· twenty-one ·

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Ash

"Will ich überhaupt wissen, womit deine Eltern ihr Geld verdienen?", fragte ich Chase ganz nebenbei, während ich meinen Blick ehrfürchtig durch ihre prachtvolle Eingangshalle schweifen ließ.

Alles an der Einrichtung im Haus der Constanz schien so antik. Jeder Schrank, jede Uhr und jedes Gemälde wirkte als wäre es Teil einer Sonderausstellung von einem Museum.
Kronleuchter baumelten von der runden Decke und vor den Wänden standen zahlreiche Skulpturen irdischer Kulturen. Als Kind hatte ich das alles gar nicht so wahrgenommen. Nun erschien es mir irgendwie unheimlich.

Ich gab vor, eine der Götzen in der Vitrine genauer zu betrachten und blickte heimlich durch einen geöffneten Türspalt in den nächsten Raum. Chase schien meine Absichten sofort zu bemerken und lehnte sich mit einem düsteren Lächeln vor mir gegen den Türrahmen. "Suchst du Isabelle?"

Bei der Erwähnung ihres Namens zuckte ich leicht zusammen. Mir war klar, dass er mir nicht verraten würde, wo sie war, also fragte ich einfach nur: "Geht es ihr gut?"
Sein Lächeln breitete sich über das ganze Gesicht aus. "Mehr als gut!", rief er völlig enthusiastisch und trat einen Schritt vor. "Aber deshalb bist du nicht hier, oder?", seine Augen leuchteten. Chase hatte diese Augen, die direkt in das Bewusstsein eines Anderen eindringen konnten und es völlig aufwühlten, bis man selbst nicht mehr wusste, was man wollte.

"Richtig, ich bin aus einem anderen Grund hier.", ich machte mir keine Mühe, irgendetwas vor ihm zu verstecken. "Ich will wissen, was du mir damals eingespritzt hast und wieso."

"Ich wollte dich umbringen.", antwortete er völlig perplex.
Ich starrte ihn für ein paar Sekunden einfach nur fassungslos an. Innerlich überlegte ich mir schon, ob ich ihn dafür töten oder die Frage besser noch einmal widerholen sollte, als Chase fortfuhr:
"Zunächst jedenfalls. Was ich dir dann gespritzt habe, war das Gegengift, damit du einfach nur leidest. Das macht immerhin auch genug Spaß.", er lächelte wieder. "Aber irgendwie...", er lehnte sich zurück an die Wand und inspizierte mich genau. "Hast du nicht so darauf reagiert, wie ich es mir gehofft hatte. Im Klartext: Du warst kein Vampir aber auch kein Mensch mehr. Halte mich für völlig verrückt, ich würde sogar zustimmen, aber du bist seit dem Tag nur ein Hybrid. Halb Mensch- Halb Vampir."

Noch immer war ich wie in Trance und wich etwas von ihm zurück. Ich war nie ein Vampir gewesen? Aber auch nie ein Mensch? Hybrid? Wusste Chase die ganze Zeit davon? Wusste Cole davon? Sagte er mir überhaupt die Wahrheit?
Tausend Fragen und nur diese eine Antwort.
"Deshalb..", allmählich war ich in der Lage, 1 und 1 zusammen zu zählen. "Deshalb hat mich das Wolfgift nicht getötet."

Nun war Chase derjenige, der verwirrt war. "Welches Wolfgift? Wurdest du gebissen?"
Ich nickte langsam. Seine Augen weiteten sich, "Das Gift hat also nur den Vampir in dir angegriffen? Erzähl mir davon!"
Da Chase nun der Einzige war, mit dem ich über meine momentane Verfassung sprechen konnte, erzählte ich trotz meiner Zweifel davon: "Ich esse und schlafe wieder, werde schwach und wenn ich trinke, erbreche ich das Blut."

Chase musterte mich teils fasziniert, teils nachdenklich. "Wolfsgift ist also dominant. Ash, das hat mir wirklich sehr geholfen - darf ich nun dir helfen?", er bedeutete mir, ihm zu folgen. "Gleich wirst du dich viel besser fühlen."

Irgendetwas bewegte mich dazu, ihm in das untere Stockwerk zu folgen. Vielleicht war es das Haus, da es so viele Kindheitserinnerungen in mir auslöste. Als wir jedoch den Keller betraten, war es mir fremder als je zuvor.
"Meine Familie experimentiert hier schon seit Jahrhunderten mit unserer DNS. Nenn es die Genetik des Übernatürlichen, wenn du willst.", erklärte Chase den Laborartigen Raum .

Ich war noch etwas abgelenkt von den ganzen Büchern, den Gläsern voll eigenartiger Substanzen und dem Werkzeug, deren Anwendung ich mir nur sehr grausam vorstellen konnte. "Mit wem habt ihr hier experimentiert?", forderte ich zu wissen.
Chase zuckte mit den Schultern. "Streuner, die niemand vermisst. Vampire, die gerade erst verwandelt wurden, also von den meisten für tot gehalten wurden."
Hätte man meinem Clan so etwas angetan, Cole, ... Ich wollte nicht daran denken und drehte meinen Kopf anggeckelt zur Seite, als Chase mir auch schon eine Spritze vor die Nase hielt. "Hier mein Hübscher.", er grinste wie ein Junkie.

Gefährliches Spiel |BoyxBoyWhere stories live. Discover now