Kapitel 32

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Kira saß zusammen mit Joella, Lian und Jonathan amEingang auf den Stufen. Bert und Bali, die sich mittlerweile so an sie gewöhnt hatten, dass sie jedes Mal, wenn einer der jungen Leute an ihnen vorbeikamen, aufs Hartnäckigste Streicheleinheiten einforderten, reckten hingebungsvoll schnurrend den Hals, weil Jonathan und Joella ihnen den Schädel kraulten. Da kam vom Waldweg Eleonora mit breitem Lächeln auf sie zu.

„Ich habe es schon von Simeon gehört, dass du endlich dem Müßiggang entsagen willst, Kira! Das ist eine absolut wundervolle Nachricht, ich habe mich schon gefragt, wieso du so lange brauchst, um dich zu deinen Fähigkeiten zu bekennen."

„Äh, ja ..." Peinlich berührt blickte Kira auf. Sie mochte es nicht sonderlich gern, im Mittelpunkt zu stehen. Und dann auch noch diese Sonderrolle der Lichthüterin zu haben, - das war irgendwie mehr als seltsam. „Ich weiß nicht wirklich, was da auf mich zukommt, aber ... tja, ich will für den nächsten Krisenfall gewappnet sein!"

Eleonora nickte zustimmend. „Sehr gut, sehr gut", lobte sie.

Da kam Mila, in ihrer weißen Kochschürze und mit einem Tablett Himbeermuffins im Arm, aus der Haustür. „Meine liebe Kira!", begann sie und Kira begann, sich zu winden. Die taten ja alle, als hätte sie sich zu einem Afghanistan-Einsatz gemeldet!.

Mila drückte Jonathan das Tablett mit den Muffins energisch in die Hand. „Pass auf, dass die Löwen sich nichts davon schnappen. Sie sind ziemlich verfressen", sagte sie, ehe sie sich Kira zuwandte: „Wir freuen uns außerordentlich, eine neue Mitstreiterin ausbilden zu können. Es ist sehr ehrenhaft von dir, dass du dich mit Leib und Leben dem Lichthüterorden verschreibst!"

Joella zog Kira verstohlen am Ärmel. „Mit Leib und Leben?", raunte sie ihr zu. „Äh, ich weiß nicht, ob ich an deiner Stelle den Vertrag für den neuen Job unterschreiben würde ... Falls es etwas zu unterschreiben gibt, meine ich."

Mila schaute sie empört an. „Bei uns gilt noch das gute alte Wort! Wir brauchen keine Verträge! Und Kira, sei getrost, Eleonora wird dir alles zeigen."

„Wieso herumführen?", protestierte Kira verdattert. „Ich kenne mich hier doch schon aus -"

Da lachte Eleonora los. „Hast du eine Ahnung! Nur einen Bruchteil habt ihr gesehen! Hihi, die Drei Schwestern waren schon seit eh und je Meisterinnen im Verhüllen, Vertuschen und Verbergen.Ich weiß ja nicht, ob jemand von euch die Mysterienvilla in Pompeji kennt, auch da haben wir-"

Mila unterbrach sie liebevoll: „Eleonora, die jungen Leute hier wollen jetzt sicherlich keine alten Geschichten hören." Feierlich sah sie in die Runde, bevor sie erneut zu sprechen anhob:„Wie ihr wisst, ist das hier eine Ausbildungsstätte und Kampferprobungszone für Lichthüter. Wir verfügen hier außer der Anlage im Wald -", sie machte eine kunstvolle Pause, „auch über eine Trainingshalle mit Kraft- und Konditionsraum, einen Kampfring, diverse Fitnessgeräte und ein Waffenarsenal mit Stich-, Schlag- und Feuerwaffen."

„Aber wo ...? Wie ...?"

Mila ließ ein leises Glucksen hören. "Was erscheint am Morgen, lag am Abend schon verborgen."

Eleonora nickte

„Häh?", machte Joella. Sie und Kira tauschten einen Blick aus, der bedeuten sollte Jetzt-ist-die-Waldtante-wohl-verrückt-geworden.

Die junge Waldfee, der ihr sekundenschneller Augenkontakt nicht entgangen war, brach in schallendes Gelächter aus. „Kommt mit!", sagte sie. „Ich zeige euch die Räumlichkeiten ..."
*

Sie gingen hinter Eleonora her ins Haus, durch die Geheimtür in der Küche die Treppe ins obere Stockwerk hinauf und dann den Flur vor den Zimmern entlang. Vor dem Wandteppich mit dem Diskuswerfer blieb die junge Waldfee stehen. Mit unverhohlenem Stolz schlug sie ihn zur Seite. Dahinter wurde eine Tür sichtbar.

Im Schatten des PhönixOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz