· twenty ·

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Ryan

Ich erwachte bei einem leisen, rhythmischen Trommeln auf dem flachen Dach der Garage.

Das Sofa, auf dem ich geschlafen hatte, fühlte sich wohlig weich und warm an unter meinem nackten Oberkörper, daher blieb ich noch etwas liegen und döste leicht vor mich hin.

Nach wenigen Minuten wurde das trommelnde Geräusch immer lauter und wurde schließlich zu einem starken Rauschen außerhalb der Garage.
Mit einem ausgiebigen Gähnen setzte ich mich auf und die dünne Stoffdecke rutschte von meinem Oberkörper.

"Cole?", Ich fuhr mir mit einer Hand über das Gesicht und dann einmal durch die Haare.

Er stand vor dem kleinen Fenster, das trübes Licht in die Garage fallen ließ. Beide Hände waren in den Taschen seiner Jogginghose vergraben, bei dem Klang meiner Stimme fuhr er lächelnd zu mir herum. "Es regnet.", verkündete er mir.
Ich lächelte wie automatisch zurück und streckte mich. "Wurde aber auch Zeit, dass dieser ganze Schnee mal verschwindet.", kommentierte ich im selben Moment, als es heftig donnerte.

Cole stand weiterhin nur da und starrte mich an. Ich fragte mich, ob er die ganze Nacht hier bei mir geblieben war. Das musste doch auf Dauer total langweilig und einsam sein.

"Was ist?", fragte ich als mir unter seinen funkelnden, blauen Augen irgendwie unwohl zumute wurde.

Er gab keine Antwort, stattdessen setzte er sich dicht vor mich aufs Sofa. Ich hatte das Gefühl, dass er mir irgendwas sagen wollte, doch dann küsste er mich einfach und ich vergaß alles andere. Für ein paar Sekunden nahm ich nur seine Lippen auf meinen wahr - dann hörte ich es. Das Jaulen eines Wolfes kilometerweit entfernt, doch meine Ohren drohten zu explodieren.
Die Regentropfen fielen wie in Zeitlupe und ich öffnete den Mund, um nach Luft zu schnappen.

"Ry...?", Cole hielt mich an beiden Schultern, seine Augen zuckten durch mein Gesicht.

"Deine Pupillen...!"

Alarmiert riss ich den Kopf hoch. Es war ein Signal aus meinem Rudel gewesen - etwas schlimmes war geschehen.
In meinen Ohren piepste es noch, als sei direkt neben mir eine Bombe hochgegangen. Coles Lippen bewegten sich, doch ich verstand kein Wort mehr von dem, was er da sagte.

Ich erhob mich und torkelte an ihm vorbei, zur Tür raus in den Regen und fand mich auf der großen Wiese vor Coles Haus wieder.

Orientierungslos und schwer atmend drehte ich mich um mich selbst, bis ich den dichten schwarzen Rauch aus dem Wald aufsteigen sah.

"Nein...!", hauchte ich und mein Mund klappte auf. Vor Schock spürte ich den kalten Regen gar nicht, der meine Haare und Kleidung durchnässte und literweise meinen Körper hinunter rann. Alles, an das ich denken konnte war, dass sich unsere Scheune in dieser Richtung befand - und damit auch meine Familie.

Ich riss mich zusammen und konnte langsam wieder alles hören - die Geräusche des Gewitters um mich herum und wie Jemand meinen Namen rief. "Ryan!", Cole war mir gefolgt, doch ich zögerte keine Sekunde mehr und rannte einfach los. In Gedanken flehte ich den Himmel an, dass es meiner Familie gut ging. Ich war nicht da gewesen, also konnte ich auch nicht wissen, was passiert war. Ich wünschte mir, ich wäre bei ihnen geblieben.

Meine Füße trugen mich so schnell durch den Regen und durch den Wald, dass ich schon völlig vergaß, meine Wolfsgestalt anzunehmen.

Der dunkle Rauch durchzog den Wald wie ein Tor, das in eine andere Welt führte. Ich fürchtete mich vor dem, was mich erwartete. Der schwarze Rauch trieb mir Tränen in den Augen - doch ich rannte ihm weiter entgegen, obwohl ich kaum noch Luft bekam und der Himmel klang, als würde er jeden Moment über mir entzwei brechen.

Gefährliches Spiel |BoyxBoyWhere stories live. Discover now