Kapitel 12

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Schon bald nachdem Lian vorbeigekommen war, stand Albiel auf der Matte.

„Was soll das? Warum triffst du dich mit ... diesem Jungen?", fragte er und starrte sie dabei mit einem seltsam bohrenden Blick an. „Du kannst dich nicht einfach mit jedem x-beliebigen Jungen treffen! Du kennst ihn doch gar nicht!", schob er hinterher.

„Lian ist kein x-beliebiger Junge", hatte sie fest erklärt. Sie hatte sich ja schon an einiges gewöhnt, aber sie würde sich ja wohl nicht von ihm vorschreiben lassen, mit wem sie ihre Zeit zu verbringen hatte!

„Was hast du mit ihm zu schaffen? Er ... er könnte ein Spion sein", sagte er gedehnt. „Du solltest auf seine Besuche verzichten."

„Ein Spion?", platzte Kira lachend heraus. „Das ist lächerlich! Lian ist ein Jurastudent! Ich meine ..., ich kenne ihn, das reicht."

„Tut es nicht. Wir müssen ihn überprüfen." Kurz meinte sie, Schmerz aus seiner Stimme herauszuhören, doch dann war es schon wieder vorbei. Er sah sie immer noch grübelnd an. Dann fragte er: „Ich meine ... ist er in Ordnung? Kennst du ihn gut? In welchem Semester ist er?" Die plötzliche Neugier in seiner Stimme ging ihr auf die Nerven. Bei ihm war es vielleicht eine Berufskrankheit, aber sie selbst würde jetzt nicht anfangen, alles was andere sagten, zu hinterfragen oder sogar für eine Lüge zu halten!

„Was heißt hier überprüfen?" Mit blitzenden Augen funkelte sie ihn an. „Haben Sie eine Kartei angelegt? Ein Register, in dem steht, wer ein Böser und wer ein Guter ist? Wir sind hier nicht bei der Mafia! Außerdem kenne ich Lian schon ewig." Den letzten Satz hatte sie aus purem Trotz gesagt und weil sie Lian mit allen Mitteln verteidigen wollte. Sie würde sich keinesfalls verbieten lassen, ihn zu sehen! Abgesehen davon hatte sie manchmal wirklich das Gefühl, ihn schon länger zu kennen. Und ganz unbestritten vertraute sie Lian mehr als Albiel.

„Du kennst ihn schon länger?" Albiel hatte aufgehorcht. Seine Unrast machte sie wahnsinnig. Wenn er immer so angespannt wie ein Drahtseil war, trug das nicht gerade dazu bei, dass sich diese verdammte Arbeitsbeziehung oder wie auch immer man das zwischen ihnen bezeichnen wollte, besserte. Seine unruhige, angestrengte Art und sein immer wiederkehrender Jähzorn überforderten sie schlichtweg. Und mit seinem extremen Pflichtbewusstsein kam sie gleich gar nicht klar.

„Ja, ich kenne ihn schon länger", äußerte sie mürrisch und fragte dann übergangslos: „Machen Bodyguards eigentlich Yoga?"

Perplex schaute er sie an. „Wie kommst du jetzt darauf?"

„Ich frage mich das nur, das ist alles."

Verdattert kniff er die Augen zusammen. Dann sagte er langsam: „Du kennst Lian also schon länger. Nun ja ... dann ... das ist gut. Wie hast du ihn kennengelernt?"

Jetzt ging er wirklich zu weit. Musste man vor Bodyguards sein ganzes Leben ausbreiten? Sie würde sich strikt weigern, ihm die Details zu geben.

„Ach, das war eine ganz zufällige Begegnung. Wir saßen mal nebeneinander und kamen ins Gespräch." So, das war nicht mal gelogen. Und jetzt vage zu bleiben, fand sie auf jeden Fall besser. Sie musste ihm ja wirklich nicht alle Einzelheiten auf die Nase binden.

„Jura, soso. Wo wohnt er? Was macht er in seiner Freizeit?"

„Das weiß ich nicht, so gut kenne ich ihn auch wieder nicht."

„Was habt ihr für eine Beziehung? Trefft ihr euch öfters oder nicht?"

War das noch zu fassen? Sie straffte ihren Rücken und atmete einmal tief durch. „Ich weiß echt nicht, was das jetzt soll. Wollen Sie vielleicht noch wissen, was seine Lieblingsfarbe ist und ob er Absichten hat, seine Fingernägel bald wieder zu schneiden?", fragte sie ihn mit schlecht verhaltener Wut. „Man trifft sich eben manchmal unter Studenten. Das nennt man 'sozial'. Haben Sie nie studiert?" Sie war stinksauer.

Im Schatten des PhönixWhere stories live. Discover now