Kapitel 19

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Julis POV

"Danke.", murmelte ich, als Jamal mir die Tür des Sportwagens aufhielt.
Er nickte nur knapp und lief dann zum Eingang des Restaurants, dessen Tür er mir erneut aufhielt.
"Bienvenidos señor y señora.", ein Kellner lächelte uns freundlich an und nahm uns die Jacken ab.
Danach führte er uns zu einem etwas abgelegenem Tisch in einer Nische.
Das Restaurant war stilvoll eingerichtet und wenn die Situation zwischen Jamal und mir nicht so angespannt wäre, würde ich mich wirklich wohlfühlen.

Nachdem der Kellner uns Empfehlungen ausgesprochen und wir diese gewählt hatten, sah mich Jamal für ein paar kurze Augenblicke an, ehe er seine aufgestützten Hände aneinander rieb und aus dem Fenster sah.
"Wie läuft das Training?"
Er zuckte mit seinen Schultern: "Könnte besser sein, aber nicht auffallend schlecht."
Ich nahm einen Schluck meines Aperitifs und ließ meinen Blick dann durch das Restaurant schweifen.
"Willst du eigentlich wieder anfangen zu arbeiten?", unterbrach Jamal die Stille.
Mein Kopf schnellte zu ihm: "Wieso? Möchtest du das?"
Ich hatte mir ehrlich gesagt noch überhaupt keine Gedanken darüber gemacht. Ich sprach Spanisch absolut nicht fließend, keine sonderlich gute Voraussetzung für einen Job in Spanien. Und in der aktuellen Situation war ich mir auch nicht sonderlich sicher, ob Arbeit die beste Ablenkung war...
"Nein, das ist natürlich deine Entscheidung. Dachte nur, dass du das vielleicht möchtest."
Ich nickte und sah dann aus dem Fenster.
"Matteo hat gestern erzählt, dass seine Hündin 7 Welpen zur Welt gebracht hat. Er weiß nicht, wohin mit den Kleinen und hat gefragt, ob sich jemand vorstellen kann, einen zu adoptieren.", Jamal sah mich fragend an, ich zog meine Augenbrauen zusammen.
"Welche Rasse?"
"Maltipoo.", ich fing an zu lächeln.
"Überlegst du wirklich einen aufzunehmen?"
Ich liebte Maltipoos über alles.
Jamal zuckte mit seinen Schultern.
"Kommt drauf an, was du dazu sagst. Ein Hund, vor allem in dem Alter ist eine große Verantwortung. Und ihn allein in der Wohnung zu lassen, ist in dem Alter keine gute Idee. Du müsstest also Zuhause sein."
Ich sah ihn überlegend an.
"Schlaf ein paar Nächte darüber und dann reden wir nochmal drüber.", er lächelte mich zaghaft an.
Das Lächeln sah seltsam aus. Erzwungen, gequält.
Und das war der Moment, in dem es aus mir herausbrach.
Ich atmete tief aus.
"Es tut mir verdammt nochmal leid, dass ich es nicht geschafft habe, dieses Baby auf die Welt zu bringen,", Tränen sammelten sich in meinem Auge, "aber es ist nunmal so. Nicht nur du musst damit klarkommen.", meine Stimme begann zu beben.
Diese Leere, sie wurde immer schlimmer.
Immer düsterer wurde mein Blick und immer tiefer das Loch, das mich von innen auszufressen schien.
Ich konnte das alles nicht mehr.
Jamal sah mich an: "Ich hatte doch schon gesagt, du bist ni-"
"Nicht schuld?", ich schnaubte, "Das sagst du, aber innerlich machst mich dafür verantwortlich. Und ich kann es dir nicht verübeln. Aber ich kann nichts an all dem ändern. Und dass du mich ständig so ansiehst, Abstand suchst, wegrennst, das macht mich fertig.", ich schluchzte auf.
"Juli, ich-"
"Nein Jamal. Lass gut sein. Das hat keinen Zweck.", ich stand auf, nahm mir meine Jacke und verließ das Restaurant.
Draußen atmete ich einmal rief ein und ließ die frische Luft in meine Lungen strömen. Das aufkommende Panikgefühl aus dem Restaurant verschwand ganz langsam und die ekelhaften, beklemmenden Hände lösten sich von meiner Brust.
Dann lehnte mich gegen die Hauswand.
"Fuck...", murmelte ich, während mir eine Träne über mein Gesicht lief.
Ich strich mir mit meiner Hand meine Haare aus meinem Gesicht.
"Cigarette?", erst jetzt sah ich den Mann in schwarzem Anzug und schwarzen, gegelten Haaren, der neben mir stand und eine rauchte.
Ich wollte schon ablehnen, als ich es mir anders überlegte.
Ich nahm die Zigarette, die er mir entgegenstreckte, dankend an und nahm einen tiefen Zug.
Der Rauch drang in meine Lunge ein und sofort merkte ich, wie das Nikotin anfing zu wirken.
"Warum stürmt eine so schöne Frau wie Sie weinend aus einem Luxusrestaurant und nimmt eine Zigarette eines fremden Mannes an?", fragte er mich auf Englisch interessiert.
"Ehestreit."
Er sah auf meinen Finger und dann in mein Gesicht: "Der Mann ist ein Idiot."
Ich atmete aus und eine Rauchwolke umgab mein Gesicht.
"Und wieso stehen Sie hier so alleine rum?"
"Da drinnen findet ein Investorentreffen statt. Mein Geschäftspartner hält die Trottel da drinnen für die perfekten Investoren. Ich nicht. Aber Tja.", er spannte seinen Kiefer an und sah in die Nacht.
"Scheiße..."
Er sah mich von der Seite an und fing an zu lachen.
"Wem sagen Sie das..."

Endless love ? - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now