· twenty-eight ·

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Cole

Der Mond brach durch die schweren, dunklen Wolken hindurch und leuchtete auf den Velourteppich in meinem Zimmer.

"Wie spät ist es?", fragte Lee mit rauer Stimme. Er saß auf dem Boden, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt und den Rücken gegen die Wand gelehnt.

Ich griff nach meinem Handy und warf beiläufig einen Blick auf Ash, der in meinem Bett lag und bereits schlief. Er hatte - im Gegensatz zu Lee und mir - das Privileg, die Dinge, die heute in der Halle des Rathauses geschehen waren, im Schlaf zu verarbeiten.

"Kurz vor Mitternacht.", informierte ich Lee und schaltete den grell leuchtenden Display meines Handys wieder aus. Den ganzen Tag hatten wir hier gesessen und entweder darüber spekuliert, wie nun alles weitergehen würde oder gemeinsam geschwiegen, wobei jeder seinen eigenen Gedanken nachging. Hauptsächlich Gedanken über die eigene Familie und Freunde, ob sie noch am Leben waren.
Jeder, von dem wir bis jetzt noch nichts gehört hatten, musstevon uns im stillen für tot erklärt werden.

Mit einem Mal hörte ich, wie die Haustür geöffnet wurde.
Lee und ich warfen uns gleichzeitig einen alarmierten Blick zu.
Zwar hielt ich es für sehr unwahrscheinlich, dennoch war es vorstellbar, dass die Wölfe uns komplett aus Creycliff verjagen und jedes unserer Häuser nach Überlebenden durchsuchen würden.

Ich fuhr herum und schüttelte Ash an den Schultern. Er schlug die Augen auf und öffnete den Mund, vermutlich um mich danach zu fragen, was mein Problem war. Schnell legte ich einen Finger an meine Lippen und bedeutete ihm somit, leise zu sein.
Er nickte und stieg leise aus dem Bett.
Lee ging als erster aus dem Zimmer in den dunklen Flur, dicht gefolgt von Ash und mir.
Gerade, als wir dieTreppen erreichten, vernahm ich die gedämpfte Stimme meines Vaters und atmete erleichtert auf.
"Dad?", ich drängte mich an Lee vorbei die Treppen hinunter.
Er stand in unserer Garderobe und wirkte nicht weniger erleichtert, als er auch mich erblickte. "Cole!", Melinda stand wie immer an seiner Seite und schloss mich gleich in die Arme sobald sie mich erblickte. "Wir dachten, dir sei etwas passiert...!", schluchzte sie in meine Schulter und ich umarmte sie fest zurück. "Es ist alles okay, uns geht's gut.", versicherte ich ihr und mein Dad legte eine Hand auf meine Schulter. "Dachte ich es mir doch. Du kommst einfach zu sehr nach mir - und wir Rolands sind einfach nicht tot zu kriegen!", er lächelte leicht, doch ich spürte, dass auch er Angst gehabt hatte.

"...und was haben die hier zu suchen!?", knurrte Lee völlig unvermittelt. Seine Augen waren fest auf die Tür gerichtet und ich drehte mich um.
Als ich ebenfalls sah, was er meinte, atmete ich tief durch. "Das kann doch nicht wahr sein...!"
Alle drei Constanz standen vor unserer Haustür und warteten darauf, hinein gebeten zu werden. Darauf konnten sie lange warten! Als Chase meinen Blick bemerkte, lächelte er zufrieden in sich hinein.

"Ich habe sie gebeten zu kommen.", meinte mein Dad und winkte sie hinein.
Ich zog ein langes Gesicht. "Du hast was!?"
Allein schon der Stolz, mit dem die drei unser Haus betraten, machte mich unglaublich wütend. "Für solche Situationen gibt es auch Vampirgift um sich umzubringen, wir brauchen dafür nicht gleich drei Constanz...!", rief ich aus und mein Dad zog mich zu sich.
"Es sieht im Moment wirklich nicht gut aus für uns!", zischte er und fuhr sich über das Gesicht. "Ich war auch bei der Versammlung, ich weiß, was sie getan haben. Aber im Moment sind das unsere einzigen Verbündeten, okay? Die vergrault man sich nicht.", damit ließ er wieder von mir ab und hoffte wohl, dass ich seine Worte beherzigen würde.
Äääääääähm, würde ich nicht.

"Unsere einzigen Verbündeten?", ich hob fragend die Augenbrauen. "Was...was ist mit den Cheerwoods?", ich schluckte, als mein Dad betreten zur Seite sah. "Catherine und Maxwell Cheerwood wurden beide getötet und ihr einziger Sohn Aidan ist nun ein Gefangener."

Gefährliches Spiel |BoyxBoyWhere stories live. Discover now