Kapitel 37

434 36 18
                                    

Die Tage verstrichen und langsam bekam ich wieder einem Rhythmus. Vorgestern hatte ich auch endlich einen Mietvertrag unterschrieben, meiner Meinung nach war es die perfekte Wohnung.
Eben war ich von der Arbeit gekommen und fuhr nun auf den Parkplatz von IKEA. Meine Wohnung richtete sich immerhin nicht von selbst ein.
Mit Stift und Zettel lief ich durch die Ausstellung und hätte am liebsten einfach die Zimmer so gekauft, wie sie dastanden.
Stattdessen entschied ich mich dann doch für die sinnvollere Variante und suchte mir passende Möbel aus.

„Juli?", ich starrte entsetzt von meinem Blatt auf eine der Schränke.
Diese Stimme klang mir nur zu vertraut.
Ich schloss meine Augen für ein paar Wimpernschläge und drehte mich dann um.
„Leon! Was für ein Zufall.", ich rang mir ein Lächeln ab und schloss ihn in die Arme, nachdem er sie verwirrt ausbreitete. Danach entdeckte ich Lynn neben ihm stehend und ging deshalb sofort in die Hocke, um auch ihn zu umarmen: „Lynn! Wie schön dich zu sehen. Wow bist du groß geworden!"
Der kleine Goretzka strahlte mich an: „Juliii.", und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Mensch habe ich dich vermisst, kleiner Mann.", ich hob ihn kurz hoch, er fing an zu lachen.
„Was machst du hier?", Leon sah mich derweil verwundert an.
Ich atmete einmal tief ein: „Möbel shoppen."
„Ja das dachte ich mir, aber wofür? Und vor allem, wieso bist du in München, ohne uns Bescheid zu geben?"
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum: „Ähm... lange Geschichte?"
Er runzelte seine Stirn, dann wurde er etwas blass und seine Miene bestürzt: „Nein oder?"
„Was genau?"
„Sag mir nicht, der Artikel der Bild war korrekt."
„Was sagt er denn?"
„Jamal habe eine Neue?", er sprach leise, ich verzog meine Lippen zu einem Strich.
„Oh mein Gott...", murmelte er, dann zog er mich in eine Umarmung.
„Nach deiner Nachricht an Silvester dachten wir, dass das nur Fake News sind."
„Habt ihr die Bilder also nicht gesehen?"
„Bilder?", er sah mich verwirrt an.
Lynn stand derweil verwundert neben uns und zog an Leons Pulli.
„Was ist los, Papa?", dieser strich ihm nur beruhigend über den Kopf.
In meine Augen stiegen dabei mal wieder Tränen.
„Wie kommst du zurecht?"
Ich sah ihn an: „Ganz ehrlich? Ich versuche mich zusammenzureißen, aber das klappt meistens nur so semi."
„Wie konnte er das bloß tun...", murmelte der Mann vor mir fassungslos, ich schluckte schwer.
„Juli, ich nehme an, du willst nicht drüber reden, aber... wenn ich irgendwas tun kann, und wenn es ein Flug nach Madrid ist, um ihn persönlich umzubringen, ich machs."
Ich lächelte schwach: „Ich denke, das ist nicht nötig, aber danke."
Er nickte langsam: „Würdest du die Tage trotzdem zu uns kommen? Zum Abendessen zum Beispiel? Oder wir zu dir, wir können dir beim Möbelaufbau helfen."
„Das ist sehr nett, vielleicht komme ich da ehrlich drauf zurück. Und ja, Abendessen klingt toll. Aber momentan- ich will bloß meine Wohnung fertig einrichten, um endlich aus dem Hotel ausziehen zu können."
Er nickte erneut: „Brauchst du sonst Hilfe? Ich kann dir beim Raussuchen der Möbel jetzt helfen."
Ich lächelte knapp: „Das ist lieb Leon, aber nicht nötig. Wieso seid denn ihr hier?"
„Lynn will unbedingt ein neues Bett. Mathea ist zwar nicht so begeistert von IKEA Betten, aber das seines besten Freundes hat ihm so imponiert, dass er uns jeden Tag damit nervt...", er zeigte schnaufend auf den kleinen Jungen, der stolz grinste.
Ich lächelte müde.
„Dann mal viel Erfolg dabei. Es war schön euch getroffen zu haben, aber ich sollte wirklich weiter...", ich zeigte auf die zig Ausstellungen, die ich noch vor mir hatte, Leon nickte.
„Ah und Leon. Tu mir einen Gefallen und häng es bitte nicht an die große Glocke. Das weiß noch niemand und ich bin momentan auch nicht wirklich dazu bereit, darüber zu reden. Und wenn ich schon das Glück habe, dass die deutschen Medien die Bilder wohl noch nicht entdeckt haben..."
Er tat so, als würde er seinen Mund absperren und den Schlüssel wegwerfen.
„Mein Gott, ich würde ihm wirklich gerne den Hals umdrehen...", er drückte meine Hand und lief dann mit dem Kleinen weiter.

„Leon?"
„Juli? Hey!", er klang über den Hörer hinweg etwas verschlafen.
„Du hattest doch letztens angeboten, mit den Möbeln zu helfen. Steht das noch?"
„Ja klar, wann und wo?"
„Diesen Samstag werden sie geliefert."
„Dann sehen wir uns da. Serge würde sicher auch helfen, aber dafür muss man ihn einweihen...", er klang abwartend, ich atmete einmal tief ein.
„Irgendwann bekommt er es eh mit... Es wäre toll, wenn er auch kommen würde."
Wir wechselten noch ein paar Worte, dann legten wir auf.
Ich stand inmitten der leeren Wohnung. Sie hatte ein schönes Schlafzimmer mit genug Platz für einen gewaltigen Kleiderschrank, ein Arbeitszimmer und ein Wohnzimmer, eine abgetrennte Küche und ein schönes, relativ geräumiges Bad. Selbst ein Balkon war inbegriffen. Für mich alleine war sie wirklich mehr als ausreichend und wunderschön. Zumal sie erst vor kurzem fertiggebaut wurde, was mich zur ersten Mieterin machte. Mit den richtigen Möbeln würde ich mich hier sicher wohl fühlen. Auch wenn sie ohne eine gewisse Person war...

Endless love ? - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now