Kapitel 49

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„Jamal?"
„Hm?"
„Ich bin schwanger.", ich sah ihn an.
Ich hätte eine riesige Show machen können, ich hätte eine ewige Rede halten können.
Aber nun war es einfach aus mir herausgeplatzt und es fühlte sich richtig an.
Es einfach auszusprechen, wie es war. Ohne Wertung, ohne Schönredung, ohne Angstäußerung.
Jamal, der eben noch auf sein Handy gestarrt hatte, hob ganz langsam seinen Kopf und starrte mich an.
„Was?"
„Ich bin schwanger. Ich habe keinen Magen-Darm-Infekt, sondern Morgenübelkeit.", die Worte purzelten nicht aus mir raus, ich sprach langsam und deutlich.
Er blinzelte.
„Was?", scheinbar kamen die Infos nicht in seinem Gehirn an.
Ich blickte ihn einfach nur an. Ohne wertendes Gesicht. Ohne Freude, ohne Angst.
„Meinst du das gerade ernst?"
„Ja."
Er blinzelte nochmals.
Dann, ganz plötzlich, breitete sich ein gigantisches Lächeln auf seinem Gesicht aus: „Du bist schwanger??", hauchte er.
„Ja.", meinte ich mit Nachdruck.
Er sprang auf, schlug sich seine Hand vor den Mund, drehte sich zu mir.
„Du bist schwanger!"
Anschließend riss er auch mich vom Sofa hoch und wirbelte mich einmal durch die Luft.
„JAM!", ich lachte entsetzt, er stellte mich wieder ab.
„Wie weit bist du???"
„Ich bin in der siebten Woche."
Er schüttelte ungläubig den Kopf, biss sich auf die Unterlippe, verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf.
„Scheiße...", murmelte er strahlend.
Dann sah er mich an, legte seine Hände auf meine Hüfte, um mich ganz nah zu sich heranzuziehen und küsste mich.
„Ich liebe dich, Juli Musiala.", murmelte er zwischen zwei Küssen, „Ich liebe, liebe, liebe dich.", er ließ von mir ab und strich über meinen Bauch.
„Und dieses Mal wird dieses Kind kommen, ich weiß es.", er sah mich eindringlich an.
Ich blinzelte ein paar Tränen aus meinen Augen.
„Ich liebe dich auch."
Er starrte in die Luft, blinzelte ebenfalls ein paar Tränen weg und murmelte dann: „Sie ist schwanger... wir werden Eltern.", ungläubig schüttelte er seinen Kopf.
„Wieso erzählst du mir das erst jetzt?"
Ich zuckte mit meinen Schultern: „Ich hatte Angst. Als ich den Verdacht hatte, hab ich mich zuerst geweigert, ihn wirklich für möglich zu halten. Aber die Periode kam einfach nicht. Als ich den ersten positiven Test hatte, habe ich erstmal noch weitere vier gemacht. Ich hatte Angst. Ich... ich hatte Angst, das gleiche wie letztes Mal nochmal durchleben zu müssen. Ich könnte das nicht nochmal durchstehen, Jamal. Zuerst das Kind verlieren und dann dich.", in meinen Augen sammelten sich Tränen.
Jamal strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mich ernst an: „Etwas in mir drinnen sagt mir zu 100 Prozent, dass das dieses Mal nicht so ist. Und für den Fall, dass es doch geschieht, kannst du auf eine Sache vertrauen: Ich werde dich auf keinen, gar keinen Fall nochmal alleine lassen. Ich verspreche es dir. Hoch und heilig. Ich verstehe, dass du diese Angst in dir drinnen hast und vielleicht auch für immer haben wirst und ich kann es dir nicht verübeln. Aber das wird nicht wieder vorkommen, okay?", er verflochtete unsere Hände ineinander, und meinte dann nochmal mit Nachdruck, „Okay?"
Ich nickte.
Er lächelte zart.
„Aber das war ja auch nicht alles, Jamal. Der Zeitpunkt war grauenhaft... Wir haben drei Wochen vorher erfahren, dass du bereits Papa wirst, ich und du mussten beide erstmal damit klarkommen."
„Oh mein Gott stimmt, Ana. Gott, die kommen dann ja fast gleichzeitig auf die Welt.", murmelte er eher zu sich selbst, ich presste die Lippen aufeinander.
„Ich werde zwei Mal Papa...", meinte er in der gleichen Tonlage.
Dann sah er mich wieder an: „Gott Juli, du hast mich mit diesen Nachrichten wirklich zum glücklichsten Mann auf Erden gemacht."

