten Haut - nur hatte Jake irgendwie mehr Reife. Er hatte diesen Ausdruck in den Augen, als ob er von allen anderen Respekt forderte. Bei mir kam sowas aber gar nicht gut an - ich war kein Teil seines Rudels und daher hatte er mir nichts zu sagen!

"Ich muss gar nichts, ich bin keins deiner dressierten Hündchen!", entfuhr es mir und ich riss mich von ihm los.

"Du bist doch bei uns aufgetaucht weil du Hilfe brauchst. Seh es als Gegenleistung.", meinte er kurz angebunden. Diese Selbstsicherheit ging mir ja jetzt schon auf die Nerven - auch, wenn es mich irgendwie an Cole erinnerte. Na toll, und wieder einmal tauchte Cole in meinem Kopf auf.

Ich holte tief Luft: "Schön, aber wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"

Gemeinsam gingen wir zurück in Jax' Wohnung. Es war auf einmal ein vollkommen anderes Gefühl, seine Wohnung zu betreten - unangenehm genug, dass ich mir vornahm, danach nie wieder hier her zu kommen. Jake inspizierte die Leiche des Jägers genau, ehe wir dann ins Wohnzimmer gingen. Ich versuchte ihn mir kein weiteres Mal anzusehen und mich auf Jake und Killian zu konzentrieren.

"Ohoh.", Jake huschte sofort an Killians Seite und sein Kiefer verkrampfte sich, nachdem er seinen Puls kontrollierte. "Er ist tot."

Ups.

Die Diskussion mit Jax und alles weitere hatte einfach zu lange gedauert.

"Ich hätte ihn sofort töten sollen.", seufzte ich und warf nun doch einen Blick auf Jax' Leichnahm. Jake stellte sich an meine Seite und betrachtete mich dann mit seltsamen Interesse in seinen Augen. "Du hast ihn ziemlich gut gekannt.", stellte er fest.

"Logan wird nicht erfreut sein, das von Killian zu hören, oder?.", wechselte ich das Thema. Ob Killian so einfach aus den Fängen der Jäger entkommen war? Was, wenn er eine Nachricht überbringen sollte?
So eine Krimiserien-Nachricht wie 'Ihr habt nur noch zwei Stunden Zeit, dann legen wir sie um' - Nachricht.

"Er ist ein Verlust für das gesamte Rudel. Aber Roth wird wissen, dass es nicht unsere Schuld war.", Jake bedeutete mir, die Wohnung zu verlassen. Schweigend stiegen wir die Treppen wieder hinab und stellten uns draußen vor die Tür. "Kommt dir das auch so seltsam vor? Dass er nur Killian hatte?", fragte Jake mich.

Ich zuckte mit den Schultern. "Irgendwie schon. Als ob er...", setzte ich an und Jake beendete meinen Satz nachdenklich: "...uns eine Nachricht überbringen sollte." Wir tauschten einen verschwörerischen Blick.

"Wir sollten so schnell wir möglich dort hin!", forderte ich und er hob die Augenbrauen: "Und wenn es eine Mahnung war? Was, wenn sie ihre Gefangenen töten sobald wir aufkreuzen?"

Ich überlegte einen Moment. Es könnte natürlich sein, dass sie sich von den Wölfen bedroht fühlen würden. Aber...

"Dann werde ich zuerst aufkreuzen.", beschloss ich. "Das Rudel bleibt in der Nähe während ich mit dem Anführer verhandle. Wenn alles gut klappt kommt ihr dazu, wenn nicht dann stürmt ihr die Gegend - so viele Jäger können das ja nicht sein. Sagen wir, ihr solltet in einer Stunde bereit vor den Ghettos campieren."

Gefährliches Spiel |BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt