Kapitel 18

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"Restaurant Nr. 3 heute Abend?", Ana sah mich über ihren Rücken hinweg auffordernd an, während ich mein Shirt auszog. Meine Schulter hatte vorhin wehgetan, weshalb ich das nun checken ließ.
"Sorry, ich kann nicht."
"So? Was macht Jamal Musiala an einem Montag Abend?", mit einem interessiert-spöttischen Blick musterte sie mich, während sie sich auf den Arzt-Stuhl saß und sich vor mir hinsetzte.
"Meine Frau", ich räusperte mich, "Juli und ich gehen heute zusammen Abendessen. Nächstes Mal, okay?", ich sah sie entschuldigend an.
"Ja klar. Eheverpflichtungen gehen vor.", ihr Lächeln war kein Zentimeter verrutscht.
"Naja, ich würde es eher als Hoffnung auf Annäherung nennen, aber...", gequält sah ich auf meinen Ehering.
"Probleme seit", sie stockte kurz, "dem Thema, das ich nicht anschneiden sollte?"
"So ähnlich. Ich liebe sie, ich liebe sie wirklich sehr. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass ich keine Frau jemals so lieben könnte, wie ich sie liebe. Ich meine ich habe sie geheiratet. Aber momentan ist es so unfassbar schwer diese Gefühle auch wirklich zu spüren.", ich seufzte, "Ich. Ich habe noch mit niemandem darüber geredet.", ich sah sie abwartend an.
"Du kannst es mir sagen, meine Lippen sind versiegelt. Ehrlich.", sie legte mir bestätigend eine Hand auf meine Schulter.
Ich nickte. Ich konnte es nicht beschreiben, aber irgendwas hatte Anastasia an sich, das mich dazu brachte, ihr zu vertrauen.
Vielleicht war es ihre Art, vielleicht aber auch einfach nur mein Wunsch mit irgendjemandem darüber zu reden.
Lilli hatte ich abgewürgt, mit meiner kleinen Schwester am Telefon über meine Eheprobleme zu reden, war nicht wirklich das, was ich mir vorstellte, wenn ich nach einer Lösung für meine Probleme suchte.
Daher tat es mir vielleicht ganz gut mit Ana zu sprechen?
"Du musst dir vorstellen"

P. Gavis POV

Ich lief angepisst den Gang entlang. Unser Trainer hatte mich zu einem der Physiotherapeuten geschickt, weil ich anscheinend irgendeine Auffälligkeit an meinem Bein aufwies.
Laut ihm zog ich das Rechte leicht nach und bevor ich wochenlang ausfiel, sollte das natürlich gecheckt werden.
Ich hasste es, wenn ich verletzt war. Nicht spielen zu können war das schlimmste.
Ich konnte nicht mal sagen, ob ich mich mehr freute, wenn das Team ohne mich gewann oder verlor, egal wie sehr das nach einem arrogantem Arsch klang, der kein Teamplayer war. Ich hasste es zu verlieren und zu wissen, dass ich vielleicht den Unterschied gemacht hätte. Aber ich hasste es auch zu gewinnen, wenn ich nicht auf dem Platz stand. Erstens zeigte das, dass sie es auch ohne mich konnten und zweitens fühlte mich beim Feiern danach, als würde ich nicht dazugehören, weil ich nichts getan hatte.
Daher hoffte ich immens, dass sich der Trainer getäuscht hatte und das ganze lediglich etwas harmloses war oder am besten einfach gar nicht existent.
"Du musst dir vorstellen, dass ich sie einfach nicht mehr richtig angucken kann.", ich zog meine Augenbrauen zusammen und blieb stehen.
Wenn ich richtig hörte, war das Jamals Stimme.
Er war, wie so oft die letzten Tage, gar nicht erst beim Training gewesen. Ich hatte gedacht, dass es daran läge, dass er Einzeltraining bekam, solange er ausfiel.
"Jedesmal kommt dieses Gefühl hoch, das ich im Krankenhaus hatte. Etwas in mir hasst sie dafür, dass es unser Kind nicht überlebt hat."
Die Tür zu dem Raum war nicht ganz geschlossen, anscheinend hatte einer der beiden Gesprächsteilnehmer vergessen, sie richtig zu schließen.
Ich wusste, dass es mich nichts anging und man anstandshalber nicht lauschte, aber trotzdem öffnete ich die Tür ein paar Zentimeter, so dass ich nun einen kleinen Ausschnitt der Szene sehen konnte.
Wie schon erwartet saß Jamal auf der Liege, sein Shirt lag achtlos neben ihm. Doch nicht das war es, was mich meine Augen aufreißen ließ.
Es war auch nicht der Umstand, dass die zweite Person im Raum niemand geringeres als Anastasia Koval war.
Es war ihre Hand, die mich so aus dem Konzept brachte.
Denn diese ließ sie fürsorglich auf seine nackte Brust wandern, während sie ihn mit einen mehr oder minder mitleidigen Blick ansah.
Er schien nicht mal irritiert zu sein, sondern kaute einfach nur auf seiner Wangeninnenseite rum.
Hatte der Typ ernsthaft eine Affäre mit einer blondierten Tusse und sprach mit ihr darüber, dass er seine Frau, die übrigens eine der schönsten war, die ich je gesehen hatte, für den Tod des Kindes verantwortlich machte?!
Nein, das konnte nicht sein. Das Shirt hatte er sicher bloß wegen der Behandlung ausgezogen und vielleicht war ihr mitleidiger Blick ja doch ernst gemeint?
Meinem Eindruck nach war Jamal ein Guter.
Momentan durch die ganze Sache durcheinander, ja, aber ich hätte ihm nie und nimmer das hier zugetraut.
"Ist das unfair ihr gegenüber?", er hob seinen Kopf und sah die Ukrainerin an.
"Nein.", besänftigend streichelte sie nun seine Brust und ich verzog angewidert mein Gesicht.
Das Weib hatte ja gar keinen Anstand...
"Pablo?", ich zuckte zusammen.
"Was machen Sie hier? Ich dachte wir würden uns in 309 treffen?", Pepe, der rund 50 jährige Physiotherapeut sah mich irritiert an.
"Äh ja, sorry. War mir nicht mehr ganz sicher.", ich warf einen letzten Blick durch den Spalt und folgte dann dem grauhaarigen Mann in das Behandlungszimmer, während ich derweil auf meiner Unterlippe umherkaute.
Was machte ich nun mit der Info?

Endless love ? - Jamal MusialaDonde viven las historias. Descúbrelo ahora