„Ich wollte eigentlich mit dir in den Urlaub nach der Saison. Denkst du, du packst das trotz Übelkeit?", Jamal kräuselte seine Nase.
„Wenn die Entscheidung zwischen hier übergeben oder am Strand übergeben ist, nehme ich den Strand.", meinte ich matt.
Mein Mann grinste: „Ich ich wasche deine Spuckschüssel sogar selbst aus."
Ich funkelte ihn böse an, er hob beschwichtigend seine Hände in die Höhe und fing an zu lachen.
Dann machte er einen Schritt auf mich zu und wirbelte mich wieder einmal durch die Luft.
„Jamaaaal, lass das. Mir ist übel genug.", ich klang wehleidig, grinste dabei aber.
Er hob mich hoch und setzte sich mit mir aufs Sofa.
„Wie soll ich dich jetzt bloß hier alleine zurücklassen?", murmelte er, während er mich auf die Stirn küsste. Sein Flug ging morgen früh wieder zurück.
„Wir sehen uns doch eh in einer Woche wieder.", ich legte meinen Kopf auf seine Brust und fuhr mit meinem Finger seine Muskeln nach.
„Wenn ich ein Tor schieße - darf ich den Schwangerschaftsjubel machen?"
Ich fing an loszuprusten, auch Jamal grinste.
„Für welche geschwängerte Frau ist der dann?"
Jamal öffnete empört den Mund: „Sei froh, dass du eine von ihnen bist, sonst hättest du was für den Spruch zurückbekommen."
Ich lachte los: „Na klar."
„Glaubst du mir nicht?", seine Tonlage war herausfordernd, ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Sie werden langsam frech, Frau Musiala.", er pikste mir in die Seite, ich quietschte auf.
„Vielleicht geben sie dir einen zweiten Ball, dann kannst du alle beide unter dein Trikot packen.", ich hob schützend meine Hände vor mich und lachte los.
Jamal schnappte sich derweil ein Kissen und schmiss es auf meinen Kopf: „Du bist unmöglich."

„Jamal? Ich muss dir übrigens noch was beichten."
„Hm?", er hatte sein Kinn auf meinem Kopf abgestützt.
„Lilli weiß es. Und zwar nicht nur von unserem Baby, sondern auch von Anas..."
Er schnaubte belustigt: „Meine Schwester hatte schon immer Talent dafür, ihre Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken. Wie hat sies rausbekommen?"
„Sie hat die Tests gefunden. Und von Anas habe ich ihr erzählt, nachdem sie mich gezwungen hat, ihr zu sagen, was mich an der Schwangerschaft bedrückt."
Jamal schüttelte lediglich seinen Kopf.
„Und das ist nicht alles.", ich sah zerknirscht in die Luft.
„Hau raus."
„Carolin weiß es auch... die hat es von selbst bemerkt, ich kann nichts dafür ."
Er hob seinen Kopf und sah mich verwirrt an.
„Ach deshalb hat sie sich letztens so komisch glücklich verhalten und diese merkwürdige Anmerkung gemacht... Ich hab mich noch gefragt, was bei ihr los ist."
Ich lächelte: „Sie war mehr als glücklich."
Jamal gähnte einmal: „Na dann mal sehen, wie sie auf die Nachricht reagiert, dass sie gleich zweifache Oma wird..."

Endless love ? - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now